Diakonie verteidigt Vorschlag zu assistiertem Suizid in Pflegeinrichtungen

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Ein Arzt leistet durch eine Injektion aktive Sterbehilfe.Foto: iStock
Epoch Times23. Januar 2021

Der Präsident des evangelischen Diakonischen Werkes in Deutschland, Ulrich Lilie, hat seinen Vorschlag verteidigt, in den Einrichtungen der Diakonie unter bestimmten, streng geregelten Voraussetzungen Hilfe beim Suizid zu ermöglichen.

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum assistierten Suizid müsse dies offen diskutiert werden können, „ohne dass uns der Vorwurf gemacht wird, wir seien mit der Giftspritze unterwegs“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe).

Lilie hatte in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ gemeinsam mit der Theologin Isolde Karle und dem Vorsitzenden der Kammer für öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Reiner Anselm, für die Möglichkeit eines assistierten Suizids in evangelischen Einrichtungen plädiert und war dafür heftig kritisiert worden, unter anderem vom Ratsvorsitzenden der EKD, Heinrich Bedford-Strohm.

Lilie: Kirchliche Einrichtungen „Anwälte des Lebens“

Lilie sagte der „Süddeutschen Zeitung“, dass kirchliche Einrichtungen „Anwälte des Lebens“ bleiben müssten:

„Wir müssen den Menschen in jedem Augenblick die Sicherheit vermitteln, dass wir mit aller Leidenschaft an ihrer Seite stehen, damit sie möglichst nie in die Lage kommen, ihr Leben als ausweglos zu empfinden“, sagte der Theologe.

Er habe aber als Mitbegründer eines der ersten Hospize in Deutschland „fast 25 Jahre meines Berufslebens an den Betten von sterbenden Menschen“ gesessen und wisse, dass es Menschen gebe, „die sagen, ich kann mein Leben so nicht mehr aushalten und ich suche jemanden, der mir dabei hilft, aus dem Leben zu gehen“.

Darauf müsse man Antworten geben können, erst recht jetzt, wo das Urteil des Verfassungsgerichts, das das Recht auf Hilfe beim Sterben betont habe.

Diakoniepräsident: Ethische Selbstkompetenz des Einzelnen respektieren

„Was wollen wir denn anderes als letzten Maßstab respektieren, wenn jemand sein Leben beenden will, als die ethische Selbstkompetenz des Einzelnen zur Entscheidung“, fragte Lilie.

Der Diakoniepräsident schlug eine Beratungslösung für Menschen mit Todeswunsch vor. Er könne sich vorstellen, dass man bestens qualifizierte Menschen habe, Seelsorger, die „Anwälte des Lebens sind, die sicherstellen, dass dies wirklich eine selbstbestimmte Entscheidung ist“.

Ein entsprechendes Beratungsangebot könne in den Einrichtungen aufgebaut werden.

„Wir werden niemals werben: Hier bekommen Sie Hilfe zum Suizid, besser als bei den anderen“, so Lilie. „Das wird es nicht geben.“

Für sich selber könne er sich einen solchen assistierten Suizid nicht vorstellen, sagte der Diakoniepräsident. „Alles in mir würde sich erst einmal dagegen wehren.“

Er „hoffe und bete“, dass er nicht in eine derart verzweifelte Lage gerate, „dass ich mir nur noch den Tod wünsche“. Aber: „Sicher macht mich da nichts“, fügte Lilie hinzu. (dts)



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