Deutschlands Brücken verfallen – Experten schließen aber Katastrophe aus

Die Bilder von der Brückenkatastrophe in Genua sind noch nicht vergessen. Der Blick auf Deutschlands Brücken zeigt, dass viele Bauten saniert oder abgerissen werden müssen.
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Die Brücken in Deutschland benötigen mehr Aufmerksamkeit. Einige sind baufällig. (Symbolbild)Foto: iStock
Epoch Times13. März 2020

Das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur schreibt auf der eigenen Homepage: „Im Netz der Bundesfernstraßen befinden sich aktuell etwa 39.500 Brücken, die je nach Bauart und Brückenquerschnitt in Teilbauwerke untergliedert werden, sodass insgesamt etwa 51.360 Brücken-Teilbauwerke mit einer Gesamtfläche von über 30 Millionen m² zu betreuen sind.“

Es handelt sich dabei um eine Gesamtstrecke von 2.100 Kilometer was gleichbedeutend ist, wie die Distanz zwischen Flensburg und Neapel. 30 Millionen Quadratmeter sind zu betreuen. Dies erfordert von den Behörden große Aufmerksamkeit in Sachen Sicherheit.

Marode Brücken im Westen – neuere im Osten

Der Gesamtzustand von Deutschlands Brücken ist zu hinterfragen, denn ein Großteil der aktiven Brücken wurden innerhalb der Jahre 1965 und 1985 erbaut. Es ist bekannt, dass ein Großteil der Brücken im Westen baufällig ist. Neuere Bauten wurden nach der Wiedervereinigung in den 1990er Jahren in Ostdeutschland fertiggestellt.

Viele Experten warnten bereits im Jahr 2013, dass der Großteil der Brücken marode sei. Jedes zweite der Brückenbauwerke sei in schlechter Verfassung, so die Experten laut „Welt“. Nur 12 Prozent der Brücken seien heute in einem guten Zustand, 75 Prozent der Brücken hätten einen „befriedigenden“ Zustand und 11 Prozent seien baufällig. Zwei Prozent wurden als „gefährlich“ eingestuft. Seit dem Jahr 2015 läuft ein teures Sanierungsvorhaben.

LKW-Verkehr setzt Brücken zu

Das Verkehrsaufkommen in Deutschland nimmt ständig zu – vor allem der LKW-Verkehr. Deshalb versuchen die zuständigen Behörden, vor allem die Brücken in den älteren Bundesländer den Anforderungen entsprechend anzupassen. Es wird versucht die Brücken zu sanieren, jedoch nicht immer sind die Bauwerke noch reparierbar. Brücken werden aus drei Gründen abgerissen:

  • Sie passen nicht mehr in das Stadtbild.
  • Können das wachsende Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen.
  • Sie sind schlichtweg baufällig.

Martin Mertens von der Hochschule in Bochum ist Experte für Statik und Brückenbau. Er erklärt einen Abriss: „Das ist wie bei uns Menschen. Wenn wir die 50 überschritten haben, fangen die Zipperlein an.“ Die vielen Wege der Waren durch Europa werden von LKWs bewältigt. Die wachsende Zahl der Schwerlastfahrzeuge auf unseren Straßen setzt den Brücken in Deutschland zu: „Ein Lkw schädigt (…) eine Brücke etwa so stark wie 40.000 bis 50.000 Pkw“, sagt Mertens.

Korrosion und Risse

Das BMVI schreibt: „Als Hauptmaterialien kommen in Deutschland im Wesentlichen Beton, Stahl oder Kombinationen daraus als Stahlverbundbrücken zum Einsatz.“ Und genau hier liegt das Problem für Experte Martin Mertens: „In vielen Brücken ist Spannstahl verwendet worden, der zu Korrosion und Rissen neigt.“ Der Prozentsatz der Materialien sieht aktuell so aus:

  • Spannbetonbrücken 70 Prozent.
  • Stahlbetonbrücken 17 Prozent.
  • Stahlverbundbrücken 7 Prozent.
  • Stahlbrücken 6 Prozent.

Deutschlands Brücken sind aber keinesfalls eine Art Gefahrengut. Die Behörden oder Prüfingenieure beäugen akribisch jedes einzelne Bauwerk. Alle sechs Jahre gibt es eine Prüfung „handnah“. Alle drei Jahre gibt es eine einfache Prüfung. Dazwischen werden laufend Besichtigungen durchgeführt. Hohlstellen werden lokalisiert und ausgebessert. Eine Sichtprüfung lässt auch jeden kleinsten Riss nicht unbeachtet.

Katastrophe nicht vorstellbar

Ein Prüfungssystem beziehungsweise der „Traglastindex“ wurde nach der Katastrophe in Genua im Jahr 2018 installiert. Ein solches Unglück halten die Experten in Deutschland für unmöglich. Denn bereits im Jahr 2015 rief der damalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt ein sogenanntes „Brückenertüchtigungsprogramm“ ins Leben, um dem Brückenverfall in Zukunft Herr werden zu können. Zudem werden bereits innovative Brückentechnologien eingesetzt. (cs)



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