„Charlie Hebdo“: Ein streitbares Symbol der Pressefreiheit kommt nach Deutschland

Im Dezember startet eine deutsche Ausgabe der Wochenzeitung "Charlie Hebdo". Die Zeitung spaltet die Gemüter: Während die einen den respektlosen Humor der Satirezeitung schätzen, kritisieren andere manche der Karikaturen als geschmacklos und beleidigend.
Titelbild
Die umstrittene Satire-Zeitung „Charlie Hebdo”.Foto: MARTIN BUREAU/AFP/Getty Images
Epoch Times23. November 2016

Die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ ist in Frankreich eine Institution – und wurde durch den islamistischen Anschlag auf ihre Redaktion im Januar 2015 zu einem weltweiten Symbol der Presse- und Meinungsfreiheit. Jetzt will „Charlie Hebdo“ den deutschen Markt erobern: Im Dezember startet eine deutsche Ausgabe der Wochenzeitung.

 Bissiger Humor als Markenzeichen

Mit frechen, oft derben Karikaturen und bissigen Texten kommentiert „Charlie Hebdo“ politische und gesellschaftlichen Themen aus Frankreich und aller Welt. Die 1970 gegründete Satirezeitung prangert religiösen Fanatismus, Rassismus, Machtmissbrauch und die Auswüchse des Kapitalismus an, macht sich unbekümmert über Politiker, Stars und Religionen lustig und lotet dabei regelmäßig die Grenzen der Pressefreiheit aus.

„Charlie Hebdo“ spaltet die Gemüter: Während die einen den respektlosen Humor der Satirezeitung schätzen, kritisieren andere manche der Karikaturen als geschmacklos und beleidigend. Immer wieder wurde „Charlie Hebdo“ wegen seiner Karikaturen vor Gericht gezerrt.

Mohammed-Karikaturen und der Anschlag vom 7. Januar 2015

Mit der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen zog „Charlie Hebdo“ wiederholt die Wut von Muslimen auf sich. Im November 2011 wurde nach einer Titelseite mit dem Propheten ein Brandanschlag auf die Redaktionsräume von „Charlie Hebdo“ verübt, bei dem aber niemand verletzt wurde. Der langjährige Zeitungschef Stéphane Charbonnier, als Karikaturist unter dem Künstlernamen Charb bekannt, wurde wegen Morddrohungen unter Polizeischutz gestellt.

Traurige weltweite Berühmtheit erlangte die Zeitung durch den islamistischen Anschlag vom 7. Januar 2015. Zwei französische Islamisten stürmten die Redaktionsräume der Zeitung in Paris während einer Redaktionskonferenz und erschossen zwölf Menschen. Unter den Opfern waren acht Mitarbeiter von „Charlie Hebdo“, unter ihnen neben Charb die bekannten Zeichner Cabu, Tignous, Honoré und Wolinski. Die Täter schrien bei ihrer Flucht „Wir haben den Propheten gerächt!“

„Charlie Hebdo“ als Symbol der Presse- und Meinungsfreiheit

Der Anschlag löste weltweit Entsetzen aus, es folgte eine beispiellose Welle der Solidarität mit der Satirezeitung. Der Spruch „Je suis Charlie“ – „Ich bin Charlie“ – ging um die Welt, die Satirezeitung wurde zu einem Symbol der Presse- und Meinungsfreiheit. Die eine Woche nach dem Anschlag veröffentlichte sogenannte „Ausgabe der Überlebenden“ verkaufte sich rund acht Millionen Mal – ein Rekord in der französischen Pressegeschichte.

Der Verkauf der Ausgabe und Spenden spülten Millionen in die Kassen der chronisch klammen Satirezeitung. Die Zahl der Leser wuchs rasant: Wurden vor dem Anschlag wöchentlich in Frankreich rund 30.000 Exemplare verkauft, sind es heute rund 110.000.

Arbeit unter Polizeischutz

Heute arbeitet die „Charlie Hebdo“-Redaktion an einem geheimen, streng gesicherten Ort, die bekanntesten Mitarbeiter stehen unter Polizeischutz. Wiederholt gab es Morddrohungen gegen die Redaktion.

Mit seinen Karikaturen sorgt „Charlie Hebdo“ auch weiterhin über Frankreichs Grenzen hinaus für Erheiterung oder Entrüstung. Zum ersten Jahrestag des Anschlags zeichnete Zeitungschef Riss einen blutverschmierten Gott mit Kalaschnikow und titelte: „Ein Jahr danach: Der Mörder ist noch immer auf der Flucht.“ Der Vatikan kritisierte, die Zeitung verletze die Gefühle von Gläubigen.

Zuletzt geriet „Charlie Hebdo“ nach dem Erdbeben im italienischen Amatrice in die Kritik. In einer Karikatur wurden Erdbebenopfer als italienische Nudelgerichte dargestellt. Der Ort verklagte die Satirezeitung deswegen.

Der Name – eine Referenz an Charlie Brown

„Charlie Hebdo“ ist der Nachfolger des Satire-Magazins „Hara Kiri“, das 1970 nach einer ironischen Titelgeschichte zum Tod von Ex-Staatschef Charles de Gaulle verboten wurde. Das „Charlie“ im Namen ist eine Hommage an die Comicfigur Charlie Brown und ihren Erfinder Charles M. Schulz. „Hebdo“ ist die Abkürzung für das französische Wort für Wochenzeitung (hebdomadaire). (afp)



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