CDU für Ausbau heimischer Erdgasförderung – Umweltverbände dagegen

Wie soll Deutschland weniger abhängig von russischen Energieimporten werden? Ein Baustein wäre es, mehr Erdgas in Deutschland zu fördern. Das aber ist umstritten.
Die Debatte über einen Ausbau der Erdgasförderung in Deutschland geht weiter.
Viele Branchen sind von Erdgas abhängig.Foto: Sebastian Willnow/dpa
Epoch Times16. April 2022

Die Debatte über einen Ausbau der Erdgasförderung in Deutschland nimmt Fahrt auf. Der Generalsekretär des Wirtschaftsrats der CDU, Wolfgang Steiger, sagte der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Abhängigkeit von russischen Energieimporten: „In der aktuellen Situation müssen alle Optionen auf den Tisch.“ Dies betreffe auch eine stärkere Nutzung deutscher Vorkommen.

„Mit heimischer Erdgasförderung können wir die russischen Importe natürlich nicht vollständig kompensieren, aber es wäre ein wichtiger Baustein für eine größere Unabhängigkeit.“

Förderung und Vorräte

Eine kurzfristige Erhöhung der aktuellen Förderung um 20 Prozent wäre möglich und sollte umgehend erfolgen, so Steiger. „Unsere heimische Förderung beträgt auch dann mit sechs Milliarden Kubikmetern zwar immer noch gerade einmal ein Zehntel von dem, was wir aus Russland importieren, aber auch das ist ein Schritt in die richtige Richtung.“

Dazu kämen noch unerschlossene Vorräte. „Vor der Deutsch-Niederländischen Küste lagern 60 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das ist so viel, wie wir in einem Jahr aus Russland importieren“, so Steiger. „Die Niederländer wollen die Vorräte erschließen – allein die deutsche Seite sträubt sich.“ Die Förderung wäre aufgrund höherer Standards sogar umweltfreundlicher als der Import aus Russland“, sagte Steiger.

Gas- und Ölförderung in der Nordsee

Das niederländische Unternehmen One-Dyas will nahe dem Wattenmeer an der deutschen Hoheitsgrenze bei Borkum eine Gasförderplattform bauen, die rund zwei Milliarden Kubikmeter Gas jährlich fördern können soll. Die rot-schwarze Landesregierung in Niedersachen hatte sich im vergangenen Sommer zunächst gegen das Vorhaben positioniert, spricht sich inzwischen aber für eine Neubewertung aus.

Nach Angaben des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas produziert, ausschließlich onshore – also im Landesinneren, das mit Abstand meiste davon in Niedersachsen.

Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) setzt sich für eine Gas- und Ölförderung in der Nordsee ein. „Um es klar zu sagen: Ich halte die Festlegung des Koalitionsvertrages, dass wir in der Nordsee nicht mehr Öl und Gas fördern wollen und keine neuen Felder explorieren wollen, für aus der Zeit gefallen“, hatte er dem Magazin „The European“ gesagt.

Gegner der Erdgasförderung

Umweltverbände sind gegen eine Erdgasförderung in der Nordsee. Zum Antrag von One-Dyas hatte etwa der Nabu erklärt, der vorgesehene Standort der Förder- und Aufbereitungsplattform grenze direkt an den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, der als Weltnaturerbe besonderen Schutz genieße.

Steiger warnte außerdem vor einem Embargo russischer Lieferungen. „Die Kündigung von bestehenden Energieverträgen hätte dramatische Konsequenzen für industrielle wie auch private Verbraucher in Deutschland und Europa.“ Es werde viel über Erdgas diskutiert. „Auch an einseitigen Kündigungen von Kohle- und Erdöl-Lieferungen aus längerfristigen, preisgünstigen Verträgen dürfen wir nicht naiv rangehen: Russland dürfte davon sogar profitieren.“ Das Land könnte die freigewordenen Mengen dann zu höheren Preisen auf dem Weltmarkt verkaufen. „Unsere Energieversorger aber müssten die gestiegenen Weltmarktpreise anderer Lieferanten an die Endverbraucher weiterreichen.“ (dpa/red)



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