Erst verschwiegen, jetzt Hilferufe: Dramatischer Anstieg der Gewalt an NRW-Schulen laut Polizeistatistik

Eltern und Lehrer in NRW zeigen sich besorgt über die steigende Anzahl von Straftaten an Schulen. Doch das war lange ein Tabu-Thema. Die Lehrergewerkschaften fordern nun mehr Unterstützung von den Politikern.
Epoch Times16. April 2018

An den Schulen in Nordrhein-Westfalen (NRW) sind 2017 die Straftaten, insbesondere im Bereich Gewaltdelikte, im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dies geht aus der Kriminalstatistik des Landeskriminalamtes NRW hervor. Die Zahlen lösten sowohl bei bei Eltern und Lehrern als auch Vertretern der Lehrergewerkschaft und den Behörden Besorgnis aus.

Insgesamt wurden 2017 an Schulen in NRW von der 1. bis zur 13. Klasse (alle Zahlen ohne Hochschulen, Fachhochschulen und sonstigen Bildungseinrichtungen) 22.913 Straftaten verübt. Das sind 1.072 Fälle oder 4,9 Prozentaq mehr als 2016 (21.841 Fälle).

Das erscheint auf den ersten Blick vielleicht noch nicht so dramatisch, doch die Details verweisen auf eine gefährliche Entwicklung hin.

Sexualdelikte stark gestiegen

Die Dramatik der Gesamtzahlen wird durch ein leichtes Sinken der Diebstahlszahlen kaschiert, die sich im fünfstelligen Bereich bewegen und rund die Hälfte aller Straftaten an den Schulen in NRW ausmachen: Diese sanken von 2016 auf 2017 von 10.418 Fällen auf 10.156, ein leichtes Minus also von rund 2,5 Prozent.

Dafür stiegen die Gewalttaten jedoch in besorgniserregendem Maße an:

Wurden 2016 noch 2.841 Körperverletzungen registriert, waren es in 2017 bereits 3.146, ein Plus von 10,7 Prozent. Auch die Zahlen der Raubdelikte stiegen von 91 Fällen auf 105 an, ein Plus von knapp 15,4 Prozent. Stärker noch stiegen die Verstöße gegen das Waffengesetz. Diese nahmen um 30,3 Prozent zu. In Zahlen bedeutet dies einen Anstieg von 122 Fällen in 2016 auf 159 im Folgejahr.

Stark stiegen auch die „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“. Insgesamt stiegen diese von 224 im Jahr 2016 auf 317 im Jahr 2017, ein Anstieg von 41,5 Prozent. Dabei stieg überproportional der Einsatz von Gewalt bzw. das Ausnutzen eines Abhängigkeitsverhältnisses von 42 Fällen in 2016 auf 150 Fälle in 2017.

 

Erst Gewalt verschwiegen, jetzt Rufe nach mehr Psychologen

Doch wie kam es zu dieser gefährlichen Entwicklung? Der Landeschef des Verbandes Bildung und Erziehung erklärte der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“:

Gewalt an Schulen, auch gegenüber Lehrkräften, war lange ein Tabu-Thema.“

(Stefan Behlau, Landesvorsitzender VBE)

Die Zunahme der Straftaten mache deutlich, wie wichtig Vorbeugung sei, so Behlau weiter.

Es ist überfällig, dass die Politik Schulen die nötige Unterstützung bietet. Wir brauchen flächendeckend Schulpsychologen, Sozialarbeiter und weiteres pädagogisches Unterstützungspersonal.“

(Stefan Behlau, VBE)

Auch die CDU-Landrätin Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW),  fordert nun den Einsatz von zusätzlichen Schulpsychologen. Die Lehrer benötigten für Gewaltprävention mehr Unterstützung. Insgesamt würden die Sitten an den Schulen rauer, Respektlosigkeiten nähmen zu.

Hemmschwelle zu gewalttätigem Verhalten sinkt

Gegenüber der „WAZ“ erklärte Schäfer: „Die Hemmschwelle sinkt.“ Sie erkenne einen fatalen Trend, über soziale Medien wie Facebook andere Menschen zu kritisieren und zu beleidigen. Es häuften sich im Internet auch die beleidigenden Kommentare mit Schulbezug.

Das NRW-Kultusministerium erklärte auf Anfrage gegenüber der „Rheinischen Post“:

Die vom LKA vorgelegten Zahlen zeigen eine Entwicklung auf, die Besorgnis auslösen muss.“

(Kultusministerium, NRW)

Die Zielsetzung der Landesregierung sei klar: „Schulen sind Orte, an denen physische und psychische Gewalt keinen Platz haben dürfen.“

[Statistische Quellen: PKS 2016 und PKS 2017 der Polizei NRW]

(dts/er/sm)

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