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Kriegsführung „drastisch verändert“

„Drohender NATO-Bündnisfall“: Bundeswehr stellt sich auf täglich 1.000 Verwundete ein

General Ralf Hoffmann, Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr, warnt vor den Herausforderungen eines möglichen Krieges zwischen Russland und der NATO. Deutschland müsse im Ernstfall mit bis zu 1.000 verwundeten Soldaten pro Tag rechnen und seine medizinische Infrastruktur entsprechend ausbauen.

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Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeuge wie der Radpanzer Boxer werden modular gebaut und können der Bundeswehr auch als medizinische Unterstützung im Sanitätsdienst dienen.

Foto: huettenhoelscher/iStock

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Lesedauer: 4 Min.


In Kürze:

  • Bundeswehr rechnet im NATO-Bündnisfall mit täglich rund 1.000 verwundeten Soldaten
  • Neue Kriegsrealität: Drohnen und Explosivwaffen prägen Verwundungsarten
  • General fordert flexible Evakuierungssysteme und mehr Krankenhauskapazitäten
  • Russland könnte laut NATO bis 2029 „angriffsfähig“ sein.

Mit bis zu 1.000 verwundeten Soldaten, die täglich zu behandeln seien, muss Deutschland im Fall einer militärischen Eskalation zwischen Russland und der NATO rechnen. Das ist die Erwartung des Befehlshabers des Zentralen Sanitätsdienstes der deutschen Bundeswehr, General Ralf Hoffmann.
Im Gespräch mit „Reuters“ äußerte Hoffmann, die tatsächliche Anzahl der zu betreuenden Verwundeten im Konfliktfall sei von der Intensität der Kampfhandlungen abhängig. Zudem komme es auf Anzahl und Art der zum Einsatz kommenden Einheiten an. „Realistischerweise sprechen wir aber von einer Zahl von rund 1.000 verwundeten Truppenangehörigen“, so der General.

Bundeswehr beobachtet Ukraine-Krieg und passt Ausbildung an

Der seit 2022 geführte Ukraine-Krieg liefere Erkenntnisse darüber, was auch im Fall eines Krieges zwischen Russland und der NATO zu erwarten wäre. Im Einklang mit den daraus gewonnenen Verhältnissen passe man auch die Ausbildung der Sanitätseinheiten der Bundeswehr an. Hoffmann betont dabei:
„Die Natur der Kriegsführung hat sich in der Ukraine dramatisch verändert.“
Von Schussverletzungen habe sich der Fokus hin zu Explosions- oder Brandwunden verschoben. Es seien häufig Drohnen oder sogenannte herumlungernde Munition, die diese verursachten. Ukrainischen Soldaten zufolge erstrecke sich die „Todeszone“ über etwa 10 Kilometer auf beiden Seiten der Frontlinie.
Dort setzten beide Seiten unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) ein, die in der Lage seien, Ziele schnell zu erkennen und zu neutralisieren. Dies habe zur Folge, so Hoffmann, dass verwundete Soldaten wegen umherschwirrender Drohnen häufig über Stunden hinweg nicht evakuiert werden könnten.

General Hoffmann mahnt zusätzliche Sanitätskapazitäten für Bundeswehr an

Der General erklärte, flexible Transportmöglichkeiten für verwundete Soldaten seien eine dringliche Notwendigkeit. Die Ukraine setze Lazarettzüge ein. Züge und Busse dieser Art solle auch die Bundeswehr ins Auge fassen und zusätzlich die medizinische Evakuierung auf dem Luftweg ausbauen.
Es sei erforderlich, die Verwundeten zunächst an der Front zu versorgen, bevor ein Rücktransport erfolgen würde. Dort stünden überwiegend zivile Krankenhäuser zur Behandlung zur Verfügung. Hoffmann sprach von einem geschätzten Bedarf an rund 15.000 Krankenhausbetten bei einer Gesamtkapazität von bis zu 440.000. Zudem müsse man den derzeit 15.000 Personen starken Sanitätsdienst der Bundeswehr ausbauen.
In den vergangenen Jahren hatten mehrere Bundesländer Arbeitsgruppen eingerichtet, um einen möglichen NATO-Bündnisfall und dessen Auswirkungen auf das Gesundheitswesen durchzuspielen. Das Land Berlin richtete im Jahr 2023 die in der Gesundheitsverwaltung tagende Arbeitsgruppe „Zivile Verteidigung Krankenhäuser“ ein. Auch der Freistaat Bayern oder Städte wie Köln haben bereits „Operationspläne“ ausgearbeitet.

Russland soll 2029 „angriffsfähig“ sein – trotz strategischer Überlegenheit der NATO

Innerhalb der NATO und vonseiten westlicher Geheimdienste hieß es zuletzt, die Russische Föderation könnte bis 2029 „angriffsfähig“ im Hinblick auf die Mitgliedstaaten der EU sein. Der Kreml bestreitet ein solches Vorhaben. Russland ist es im Jahr 2022 nicht gelungen, im Zuge seiner Militäroperation in der Ukraine die Regierung in Kiew zu Fall zu bringen. Auch weist das Kriegsgeschehen im Osten des Landes Züge eines Stellungskrieges auf.
Überdies belaufen sich die Bestände an Militärgerät und Soldaten vonseiten der NATO auf ein Vielfaches dessen, was Russland aufbieten könnte. Deshalb argwöhnt der Kreml seinerseits, der Westen könnte versuchen, einen Anlass zu konstruieren, um seinerseits Russland anzugreifen.
Im Westen verweist man demgegenüber auf eine Häufung von Zwischenfällen mit russischen Drohnen in Grenzgebieten zu NATO-Ländern. Polen beschuldigte Russland, vor knapp zwei Wochen mehrfach seinen Luftraum verletzt zu haben. Ähnliche Anschuldigungen erhob vor wenigen Tagen auch die Regierung von Estland.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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