China und die Frankfurter Buchmesse: Mögen die Spiele beginnen

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(Alexander M. Hamrle/The Epoch Times)
Von und 13. Oktober 2009

Der Medienandrang bei der Eröffnung der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war enorm. Verständlich, heißt der Ehrengast in diesem Jahr doch China, Land mit der weltweit schärfsten Zensur. Dass sich der Buchmarkt mit dem nun tatsächlich anstehenden Wandel vom gedruckten Buch zum digitalen Werk in der größten Umbruchsphase seiner Geschichte befindet, geriet dabei fast zu einer Nebennotiz.

„Heikel“ nennt Buchmesse-Direktor Jürgen Boos seinen Gast in der Eröffnungsrede. Die Einschätzung kommt nicht von ungefähr. Einen Vorgeschmack darauf, dass das Reich der Mitte nicht nur seine Stäbchen exportieren will, sondern auch seine Zensurmethoden, bekam die Buchmesse bereits im September. Vor dem traditionellen Buchmesse-Symposium machte die chinesische Zensurbehörde Druck, die Dissidenten-Autoren Bei Ling und Dai Qing auszuladen. Schlussendlich kamen sie nach einem kollektiven Aufschrei deutscher Leitmedien doch zum Symposium, die chinesische Delegation trat kurz ab, dann, nach Entschuldigung von Boos, wieder auf.

Nun sind die beiden Dissidenten-Autoren auch zur Buchmesse angereist. Bei der Eröffnung ist kein Vertreter des offiziellen China am Podium, ein Eklat blieb somit zumindest zum Start der Buchmesse aus. Im Verlauf der Messe hat sich auch die Uiguren-Sprecherin Rebiya Kadeer angekündigt, für das Pekinger Regime mittlerweile ein ebenso rotes Tuch wie der Dalai Lama. Es bleibt also spannend.

„Untergrundliteratur ist ein Bestandteil der chinesischen Geschichte“

Bei Ling sprach in einer von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) organisierten Pressekonferenz kurz vor der offiziellen Eröffnung der Buchmesse von der Wichtigkeit von Untergrundmedien und –literatur in China. Es sei wichtig, nicht nur die offiziellen Stimmen der in China herrschenden Kommunistischen Partei zu zeigen, sondern auch Untergrunddichter, sagte Bei Ling. Er sei diesmal persönlich von Jürgen Boos eingeladen worden. Bei Ling selbst wurde im Jahr 2000 verhaftet, da er in China eine unabhängige Zeitschrift herausgegeben hatte. „Die Untergrundliteratur ist ein Bestandteil der chinesischen Geschichte und Chinas“, sagte Bei Ling bei der heutigen Pressekonferenz.

Zunehmend mehr chinesischen Internetnutzern gelinge es, die Internetblockade zu umgehen, so Lea Zhou, Chefredakteurin der chinesischsprachigen Ausgabe der Epoch Times. Dies bewiesen die immer höheren Zugriffszahlen vom chinesischen Festland auf die Webseite ihres Mediums, der mittlerweile größten unabhängigen chinesischen Zeitung. Grund für das Umgehen der Blockade seien Computerprogramme wie Ultrasearch, die nach der Gründung der Epoch Times im Jahr 2000 in den USA entwickelt wurden. Doch nicht nur Chinesen würden diese Programme nutzen. „Ich habe es auch per Email deutschen Journalisten geschickt, die sich bei den Olympischen Spielen über die Zensur beklagten“, sagt Zhou.

Denn China ist nicht nur Weltmeister im Foltern, sondern auch Weltmeister in der Zensur, so Martin Lessenthin, Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse werden neben 200 Ausstellern von offizieller chinesischer Seite auch unabhängige Aussteller vertreten sein.

(Alexander M. Hamrle/The Epoch Times)
(Alexander M. Hamrle/The Epoch Times)


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