Die 22 Flughäfen Deutschlands haben ein Problem: Passagieraufkommen auf 20 Prozent gesunken

Bundesverkehrsminister Scheuer will zu einem Luftverkehrsgipfel einladen, um die Folgen der Corona-Maßnahmen für die Branche abzumildern. Gleichzeitig plädiert Grünen-Chef Habeck für ein Umwelt-Verkehr-Ministerium.
Titelbild
Flugzeuge von Lufthansa and Eurowings parken auf dem "Franz-Josef-Strauss" Airport in München 24. August 2020.Foto: CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images
Epoch Times20. September 2020

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat neue Corona-Hilfen für die Luftfahrtbranche angekündigt. „Ich werde schnellstens zu einem Luftverkehrsgipfel einladen, der sich mit den Folgen der Corona-Krise für die gesamte Luftverkehrswirtschaft beschäftigt“, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben). „Da werden wir helfen und retten müssen.“

Vor allem gehe es um die 22 Flughäfen in Deutschland, die 180.000 Menschen beschäftigten. „Bei einem Passagieraufkommen von 20 Prozent des normalen Niveaus habe ich sehr große Sorge, dass der Erhalt dieser wichtigen Infrastruktur in Gefahr ist“, sagte Scheuer. Deshalb werde er „ein Hilfskonzept für die Flughäfen“ vorlegen.

Globale Neuverteilung der Branche

Der Bundesverkehrsminister geht von einer globalen Neuverteilung der Luftverkehrswirtschaft aus. „Wir werden über einen gewissen Zeitraum nicht mehr die ganze Bandbreite der Mobilität in der Luft haben. Manche freuen sich darüber, ich nicht. Und wir werden auch weiterhin helfen müssen“, sagte er in Berlin.

Scheuer verwies auf das milliardenschwere staatliche Hilfspaket für die Lufthansa. „Aber wir denken natürlich auch an die Flughäfen. Wir bereiten gerade ein Konzept für die Regionalflughäfen vor und thematisieren die großen Verkehrsflughäfen. Wenn wir an dieser Stelle wichtige Infrastruktur verlieren, können wir sie nicht mehr reaktivieren.“ Das Ziel sei es, Struktur zu erhalten. „Alles, was schließt, was nicht mehr am Netz ist, wird nicht mehr aufmachen.“

Der Luftverkehr gehört zu den Branchen, die in der Corona-Krise am schwersten belastet sind. Die Buchungen sind stark gesunken. Eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht. Dies verschärft den Spardruck. Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr hatte zuletzt deutlich gemacht, die bislang geplanten Einschnitte beim Konzern in Flotte und Belegschaft reichten nicht aus.

Scheuer sagte: „Wenn Airlines wie die Lufthansa mit nur 30 Prozent fliegen, dann haben sie viel höhere Kosten.“ Mit Blick auf Airbus sagte er, ein europäischer Flugzeugbauer sei im Gesamtsystem Luftverkehrswirtschaft genauso wichtig wie die Flugsicherung und die Gepäckabfertigung. Wenn weniger geflogen werde, habe dies zudem Auswirkungen auch auf Shops im Flughafen bis hin zum Bodenabfertiger. „Das ist ein Gesamtsystem in der Krise.“

Der Verkehrsminister sagte: „Wir werden weniger fliegen, weil sich das Verhalten verändert. Der Geschäftsführer eines Unternehmens in Düsseldorf wird seine Kurztrips nach Berlin einschränken und durch Videokonferenzen ersetzen. Und das ist völlig okay.“ Diese Veränderungen hätten aber Folgen. Keiner hätte sich im Januar vorstellen können, dass am Tag drei Video- oder Telefonkonferenzen normal würden. „Auch spontane Kurztrips übers verlängerte Wochenende ins europäische Ausland werden für eine ganze Zeit deutlich weniger stattfinden.“

Habeck will Verkehrsministerium canceln und Umwelt an erste Stelle stellen

Grünen-Chef Robert Habeck hat sich für eine stärkere ökologische Ausrichtung des Bundesverkehrsministeriums ausgesprochen. „Das Verkehrsministerium muss sich in seinem Selbstverständnis zu einem Umwelt-Verkehr-Ministerium verändern“, sagte Habeck der „Mittelbayerischen Zeitung“.

Man müsse jetzt noch nicht über Ressortzuschnitte reden, doch die Zuständigkeit des Ministeriums müsse an neue Formen der Mobilität angepasst werden, die klimafreundlich seien.

Neben dem Verkehr ist das derzeit CSU-geführte Ministerium auch für digitale Infrastruktur zuständig. Laut Habeck wurden bei beiden Bereichen „große Fehler“ begangen.

„Die digitalen Zuständigkeiten in der Bundesregierung sind mit zersplittert noch freundlich beschrieben“, kritisierte der Grünen-Chef. Die Strukturen müssten gebündelt werden, nur so entstehe Verantwortung. „Auch deswegen sind wir in Deutschland in Sachen Digitalkompetenzen dramatisch zurückgefallen.“ Man müsse „bei Glasfaserausbau, bei der digitalen Verwaltung und etlichen Regulierungsfragen vorankommen“.

Das seien „Mammutprojekte“, aber sie seien zukunftsrelevant. „Wir werden da nur Erfolg haben, wenn die Räder innerhalb der Regierung besser ineinander greifen“, sagte Habeck weiter. (dts)



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