Dieselfahrverbote sind „gesundheitlich wenig sinnvoll“ – Feinstaub sollte stärker kontrolliert werden

Wissenschaftler der "Leopoldina" fordern, dass sich die Politik mehr auf Feinstaub konzentriert, um die Verschmutzung der Luft weiter zu reduzieren.
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An einer Zufahrtsstraße zur Innenstadt von Stuttgart wird der Warnhinweis "Feinstaubalarm ab Donnerstag" eingeblendet.Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Epoch Times9. April 2019

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hält Dieselfahrverbote für „gesundheitlich wenig sinnvoll“. Kurzfristige und kleinräumige Beschränkungen seien ineffektiv, weil sie zu einer Verkehrsverlagerung in andere Stadtgebiete führten, teilte die Leopoldina am Dienstag mit. Die Wissenschaftler forderten aber, die Verschmutzung der Luft weiter zu reduzieren. Dabei solle sich die Politik allerdings weniger auf Stickoxide, sondern mehr auf Feinstaub konzentrieren.

Ende Januar hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Wissenschaftler der Leopoldina gebeten, sich mit den gesundheitlichen Gefahren durch Stickoxide zu beschäftigen. Eine Gruppe von Lungenärzten sowie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatten damals die Grenzwerte für Stickoxid in Frage gestellt, die Grundlage der gerichtlich angeordneten Dieselfahrverbote in zahlreichen deutschen Innenstädten sind.

Feinstaub sei gesundheitsschädlicher als Stickoxid

Die Arbeitsgruppe mit Forschern aus verschiedenen Fachgebieten wie Medizin, Chemie und Verkehrsforschung kommt zum Ergebnis, dass der Stickoxidgrenzwert weder zu streng noch zu locker sei. Die Wissenschaftler betonen, dass Stickoxid bei langfristiger Belastung Atemwegserkrankungen wie Asthma hervorrufen könne. Bei Asthmatikern wiederum könnten auch kurze Aufenthalte in besonders schadstoffbelasteter Umgebung einen Anfall auslösen.

Feinstaub sei allerdings deutlich gesundheitsschädlicher als Stickoxid. „Er kann Sterblichkeit erhöhen und Erkrankungen der Atemwege, des Herzkreislaufsystems und weitere Erkrankungen wie etwa Lungenkrebs verursachen“, warnen die Forscher. Ganz feine Partikel könnten über die Lunge in den Blutkreislauf gelangen und auf diesem Weg weitere Gesundheitsstörungen auslösen.

In der EU gelten laut den Forschern für Stickstoffdioxid vergleichsweise strenge, für Feinstaub hingegen weniger strenge Grenzwerte. Das aktuelle Problem der Grenzwertüberschreitungen für Stickoxid in den Innenstädten halten die Forscher mittelfristig für lösbar.

Da laufend modernere Autos zur Fahrzeugflotte hinzukommen, werde die Belastung voraussichtlich binnen fünf Jahren so stark zurückgehen, dass die geltenden Grenzwerte weitgehend eingehalten werden könnten.

Um das zu beschleunigen, sollten aber die Dieselautos mit Betrugssoftware schnellstmöglich mit Updates versorgt werden. Auch die Nachrüstung von Katalysatoren könne sinnvoll sein, um die Stickoxidbelastung in den Städten zu senken – kurzfristig allerdings vor allem bei Bussen und anderen kommunalen Fahrzeugen.

Reaktionen aus der Politik

Die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ingrid Remmers, erklärte: „Verkehrsminister Scheuer hat mit seinem Versuch, an den geltenden Stickoxidgrenzwerten zu rütteln, Schiffbruch erlitten“. Die „populistische Debatte“, Stickoxidgrenzwerte aufzuweichen, müsse damit endlich aufhören.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hoffte, „dass sich die Diskussion um die Luftreinhaltung in Deutschland nun versachlicht“. Jetzt gelte es, „im Sinne der Empfehlungen der Wissenschaftler die Luftverschmutzung nachhaltig und konsequent Schritt für Schritt zu reduzieren – ohne kurzfristigen Aktionismus.“

Das Umweltbundesamt forderte eine Verschärfung des Feinstaubgrenzwerts sowie weiträumige Umweltzonen in den Innenstädten. Die Umweltorganisation Greenpeace forderte gar, Innenstädte völlig für Autos mit Verbrennungsmotor zu sperren. (afp)



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