Dramatischer Appell: Spahn und Wieler fordern Maßnahmen zur Kontaktreduktion „jetzt“

Die Corona-Maßnahmen in Deutschland werden verschärft. RKI-Chef Lothar Wieler und der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fanden in der Bundespressekonferenz drastische Worte zur aktuellen Situation.
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Jens Spahn (R) und Lothar Wieler.Foto: ANNEGRET HILSE/POOL/AFP via Getty Images
Epoch Times26. November 2021

RKI-Chef Lothar Wieler hat in einem ungewöhnlich dramatischen Appell eine Reaktion der Politik auf die Corona-Zahlen gefordert. Nach einem von ihm in der Bundespressekonferenz initiierten Schweigemoment für die über 100.000 Toten in Zusammenhang mit dem Virus sagte Wieler: „Ich erwarte jetzt von den Entscheidern, dass sie alle Maßnahmen einleiten, um gemeinsam die Fallzahlen herunterzubringen.“ Die Zahl der Kontakte müsse nun deutlich reduziert werden.

Auch der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) drängt auf stärkere Kontaktbeschränkungen. Zudem fordert er die Absage von Großveranstaltungen. Die Lage sei „dramatisch ernst, so ernst wie noch zu keinem Zeitpunkt in dieser Pandemie“, sagte Spahn am Freitag. „Die Zahl der Kontakte muss deutlich runter“, fügte er hinzu.

Der Minister rief die Verantwortlichen in Bund und Ländern zum raschen Handeln auf. Der Weckruf sei „noch nicht überall angekommen“. Manche sagten, sie wollten erst einmal zehn Tage schauen, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden, sagte Spahn mit Blick auf die entsprechenden Pläne der Ampel-Koalition. Die Pflegefachkräfte hätten aber „keine zehn Tage zum Schauen“.

Spahn: Weihnachtsmärkte absagen

Viele in Verantwortung dächten, „es wird schon irgendwie gut gehen“, sagte der Minister weiter. Das werde es aber nicht. Das Beste wäre es, wenn die Ministerpräsidenten bereits in den kommenden Tagen beraten würden, mahnte Spahn. Bislang ist ein Treffen der Länderregierungschefs mit der Bundesregierung erst für den 9. Dezember geplant.

Konkret kritisierte Spahn auch, dass etwa in Berlin noch Weihnachtsmärkte geöffnet seien. In der Hauptstadt sei beispielsweise die Charité-Klinik voll, zugleich gebe es dort Weihnachtsmärkte, bei denen es auch gesellig zugehe. „Das passt gerade einfach nicht in die Zeit“, kritisierte der Minister.

Die sich anbahnende Ampel-Regierung hatte dafür gesorgt, dass die förmliche Feststellung der „Epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ diese Woche ausgelaufen ist, was den Handlungsspielraum von Bund und Ländern einschränkt. So sind beispielsweise allgemeine Ausgangssperren jetzt ausgeschlossen. Im Gegenzug wurden neue Maßnahmen eingeführt, wie die 3G-Regel in Bus und Bahn.

Söder fordert Bundesnotbremse und allgemeine Impfpflicht

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat indes eine rasche Bundesnotbremse für ganz Deutschland und eine ab Januar geltende allgemeine Impfpflicht gefordert. „Nur die allgemeine Impfpflicht befreit uns aus der Dauerendlosschleife Corona“, sagte Söder am Freitag in Rosenheim. „Nur die allgemeine Impfpflicht führt am Ende zu gesellschaftlichem Frieden.“

Er appellierte an den Bund und die Ampel-Parteien, so schnell wie möglich für eine gesetzliche Impfpflicht zu sorgen. „Einigt euch auf eine Impfpflicht ab dem neuen Jahr, ab dem 1. Januar“, forderte Söder. Dies würde helfen, die Impfzahlen zu verbessern. Eine partielle Impfpflicht etwa für medizinische Berufe hätte aus seiner Sicht keine große Wirkung. „Wir müssen aus dieser Krise rauskommen“, mahnte Söder.

Söder betonte, dass die steigenden Corona-Zahlen nicht nur ein Problem Bayerns oder Ostdeutschlands seien. Es sei ein „nationales Phänomen“. Es sei eine „Komplettüberlastung des deutschen, aber auch des regionalen Gesundheitssystems“ zu befürchten. Über die bisherigen Maßnahmen hinaus brauche es daher eine einheitliche Bundesregelung.

„Wir schöpfen alles aus, aber es wird nicht reichen“, betonte Söder mit Blick auf die bisherigen Maßnahmen. Die neue Regierung müsse für eine „wirksame nationale Eindämmungsstrategie“ sorgen und eine „einheitliche Bundesnotbremse für ganz Deutschland“ in Gang setzen. Auch die Ministerpräsidentenkonferenz müsse sich früher treffen. Jede Woche der Verzögerung bedeute für die Kliniken eine Dramatisierung der Lage.

Erstimpfungen binnen 2 Wochen verdoppelt – Impfquote 71,0 Prozent

Am Donnerstag wurden den zweiten Tag hintereinander über 100.000 Menschen das erste Mal geimpft, im 7-Tage-Mittel bekommen pro Tag wieder 71.000 Menschen ihre erste Spritze. Die Impfquote kletterte damit binnen eines Tages von 70,8 auf 71,0 Prozent, wie RKI-Daten vom Freitag zeigen.

68,3 Prozent haben die vollständige Impfung (Vortag: 68,2 Prozent), 9,6 Prozent haben eine Auffrischungsimpfung (Vortag: 8,8 Prozent). Bei den 12- bis 17-Jährigen haben 51,5 Prozent wenigstens eine Impfung, 45,7 Prozent eine zweite Impfung, und 0,9 Prozent eine Booster-Impfung.

In der Altersgruppe 18-59 Jahre haben 74,1 Prozent wenigstens eine Impfung, 75,2 Prozent einen vollständigen Schutz und 6,2 Prozent eine Auffrischung. Unter den besonders gefährdeten Über-60-Jährigen sind 87,2 Prozent mindestens einmal gegen Corona geimpft, 86,0 Prozent haben die vollständige Impfung, 21,3 Prozent den Booster. (afp/dts/oz)



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