Drosten schwört trotz Kritik auf übersensible PCR-Tests – 2014 kritisierte er die Methode als „Modewelle“

Charité-Virologe Christian Drosten schwört trotz zunehmender Kritik an der Aussagekraft positiver Ergebnisse weiter auf massenhafte PCR-Tests auf Corona. Dass er sich 2014 selbst skeptisch in Bezug auf MERS-Tests in Saudi-Arabien geäußert hatte, sei kein Widerspruch.
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Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin.Foto: Christophe Gateau/dpa/dpa
Von 7. Oktober 2020

Der Chefvirologe der Berliner Charité und Entwickler jenes PCR-Tests, Christian Drosten, der auch in Deutschland zum Nachweis des neuartigen Coronavirus eingesetzt wird, musste in jüngster Zeit viel an Kritik einstecken. So hieß es etwa, dass sein Testansatz übersensibel wäre und die Ergebnisse nicht ausreichend aussagekräftig. In einem Interview mit der „WirtschaftsWoche“ hatte er selbst im Zusammenhang mit MERS-Fällen in Saudi-Arabien im Jahr 2014 vor Übertreibungen und Verzerrungen durch hypersensible Tests gewarnt.

RKI hält PCR-Tests für aussagekräftiger als Antikörper-Methode

Die PCR-Tests, wie Drosten sie entwickelt hatte, gelten auch heute noch als Standard, wenn es darum geht, die Zahl der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 in Deutschland zu bestimmen. Dies liegt auch daran, dass der indirekte Nachweis durch die Feststellung von Antikörpern laut Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) nicht ausreichend verlässlich sei.

In jüngster Zeit regte sich jedoch zunehmend Kritik an der Zuverlässigkeit der PCR-Tests selbst. Diese hatte unter anderem der Harvard-Epidemiologe Dr. Michael Mina Ende August in der „New York Times“ (NYT) artikuliert. Dieser deutete an, dass diese Tests lediglich das Vorhandensein des Corona-Erregers im Organismus selbst, nicht aber die Schwere der Infektion und das von Befallenen ausgehende tatsächliche Verbreitungsrisikos abbilde. Viele positiv auf das Virus getestete Personen trügen lediglich ein unbedeutendes Quantum davon in sich, erläutert Mina. Von den meisten davon gehe keinerlei Ansteckungsgefahr aus.

Corona-Teststandards überholt?

Die Folge sei, dass die Zahl der positiv Getesteten deutlich höher sei als die der tatsächlich Erkrankten – was Unruhe in der Bevölkerung, Ineffizienz im Gesundheitswesen und überzogene Maßnahmen durch die Politik anstacheln könnte, ohne jedoch die Eindämmung der Gefahr durch das Virus entscheidend voranzubringen.

In der Anfangsphase der Corona-Pandemie sei es durchaus sinnvoll gewesen, möglichst viele und möglichst sensible Tests durchzuführen, um festzustellen, wer das Virus in sich trägt und wie es sich verbreitet. Mittlerweile sei aber, da das Coronavirus besser eingeschätzt werden könne, Qualität auch bei den Testresultaten der reinen Quantität vorzuziehen.

Es gehe darum, zu identifizieren, von welchen Infizierten eine tatsächliche Gefahr ausgehe. Die sogenannten „falsch Positiven“ würden die Grundlage für einen angemessenen weiteren Umgang mit dem Coronavirus verzerren.

Saudi-Arabien hatte deutlich mehr MERS-Infizierte als Erkrankte

Drosten selbst hatte vor einer ähnlichen Entwicklung im Jahr 2014 gewarnt, als Tests in Saudi-Arabien einen drastischen Anstieg der Zahl an Personen ausgewiesen hatten, die als MERS-infiziert galten. Der Erreger zählt ebenfalls zu der Gruppe der Coronaviren.

Die MERS-Epidemie, die sich ab 2013 von den arabischen Golfstaaten aus verbreitet hatte, hatte Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom März 2016 zufolge knapp 1.700 Erkrankungen zur Folge, von denen mindestens 609 tödlich verliefen.

Auswertungen von Blutproben aus Saudi-Arabien zeigten jedoch, dass mehrere zehntausend Menschen in dem Golfstaat mit MERS-Viren infiziert waren, ohne Symptome zu zeigen. Experten führten diese Entwicklung auf eine erhebliche Steigerung der Tests seit April 2014 zurück, die in der Golfmonarchie zu verzeichnen gewesen sei.

Medizin, so Drosten, sei „nicht frei von Modewellen“

Auch Christian Drosten hatte sich dazu geäußert und erklärt, die Methode sei „so empfindlich, dass sie ein einzelnes Erbmolekül dieses Virus nachweisen kann“. Dies könne einen falschen Eindruck bezüglich der Bedrohung durch den Erreger zur Folge haben:

„Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten. Auch so ließe sich die Explosion der Fallzahlen in Saudi-Arabien erklären. Dazu kommt, dass die Medien vor Ort die Sache unglaublich hoch gekocht haben.“

Die Medizin, so Drosten damals, sei „nicht frei von Modewellen“. Es wäre „sehr hilfreich, wenn die Behörden in Saudi-Arabien wieder dazu übergehen würde, die bisherige Definitionen der Krankheit einzuhalten“. Interessant seien echte Fälle. Ob symptomlose oder mild infizierte Krankenhausmitarbeiter wirklich Virusträger seien, halte er für fraglich.

Zyklusschwelle oder CT-Wert als entscheidender Faktor

Der entscheidende Faktor bezüglich der PCR-Tests ist der sogenannte CT-Wert oder die „Zyklusschwelle“. Der Test durchkämmt das genetische Material, das untersucht werden soll, in Zyklen, in denen die Virus-DNA vermehrt wird. So werden in der Probe enthaltene Erbgutspuren in den jeweiligen Zyklen stetig verdoppelt.

Je weniger Zyklen man benötigt, um das Virus aufzuspüren, umso mehr davon ist vorhanden. Je größer aber die Virenlast ist, umso höher ist auch die Ansteckungsgefahr, die vom Infizierten ausgeht.

Auf der Basis eines CT-Werts von 40 wurden damit doppelt so viele Tests als positiv ausgewiesen als dies bei einer Schwelle von 35 der Fall gewesen wäre. Bei einer Zyklusschwelle von 30 wären es 70 Prozent weniger gewesen. Zudem berichtete die NYT von bis zu 90 Prozent „falsch Positiven“ ohne Symptome und ohne Ansteckungspotenzial bei Tests in Massachusetts, New York und Nevada.

Der Harvard-Epidemiologe Dr. Mina warnte deshalb vor einem zu hoch angesetzten CT-Wert, der dazu führen könne, dass auch gesunde Personen in Quarantäne geschickt werden. Weniger sensible Schnelltests würden eine höhere Treffsicherheit bezüglich real Erkrankter bieten.

„Standardisierung muss vor Anpassung kommen“

Drosten stellt diese Erkenntnisse nicht in Abrede, warnt jedoch vor einem zu blinden Vertrauen auf eine Anpassung des CT-Werts. Gegenüber einem NDR-Podcast erklärte er:

„Ich finde es jetzt nicht falsch, wenn gerade auch in USA gesagt wird, lass uns einfach mal einen CT-Wert festlegen, ich würde da auch mitgehen.“

Allerdings sei zu berücksichtigen, dass es in unterschiedlichen Laboren unterschiedliche Standards gäbe, was Größe der Proben, Ausstattung, Qualität und Behandlung anbelange, weshalb „ein CT-Wert von 30 in dem einen Labor […] nicht dasselbe in Form von Viruslast“ sein könne wie ein CT-Wert von 30 in einem anderen Labor. Bevor es zu einer generellen Anpassung komme, sei eine Standardisierung im Gesamtumfeld erforderlich. Die Bedeutung der „falsch Positiven“ in der Praxis hält er, anders als noch in 2014 gesagt, in Bezug auf SARS-CoV-2 für gering.

Das RKI plädiert ebenfalls dafür, weitere Faktoren wie das Probevolumen hinzuzuziehen und im Zweifelsfall weitere Testverfahren wie das Anlegen von Zellkulturen anzuwenden. So ließen sich verlässlichere Aussagen über eine tatsächliche Infektiosität erlangen.

Drosten lobt die Kanzlerin

Mit Blick auf den weiteren Umgang mit der Seuche rät Drosten laut „Focus“ zu einer „Vorquarantäne“ im Vorfeld von Familien- und Verwandtenbesuchen an Weihnachten. Um die Gefahr zu minimieren, sollte man „einige Tage, optimalerweise eine Woche, vor dem Familienbesuch mit Oma und Opa soziale Kontakte so gut es geht vermeiden“.

Menschen müssten Risiken in einer Pandemie jedoch stets ein Stück weit selbst abwägen. Es gäbe „keine totale Sicherheit, es bleiben immer Restrisiken“.

Drosten begrüßte es, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel „vor der Kamera schrittweise eine Verdopplung der Fallzahlen vorrechnet“. Ende September hatte sie in einer Schaltkonferenz gegenüber dem CDU-Präsidium gewarnt, dass es zu Weihnachten „täglich rund 19.200 neue Corona-Fälle“ geben könne, wenn man keine Gegenmaßnahmen ergreife.



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