Dachverband kritisiert Essener Tafel – AfD-Politiker verteidigt: Von 100 Bedürftigen nur 2 Deutsche

Die Entscheidung der Essener Tafel, derzeit keine neuen nicht-deutschen Kunden mehr aufzunehmen, sorgt in der ganzen Bundesrepublik für Furore. Nun hagelt es auch noch Kritik vom Landesverband der Tafeln in Baden-Württemberg.
Epoch Times28. Februar 2018

Laut Grundsätzen des Dachverbandes „Tafel Deutschland e.V.“ sei die Hilfe der gemeinnützigen Essensausgaben für alle gedacht, die dieser Unterstützung bedürften. So äußerte sich die Vorsitzende der Berliner Tafel, Sabine Werth.

Für die Berliner Tafel gebe es keine Bedürftigen erster oder zweiter Klasse. Auch würde man sein Handeln an der Menschlichkeit orientieren, meinte sie in der Stuttgarter Zeitung (StZ).

„Das ist eine sehr unglückliche Entscheidung. Wir hätten das auch nicht so kommuniziert“, sagte ein Sprecher des Landesverbandes am Freitag in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur (dpa) über die Entscheidung des Aufnahmestopps der Essener Tafeln.

„Ich stehe dazu“, meinte hingegen der Tafel-Chef, Jörg Sartor am Freitag in Essen. Im Tafelvorstand sei lange über den Entschluss diskutiert worden, abgesehen von den bisherigen Kunden vorerst keine weiteren Migranten mehr aufzunehmen.

„Wir wollten erreichen, dass der Weg in die Tafel für alle wieder offen ist. Doch in letzter Zeit seien weniger Alleinerziehende und Rentner gekommen“. Und der Aufnahmestopp sei nur eine vorübergehende Maßnahme, „wahrscheinlich nicht über den Sommer hinaus“, so Sartor gegenüber der StZ.

Von 100 Bedürftigen nur 2 Deutsche

Er könne Sartors Entscheidung „sehr gut nachvollziehen“, sagte der Essener Kommunalpolitiker Guido Reil (AfD) in einem Interview mit der Jungen Freiheit. Er hätte einfach die Reißleine gezogen, da es sonst nicht mehr möglich gewesen wäre, weiterzumachen.

Auch seien diese Probleme ja nicht neu, denn an der Ausgabestelle im Stadtteil Essen-Karnap seien von rund 100 Menschen, die auf diese Lebensmittel angewiesen seien, nur noch zwei mit deutscher Herkunft, erklärte Reil.

Zudem seien Asylbewerber auf die Tafeln gar nicht angewiesen, denn sie seien ausreichend versorgt. Trotzdem würden sie dort hingehen, weil sie meinen, es stünde ihnen zu, so der AfD-Politiker weiter. Sie würden die ehrenamtlichen Helfer beleidigen und vor ihren Augen die Lebensmittel auch noch wegschmeißen und sich vordrängeln, so Reil zur JF.

Auf die Kritik der Sozialministerin Katharina Barley (SPD) über die Entscheidung des Aufnahmestopps sagt der Politiker: Die Sozialministerin habe keine Ahnung von der Realität. Sie hätte sich ein Bild vor Ort machen sollen, statt in ihrem Ministersessel in Berlin die Tafel in Essen zu kritisieren. Denn viele würden immerhin ehrenamtlich für die Tafeln arbeiten, fügte Reil hinzu.

Guido Reil war jahrelang für die SPD als Vorstandsmitglied des Essener Ortsvereins und als Essener Ratsherr tätig. Doch wegen der Asylpolitik der Bundesregierung verließ er 2016 die SPD und wechselte zur AfD.

Politiker haben Täter angefeuert

Am letzten Wochenende hatten Unbekannte die Fahrzeuge der Essener Tafel mit „Nazi“-Graffitis besprüht. Er sei über die Schmierereien fassungslos gewesen, meinte der AfD-Politiker. Aber die Täter hätten sich mit solchen Aktionen selbst demaskiert.

Sie seien außerdem geradezu zu ihrer Tat angefeuert worden – durch die heftige Kritik und die Rassismus-Vorwürfe vonseiten der etablierten Politiker, so Reil.

Tafel-Chef will hinschmeißen

Nach der heftigen Kritik und den Vorfällen am letzten Wochenende denkt Jörg Sartor nun schon daran, seinen Job bei der Essener Tafel an den Nagel zu hängen. Die EPOCH TIMES berichtete.

Doch der Entschluss der Tafel steht: Keine Nicht-Deutsche Neukunden. Am Mittwoch hat die Tafel wie geplant neue Bezugskarten für Lebensmittelpakete an bedürftige Deutsche ausgegeben. Dabei wurden mehrere Bewerber mit ausländischen Pässen weggeschickt, wie ein dpa-Reporter berichtete. Mehrere Dutzend Menschen standen demnach am Morgen für neue Berechtigungen an.

Wer keine Kundenkarte bekam, wurde gebeten, in sechs Wochen wiederzukommen. Alles lief dabei friedlich ab, es gab keine lautstarken Proteste.

Bundesregierung will sich nicht äußern…

Die Bundesregierung will sich nicht zum Fall der Essener Tafeln äußern. Man könne nur „ganz allgemein“ sagen, „dass Deutschland ein Land der Mitmenschlichkeit ist und in diesem Land jedem, der bedürftig ist, geholfen werden sollte“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag zur dpa.

Ein Sprecher des Sozialministeriums meinte, dass die Bekämpfung von Armut und die Sicherung des Existenzminimums Aufgaben des Staates seien. Die Tafeln können lediglich ein „ergänzendes Angebot“ zur Verfügung stellen, so der Sprecher.

Doch die staatlichen Hilfen reichen aus Sicht des Sozialverbandes nicht aus. Michael Spörke vom nordrhein-westfälischen Landesverband sagte: „Die Tafeln sind Lückenbüßer dafür, dass staatliche Leistungen nicht reichen.“ Die unzureichenden Hilfen seien die Ursache des Andrangs.

… Bundeskanzlerin Merkel aber schon

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich am Montagabend zur Entscheidung der Essener Tafel. Aufnahmestopps für Ausländer lehne sie dabei ab, so Merkel.

„Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen“, sagte sie in einem Interview mit RTL-„Aktuell“. Dies sei „nicht gut“, zeige aber „auch den Druck, den es gibt“.

Sie hoffe auf „gute Lösungen“, „die nicht Gruppen ausschließen“. Zugleich machte die Kanzlerin auch deutlich, dass sie nicht weiß, wie viele Menschen in Deutschland wegen Armut zur Tafel gegen müssen. Die Debatte über die Essener Tafel habe gezeigt, „wie viele Menschen auf so etwas angewiesen sind,“ so die Bundeskanzlerin.

(vm)

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