„Der beste Weg aus der Pandemie wäre: erst impfen und dann infizieren“

Die Omikron-Variante des Coronavirus macht sich breit in Deutschland. Der Bundesrat soll neue Quarantäneregeln beschließen. Zugleich geraten Labore und Gesundheitsämter vielerorts an ihre Grenzen. Indes hat der Virologe Klaus Stöhr einen Vorschlag, um aus der Pandemie zu kommen.
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Ein Wissenschaftler mit einem Modell des Corona-Virus.Foto: NICOLAS ASFOURI/AFP via Getty Images
Epoch Times14. Januar 2022

Der Bundesrat kommt am Freitag zu einer Sondersitzung zusammen, um über weitere Maßnahmen in der Corona-Pandemie zu beraten. Es geht um neue Quarantäneregeln, auf die sich Bund und Länder verständigt haben.

Die Verordnung, die der Bundestag am Donnerstagabend beschlossen hat, legt etwa fest, dass Menschen mit Auffrischimpfung von einer Quarantäne als Kontaktperson Infizierter ausgenommen sind. Generell sollen Quarantäne- und Isolationszeiten verkürzt werden.

Nach dem Bundestag soll sich am Freitag der Bundesrat, also die Länderkammer, abschließend mit den neuen Regeln befassen. Letztlich umgesetzt werden sie dann von den Ländern. Mithilfe der kürzeren Quarantäne- und Isolationszeiten sollen wichtige Versorgungsbereiche am Laufen gehalten werden, auch wenn die Infiziertenzahl stark steigt. Bund und Länder hatten die Neuregelungen vergangene Woche vereinbart.

Omikron auf dem Vormarsch

Gesundheitsminister Karl Lauterbach will zudem eine aktuelle Einschätzung zur immer stärkeren Ausbreitung der neuen Omikron-Variante geben. Neben dem SPD-Politiker wollen sich der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, und der Berliner Virologe Christian Drosten in der Bundespressekonferenz äußern. Nach dem aktuellen RKI-Wochenbericht hat sich Omikron in Deutschland rasant ausgebreitet. Nach den aktuellsten Daten für die erste Kalenderwoche 2022, die auf Meldungen aus den Bundesländern basieren und auch Verdachtsfälle einschließen, machte die Variante laut RKI-Bericht einen Anteil von 73 Prozent aus und überwiegt damit.

Unterdessen beklagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, erneut einen Personalmangel in den Gesundheitsämtern. „Viele Gesundheitsämter haben deswegen die Kontaktverfolgung eingeschränkt. Sie können sich nur noch um größere Ausbrüche, etwa in Pflegeheimen, kümmern“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Bei weiter steigenden Infektionszahlen wird es schwierig für die Gesundheitsämter, die Daten tagesaktuell einzugeben.“ Wenn das Personal nicht kurzfristig deutlich aufgestockt werde, habe man in den nächsten Wochen keinen klaren Überblick über die Pandemie.

Priorisierung bei PCR-Tests

Politiker forderten wegen der Engpässe in den deutschen Laboren bei der Auswertung von PCR-Tests Regeln dazu, wer vorrangig einen solchen Test machen können soll. So sagte der Gesundheitsexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU), der „Welt“: „Solange eine Überlastung droht, müssen die vorhandenen Kapazitäten primär nach Dringlichkeit und medizinischem Bedarf genutzt werden.“ Das Gesundheitsministerium müsse schnellstens eine Handlungsempfehlung zur Priorisierung bei PCR-Tests vorlegen. Der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, sagte: „Die Testlabore in Norddeutschland sind bereits am Limit, und es ist eine reine Zeitfrage, bis alle im Land diese Marke erreicht haben.“

Virologe Stöhr: „Wir brauchen einen Exitplan“

Der Virologe Klaus Stöhr hält die Kontaktnachverfolgung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Deutschland indes für nicht mehr sinnvoll. „Wir brauchen einen Exitplan“, sagte er in einem Podcast von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) laut Vorabmeldung vom Freitag. „Ich kann Ihnen nicht sagen, warum man in Deutschland noch Kontaktnachverfolgung machen sollte. Von der Inzidenz her ist es von den Gesundheitsämtern nicht mehr zu stemmen“.

„Wenn ein Großteil der Bevölkerung mild und asymptomatisch infiziert ist und Antikörper hat, wird eine sogenannte Kontaktnachverfolgungs-Quarantäne sinnlos“, bekräftigte Stöhr. „Der beste Weg aus der Pandemie wäre: sich erst impfen lassen und sich dann infizieren.“ Im „Paket“ werde es dann einen langanhaltenden Immunschutz geben.

Zur politischen Debatte über eine allgemeine Impfpflicht sagte der langjährige Leiter des globalen Influenza-Programms der Weltgesundheitsorganisation: „Für Omikron kommt die Impfpflicht in diesem Winter zu spät.“ Für die Atemwegserkrankungen im Winter 2022/2023 werde sie „nicht mehr notwendig“ sein.

Neueste Zahlen aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen ließen ihn zudem an der Sinnhaftigkeit der 2G-Plus-Regeln zweifeln: „Wenn man sich die Inzidenzen anschaut, die Häufigkeit der Erkrankung, dann sieht man keinen Unterschied“, sagte er in dem Zeitungs-Podcast. 2G-Plus „macht einen Unterschied, aber nur in den Kassen der Einzelhändler.“ (afp/oz/dpa)



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