Ellwangen: Bewohner der Flüchtlingsunterkunft organisieren Mahnwache und Demo

Togolese Yussif O. muss nach Italien, das hat das Verwaltungsgericht Stuttgart am Dienstag entschieden. Bewohner der Landeserstaufnahmeeinrichtung Ellwangen wollen davon unabhängig heute eine Mahnwache und eine Demo in Ellwangen durchführen. Zumindest an der aktuell stattfindenden Mahnwache ist die Beteiligung sehr gering.
Titelbild
Polizei-Einsatz in der LEA in Ellwangen.Foto: Thomas Niedermueller/Getty Images
Epoch Times9. Mai 2018

Heute von 12 bis 18 Uhr findet eine Mahnwache auf dem Marktplatz von Ellwangen statt. Von 17 Uhr bis 20 Uhr wird ein Demozug von der Landeserstaufnahmeeinrichtung zum Bahnhof Ellwangen mit mehreren Kundgebungen unterwegs durch die Stadt ziehen.

Veranstaltungen sind bei der lokalen Versammlungsbehörde angemeldet

Anlass für die Veranstaltungen sei, dass die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft selbst zu Wort kommen wollen und ihre Sicht auf die missglückte Abschiebung am 30. April und den darauffolgenden Großeinsatz darstellen wollen.

In einer Erklärung zu den heutigen Aktionen der Bewohner heißt es, dass der Protest spontan entstand, auch, weil einige schon aggressive Abschiebungen anderswo erlebt hätten. Niemand sei bei dem spontanen politischen Protest zu Schaden gekommen, berichtet die „Schwäbische Zeitung“.

Dagegen spricht allerdings die Darstellung der Polizei, die zwar besagt, dass der Togolese freiwillig mitgekommen sei, er aber die Abfahrt immer wieder herausgezögert habe. Was dafür spricht, dass er den anderen Flüchtlingen Zeit geben wollte, den Protest zu organisieren. Die Beamten erlebten die Situation als bedrohlich, immerhin stand es 150 zu 20. Die Polizei berichtete außerdem, dass die Protestierer auf einen Streifenwagen einschlugen.

Polizeigroßeinsatz am 3. Mai wurde durch Bewohner als „bürgerkriegsähnlich“ empfunden

In der Erklärung zu den heutigen Versammlungen der Asylbewerber hieß es außerdem, dass der Großeinsatz am 3. Mai als „bürgerkriegsähnlicher Polizeieinsatz“ empfunden wurde. In der Pressemitteilung wird der Einsatz so beschrieben:

Die Beamten hätten in drei Gebäuden zeitgleich alle Türen eingeschlagen, alle 292 Bewohner seien im Bett gewesen, niemand habe sich anziehen dürfen. Alle hätten die Hände in die Höhe halten müssen und seien gefesselt worden. Die Zimmer seien durchsucht worden. Viele seien verletzt worden. Polizeisprecher Bernhard Kohn machte auf der Pressekonferenz nach dem Großeinsatz deutlich, dass es Sinn eines solchen Einsatzes sei, schlagartig und gleichzeitig vorzugehen – daher auch der hohe Personalaufwand.

Türen dürfen in der LEA nicht verschlossen sein. Daher seien auch nur die Türen gewaltsam geöffnet worden, wo die Bewohner mit Kabelbindern oder Tüchern versuchten, Türen zuzuhalten. Das Hände-hoch-nehmen-lassen wurde zum Selbstschutz der Polizeikräfte durchgeführt, damit keiner eine Waffe einsetzen könne. Gefesselt worden seien nur die, die Widerstand leisteten. Laut Polizeiangaben wurden 23 Bewohner festgenommen und es gab unter den Bewohnern 11 Verletzte, berichtet die „Schwäbische Zeitung“.

„Bis dahin dachten wir, Deutschland ist ein sicherer und besserer Ort“

Hassan Alassa ist einer der Bewohner in der LEA und Mitorganisator der heutigen Aktionen. Er äußert gegenüber „t-online.de“: „Wir haben keine Polizisten angegriffen“.  Zu dem Großeinsatz letzten Donnerstag sagt er: „Bis dahin dachten wir, Deutschland ist ein sicherer und besserer Ort“.

Alassa war in seiner Heimat Kamerun im Bereich Marketing tätig, erklärt er. Jetzt will er Öffentlichkeitsarbeit machen für die Afrikaner in der LEA. „Wir wollen unsere Seite darstellen“, berichtet t-online.

Hilfe bei der Anmeldung der Veranstaltungen fand er bei Rex Osa, ein aus Benin stammender Aktivist der Organisation „Flüchtlinge für Flüchtlinge“. Osa hat außerdem bei der Textübersetzung für die Erklärung geholfen. Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg hat die Erklärung dann weiter verbreitet, so t-online. (er)



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