Bundeswehr will „Klima-fit“ werden: Dokument identifiziert acht Handlungsfelder

Der Klimawandel hat das Potenzial, Konflikte anzuheizen, die auch die Bundeswehr vor neuartige Herausforderungen stellen können. Davon ist man im Bundesverteidigungsministerium überzeugt. Entsprechend hat dieses jüngst ein entsprechendes Strategie-Dokument vorgelegt.
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Die Eliteeinheit KSK der Bundeswehr am 5. März 2024 in Calw.Foto: Thomas Niedermueller/Getty Images
Von 26. März 2024

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Das Bundesverteidigungsministerium hat den Klimawandel als Herausforderung entdeckt. Um seinen Auftrag der Landes- und Bündnisverteidigung erfüllen zu können, sieht es sich entsprechend möglichen Anpassungszwängen ausgesetzt. Jüngst hat Minister Boris Pistorius ein Dokument vorgelegt, das die Handlungsfähigkeit der Bundeswehr in diesem Kontext unterstreichen soll. Mitte März hatte man die Strategie „Verteidigung und Klimawandel“ der Öffentlichkeit präsentiert.

Pistorius: Klima-Anpassungsfähigkeit als größte Herausforderung der Bundeswehr neben „Kriegstauglichkeit“

In seinem Vorwort zu dem Dokument hat Pistorius erneut betont, dass die Bundeswehr „als zentrales Instrument unserer integrierten Sicherheit kriegstüchtig und resilient“ sein müsse. Dies zeigten die großen geopolitischen Krisen und Kriege unserer Zeit. Zudem mache der Klimawandel Veranlassungen nötig, um diese „zusätzlich anpassungsfähig und nachhaltig, also zukunftsfest aufzustellen“.

Der Klimawandel habe das Potenzial, schon jetzt die Grundlagen für die Krisen und Konflikte der Zukunft zu schaffen. Dies betreffe nicht nur Katastropheneinsätze im eigenen Land und weltweit, wie sie schon jetzt häufig einen Einsatz der Truppe erfordern.

Zu den weiteren Phänomenen, die der Klimawandel beeinflussen könne, gehörten die Migration, der Wettbewerb um Ressourcen und Seltene Erden oder Spannungen in noch wenig beachteten Schifffahrtsgebieten wie der Arktis.

Klimawandel kann Spannungen und Terrorismus befördern

Bereits im Vorjahr hatte das Metis Institut für Strategie und Vorausschau der Universität der Bundeswehr eine Studie zu möglichen sicherheitspolitischen Implikationen des Klimawandels vorgelegt. Darin war unter anderem davon die Rede, dass Dürren in der Sahelzone die Konflikte zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern in Afrika verschärfen könnten.

Auch im Südchinesischen Meer könnten Spannungen zunehmen, wenn unter anderem Fischbestände in die kühleren Gewässer der ausschließlichen Wirtschaftszone Chinas abwanderten. Dies könne die Konflikte um Fischereirechte von Anrainerstaaten noch zusätzlich verschärfen. Auch hätten die durch eine Dürre gestiegenen Lebensmittelpreise bereits 2010 zum sogenannten Arabischen Frühling beigetragen.

Nicht immer seien Zusammenhänge eindeutig. Dies gelte im Kontext der Problematik der Migration, aber auch des Terrorismus. So hätten entsprechende Gruppierungen verstärkt in der Region des ausgetrockneten Tschadsees versucht, perspektivlose junge Männer anzuwerben. Es spreche vieles dafür, dass der Klimawandel auf internationaler Ebene ein Brandbeschleuniger sei.

Eigenes Informationsportal soll mögliche klimabedingte Konflikte identifizieren

Themen wie diese sind auch Gegenstand der Strategie der Bundeswehr. Insgesamt hat deren Papier acht unterschiedliche Handlungsfelder identifiziert. Entsprechend den erlangten Erkenntnissen sollte eine Anpassung von militärischem und zivilem Personal, Fähigkeiten, Ausstattung und Infrastruktur an die klimatischen Veränderungen erfolgen.

Einer der wesentlichen Bereiche sei dabei die frühzeitige Erkennung und adäquate Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels im Kontext von Sicherheit und Verteidigung. Dies betreffe beispielsweise künftige Konfliktpotenziale und wo diese entstehen könnten. Darum soll sich ein eigenes internes Informationsportal kümmern.

Dazu komme die Beobachtung technologischer Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Frage, wie die Truppe sich diese nutzbar machen könnte. Ein dritter Bereich sei die Anpassung von Planungsprozessen. Dabei gehe es insbesondere um Fragen wie jene, welche personellen, materialtechnischen und infrastrukturmäßigen Potenziale die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr unter veränderten klimatischen Bedingungen optimieren könnten.

Bundeswehr soll bis Ende des Jahres konkrete Vorgaben erhalten

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Resilienz der Logistik und Versorgungskette unter veränderten Bedingungen, wobei der „Drehscheibe Deutschland“ ein besonderes Augenmerk zukommen müsse. Punkt fünf sei die Befähigung des militärischen und zivilen Personals zu „strategischem Handeln unter Berücksichtigung des Klimawandels“ mithilfe entsprechender Ausbildung und Übungen.

Weitere Aufgabenbereiche betreffen die „Klimafestigkeit“ verteidigungswichtiger Infrastruktur wie Häfen, Energienetze und Flughäfen unter extremen Wetterbedingungen, Hilfeleistungen der Bundeswehr im In- und Ausland und Zusammenarbeit und Partnerschaften. Bis Ende des Jahres 2024 will man in jedem dieser Bereiche konkrete Vorgaben erarbeiten und in ihrer Umsetzung kontinuierlich begleiten.



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