Der dritte Anlauf brachte die bitterste Niederlage

Einfach war es für Schäfer-Gümbel nie, seit er an der Spitze der hessischen SPD steht. Aber in diesem Wahlkampf kämpfte der Mann mit dem sperrigen Doppelnamen, den viele nur TSG nennen, auf fast aussichtslosem Posten.
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Thorsten Schäfer-GümbelFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times28. Oktober 2018

Dreimal trat Thorsten Schäfer-Gümbel als Spitzenkandidat der hessischen SPD an. Die Niederlage vom Sonntagabend dürfte die bitterste gewesen sein. Dem desolaten Zustand der Bundes-SPD konnte der 49-Jährige letztlich nichts entgegensetzen. „Wir haben die Themen gesetzt, aber gegen den Bundestrend sind wir machtlos“, sagte er mit fast schon deprimierter Stimme zum schlechtesten SPD-Ergebnis in Hessen seit 1946.

Einfach war es für Schäfer-Gümbel nie, seit er an der Spitze der hessischen SPD steht. Aber in diesem Wahlkampf kämpfte der Mann mit dem sperrigen Doppelnamen, den viele nur TSG nennen, auf fast aussichtslosem Posten. Vor zwei Wochen stürzte zunächst die Bayern-SPD bei der Landtagswahl unter die Zehnprozentmarke. „Bayern ist Bayern und Hessen ist Hessen“, machte Schäfer-Gümbel sich und seiner Partei danach noch Mut.

Doch im Vergleich zu 2013 verlor die hessische SPD rund ein Drittel der Stimmen – in einem Bundesland, in dem sie früher zum Teil sogar mit absoluter Mehrheit regiert hatte.

Schäfer-Gümbel ging nicht zum ersten Mal unter extrem schwierigen Bedingungen in eine Landtagswahl. Sein Aufstieg in der SPD begann sogar mit einer historischen Niederlage. Bei seinem ersten Anlauf als Spitzenkandidat stürzten die Sozialdemokraten im Jahr 2009 auf ein Rekordtief von 23,7 Prozent.

Er galt bei den damaligen vorgezogenen Neuwahlen als Notkandidat, nachdem seine Vorgängerin Andrea Ypsilanti mit dem Versuch gescheitert war, eine von den Linken tolerierte rot-grüne Minderheitsregierung zu bilden. Doch Schäfer-Gümbel nutzte seine Chance. Er übernahm den Fraktions- und Parteivorsitz von Ypsilanti und erarbeitete sich in den folgenden Jahren Respekt. Ihm gelang es, die nach dem Debakel um die gescheiterte Regierungsbildung schwer erschütterte SPD aufzurichten und zu einen.

„Die ersten Tage und Wochen nach der Wahl waren trotzdem nicht schön“, sagt er rückblickend. Zumindest ein Achtungserfolg gelang ihm bei der Landtagswahl im Jahr 2013, als die SPD auf 30,7 Prozent der Stimmen kam und sich damit deutlich verbesserte. Doch in die Regierung konnte Schäfer-Gümbel seine Partei nicht führen. Stattdessen bildete Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) eine schwarz-grüne Landesregierung.

Bereits als Jugendlicher trat er 1986 in die Partei ein. Er wuchs in einem Arbeiterviertel in Gießen auf und konnte als einziges von vier Geschwisterkindern Abitur machen. Sein Realschullehrer schlug ihn für das Gymnasium vor. Er studierte Agrar- und Politikwissenschaft und arbeitete zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Seit 2003 sitzt der im bayerischen Oberstdorf geborene Sozialdemokrat im Wiesbadener Landtag. Seit 2009 ist der verheiratete Vater dreier Kinder Fraktions- und Parteivorsitzender der SPD. Nach seinem zunächst für viele überraschenden Aufstieg in der SPD ist Schäfer-Gümbel inzwischen die unumstrittene Nummer eins des Landesverbands. Auch in der Bundes-SPD gehört er längst zur Führungsriege. Seit 2013 ist er stellvertretender Vorsitzender der Bundes-SPD.

Persönliche Konsequenzen aus seiner dritten Wahlniederlage als SPD-Spitzenkandidat wollte Schäfer-Gümbel am Sonntagabend nicht ziehen: „Ich bin niemand, der aus der Verantwortung flieht.“ Mit Blick auf Berlin fügte er hinzu: „Wir haben in der Vergangenheit ein bisschen zu oft unsere Vorsitzenden ausgetauscht, ohne dass das wirklich etwas was verändert hätte.“

(afp)



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