„Diese Klatsche haben wir uns selber eingebrockt“

Wolfgang Bosbach beklagt das schlechte Ergebnis seiner Partei bei der Bundestagswahl. Er ist überzeugt, dass niemand die Schuld dafür trägt, außer die Partei selbst.
Epoch Times3. Oktober 2021

CDU-Politiker Wolfgang Bosbach beklagt das Scheitern der CDU bei der Bundestagswahl. Es seien „schwere Fehler“ während des Wahlkampfs gemacht worden, moniert der 69-Jährige.

Die Partei sei nach der verlorenen Wahl in einem „alarmierenden Zustand“, so das ehemalige Mitglied des Deutschen Bundestages. „Was der Partei aktuell noch etwas Hoffnung vermittelt und sie zusammenhält, ist die vage Aussicht auf eine Jamaika-Koalition mit einem Kanzler der Union“, sagt Bosbach gegenüber der „Welt“.

Das ganze Debakel habe „tragische Züge“. Armin Laschet sei ein „wirklich netter und grundanständiger Kerl“, meint der frühere Innenpolitiker über den gescheiterten Kanzlerkandidaten. Es sei nun aber notwendig, die Partei umfassend zu erneuern – nicht nur personell, sondern auch politisch.

Inhaltlich gäbe es einiges zu klären und zu konkretisieren, betont Bosbach. „Eine Mehrheit der Unionsbasis hätte lieber Markus Söder als Spitzenkandidat gesehen, in der Bevölkerung sogar eine sehr deutliche. Durchgesetzt wurde im CDU-Bundesvorstand aber Armin Laschet, vermutlich in der Annahme, am Ende wählt die Mehrheit ohnehin wieder die Union, unabhängig vom Spitzenkandidaten“, erklärt er.

Wer hat Schuld am Wahldebakel?

Bosbach möchte weder der Union insgesamt, noch Markus Söder als CSU-Parteichef oder Angela Merkel alleinig die Schuld für die Wahlniederlage geben.

„Mir soll auch keiner mit bestimmten politischen Entscheidungen oder Kursänderungen in den letzten 16 Jahren kommen! Am Ende hat die Partei doch alles mit großer Mehrheit abgesegnet. Kritik wurde doch selbst dann als unbotmäßig abgebügelt, wenn sie ruhig und sachlich formuliert wurde“, so Bosbach.

Als Bundestagsabgeordneter hat Bosbach immer wieder Einwände öffentlich vorgebracht. So verurteilte er etwa die Milliardenhilfen in der Griechenland-Krise und die unkontrollierte Aufnahme von Hunderttausenden Flüchtlingen und Migranten.

Bosbachs Fazit nach der verlorenen Bundestagswahl: „Diese Klatsche haben wir uns selber eingebrockt, und etwas mehr Demut und Selbstkritik könnten uns nicht schaden.“

Junge Union will grundlegende Neuaufstellung der CDU

Nicht nur Bosbach will eine Erneuerung der Partei, sondern auch die Junge Union. „In der CDU darf jetzt kein Stein mehr auf dem anderen bleiben“, sagte JU-Chef Tilman Kuban der „Welt am Sonntag“. Man müsse sich inhaltlich und personell neu ausrichten.

Es sei „Zeit für junge Köpfe“. In den vergangenen 16 Jahren habe eine relativ ähnliche Generation von Politikern das Handeln der Partei bestimmt. „Währenddessen haben sich eine Menge gute Leute in der zweiten Reihe aufgebaut, die müssen jetzt eine Chance bekommen.“

Zu einem Umdenken gehöre es auch, die Basis der Partei künftig bei wichtigen Entscheidungen mehr einzubinden. „Wir müssen erkennen, dass die Mitglieder heute viel selbstbewusster geworden sind und mehr mitbestimmen wollen“, so Kuban. „Wer das nicht annimmt, riskiert die Zukunft der Partei.“ (nw/dts/oz)



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