Die Lage war sehr angespannt und kritisch: Zu wenig Strom im deutschen Netz

Strom lässt sich nicht gut speichern - Das Stromnetz in Deutschland ist an mehreren Tagen im Juni in eine kritische Situation geraten, weil zeitweise weniger Strom produziert wurde als benötigt. Die Ursachen sind noch unklar.
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Die Kosten für Energie steigen für private Haushalte immer höher.Foto: iStock
Epoch Times2. Juli 2019

Das Stromnetz in Deutschland ist an mehreren Tagen im Juni in eine kritische Situation geraten, weil zeitweise weniger Strom produziert wurde als benötigt.

Ein Blackout hat nach Einschätzung der Bundesnetzagentur aber nicht gedroht. „Es bestand keine Gefahr für die sichere Stromversorgung in Deutschland“, teilte ein Behördensprecher in Bonn mit. Die Gründe für das starke Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch seien noch nicht eindeutig geklärt.

„Die Lage war sehr angespannt und konnte nur mit Unterstützung der europäischen Partner gemeistert werden“, teilten die Übertragungsnetzbetreiber Amprion, Tennet, 50Herz und TransnetBW mit.

Am 6. und 12. Juni sowie am vergangenen Dienstag habe die zu geringe Stromeinspeisung in das deutsche Netz „jeweils zu einem Absinken der Netzfrequenz im gesamten europäischen Verbundnetz geführt“. Zuvor hatten die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und der Branchendienst „Energate Messenger“ berichtet.

Abschaltung in Industriebetrieben

Die kritische Lage am Strommarkt hat auch zur Abschaltung von Aluhütten geführt. „Trimet hat die Netzbetreiber am 6., 12. und 25. Juni bei der Sicherung der Stromversorgung unterstützt, indem die Aluhütten in Essen und Voerde jeweils für kurze Zeit vom Netz genommen wurden“, sagte ein Trimet-Sprecher der „Rheinischen Post“. Für „bis zu einer Stunde“ sei das möglich.

„Solche Eingriffe im Rahmen der Verordnung zu abschaltbaren Lasten werden immer häufiger“, so der Sprecher weiter. Mit seinen drei Aluminiumhütten steht Trimet für rund ein Prozent des deutschen Strombedarfs.

Sehr ungewöhnliche Ereignisse – Stromkunden müssen Notmaßnahmen bezahlen

Die Übertragungsnetzbetreiber sind für die Stabilität der Stromversorgung verantwortlich, sie müssen dafür sorgen, dass genau so viel Strom eingespeist wird, wie auch genutzt wird. Schwankungen gleichen sie mit Hilfe der für den Notfall vorgesehenen Regelenergie aus.

An den drei Tagen im Juni habe der Bedarf an dieser Regelenergie im Schnitt mehr als 6 Gigawatt betragen. Das sei doppelt so viel gewesen wie vertraglich bereitgestanden habe. „Diese Ereignisse waren sehr ungewöhnlich, aber wir haben sie beherrscht“, sagte eine Sprecherin des Netzbetreibers Tennet.

Um das Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch zu schließen, mussten die Netzbetreiber zusätzliche Kapazitäten beschaffen. Neben Lieferungen aus dem Ausland sei zusätzlicher Strom an der Börse beschafft worden.

Auch auf Angebote von Unternehmen, ihren Stromverbrauch gegen Bezahlung abzuschalten, habe man zurückgegriffen, sagte die Tennet-Sprecherin. Das seien festgelegte Prozesse, die gegriffen hätten. Die Kosten für die Notmaßnahmen landen über die Netzentgelte bei den Stromkunden.

Die Ursachen sind noch unklar

Als Konsequenz aus den Engpässen haben die Netzbetreiber inzwischen die ausgeschriebene Menge der Stromreserve zur Netzstabilisierung erhöht. Dieser Schritt sei vorgezogen worden, sagte die Tennet-Sprecherin. Die erhöhte Nachfrage führte zeitweise zu heftigen Kursausschlägen an der Strombörse. Mittlerweile beobachte man aber wieder eine Normalisierung, sagte die Sprecherin.

Bundesnetzagentur und Übertragungsnetzbetreiber wollen jetzt klären, wie es zu der Unterversorgung beim Strom gekommen ist. Das werde aber einige Zeit dauern. Die dafür notwendigen Daten würden erst in einigen Wochen vorliegen, hieß es von Seiten der Netzbetreiber.

Marktteilnehmer sehen in ungenaue Verbrauchs- und Erzeugungsprognosen einen Grund für die Probleme. Die Stromhändler hätten deshalb zu wenig Strom geordert und sich darauf verlassen, dass genügend Regelenergie vorhanden sei. (dpa/dts)



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