Enttäuschung in Boostedt: „Märchenstunde“ mit dem Innenminister

4.500 Einwohner, 1.230 Asylbewerber, 859 davon ausreisepflichtig, Alkoholexzesse, Drogengeschäfte und Schlägereien. Die Boostedter haben die Nase voll, eine Landesaufnahme zu haben. Doch das Innenministerium versichert: Es geht weiter so - noch bis 2024.
Titelbild
Flüchtlinge (Symbolbild).Foto: über dts Nachrichtenagentur
Von 20. September 2018

„Die Stimmung droht in Boostedt zu kippen. Ich habe das Wohl der Boostedter und der Flüchtlinge im Auge“, warnte der Bürgermeister der 4.500-Einwohner-Gemeinde in Richtung Innenministerium. Mehr als 1.200 Migranten leben in der Einrichtung, die das Land in der ehemaligen Rantzau-Kaserne eingerichtet hat. Fast 900 davon sind ausreisepflichtige abgelehnte Asylbewerber.

Bürgermeister König hegt den Vorwurf gegen die Landesregierung, dass die Koaliton aus CDU, FDP und Grünen „hintenrum“ ein sogenanntes Ankerzentrum errichten wolle, „auch wenn niemand das Wort hören will“, so der ehrenamtliche Gemeindechef.

Das würde vielleicht noch irgendwie gehen, doch die hautpsächlich jungen Männer sind nicht gerade zimperlich, was ihr Benehmen angeht: Alkohol und Drogen, Schlägereien, rüpelhaftes Benehmen, Müll und lautstarke Musik.

Land nahm Warnung ernst

Am Mittwoch, 19. September, 19 Uhr, lud Bürgermeister Hartmut König (CDU) zur Einwohnerversammlung und Podiumsdiskussion in die örtliche Sporthalle. Als Redner waren Innenminister Hans-Joachim Grote nebst seinem Innenstaatssekretär Torsten Geerdts (beide CDU) und der Zuständige für Integration und Zuwanderung im Innenministerium, Norbert Scharbach, gekommen.

Die hochrangige Runde wurde vom stellvertretende Landespolizeidirektor Joachim Gutt und dem Leiter des Landesamtes für Ausländerangelegenheiten, Ulf Döhring, komplettiert.

Innenminister zufrieden mit „Märchenstunde“

Während der Versammlung wurde der Innenminister von einigen Bürgern aufgefordert, klare Zusagen zu machen, die Einrichtung zu verkleinern.

Am Ende der Veranstaltung war Innenminister zufrieden, sprach laut „NDR“ von einer „offenen Diskussion“ mit „ganz konstruktiven Diskussionsbeiträgen“. Anders sahen es vielleicht die von der Asyleinrichtung direkt betroffenen Boostedter.

Eine Frau sagte gegenüber dem „NDR“, dass ihr die Einwohnerversammlung vorgekommen sei, „als wenn ich Märchenstunde gehabt hätte“.

Es ging wenig darum, was die Boostedter betrifft. Und wenn doch, dann wurde drumherum geredet. Es wurde nie konkret geantwortet.“

(Teilnehmerin der Einwohnerversammlung)

Ein anderer Teilnehmer der Versammlung war wenig überrascht: „Es ist alles so, wie es vorher war. So hab ich es auch erwartet.“

Nach der Versammlung durfte man noch die Asylunterkunft besuchen. Von den knapp 500 Teilnehmern hatten aber nur 20 noch Lust dazu.

„Weiter so!“ …

Und das bedeutet? Die Landesregierung propagiert ihre Durchhalteparolen und verweist auf das Jahr 2024, an dessen Ende die Erstaufnahme angeblich geschlossen werden soll. Bis dahin will man reduzieren. Von 1.230 aktuell am 18. September bis 500 am 1. Dezember 2019, im Notfall 700.

Natürlich, die Lage hat sich etwas entspannt im Dorf, dank mehr Polizei. Boostedt selbst hat drei „Dorfpolizisten“. In der Landesaufnahme befindet sich zudem eine Polizeistation der Landespolizei. Am 1. August wurde die Station von acht auf 15 Beamte ausgebaut. Am 13. August wurde auf 23 Polizisten aufgestockt, schreibt der „Holsteinische Courier“.

Doch, was kommen wird, wer weiß das schon. Die Boostedter haben jetzt immer noch über 1.200 Migranten im Dorf, die meisten ohne Bleibeperspektive.

Doch ein „Weiter so!“ gehe nicht mehr, ist sich Bürgermeister König sicher, wie er bereits im August den „Kieler Nachrichten“ gegenüber erklärte.

Menschliche Grundeinstellung wird untergraben

Die Gemeinde sei mit einer „Klientel von Flüchtlingen belastet, mit der sich ein großer Teil der Bevölkerung nicht mehr identifizieren kann“.

Meine menschliche Grundeinstellung, hier als Bürgermeister in Boostedt, wird im Moment untergraben.“

(Hartmut König, Bürgermeister von Boostedt)

Die Flüchtlinge, die anfangs gekommen seien, „die Menschen aus dem Krieg, aus Syrien, oder die Frauen aus Afghanistan, die dort im Gefängnis saßen und über ihre Misshandlungen und Vergewaltigungen berichteten“, die gebe es hier kaum noch.

Miteinander läuft nicht

Nicht nur die großen Probleme mit den Geflüchteten zählen dabei, auch die Kleinigkeiten, die sich ansammeln, drücken die Stimmung im Ort. Der Bürgermeister erzählte eine Episode als Beispiel, die er selbst beobachtete:

Er sei bei der Tankstelle gewesen und habe gesehen, „wie drei Flüchtlinge, es waren Männer aus Nordafrika“, den  Fußweg entlang liefen. Eine Frau mit Kinderwagen kam ihnen entgegen. Sie hatte zusätzlich auch noch ein Kind an der Hand. „Die Männer sind nicht einen Zentimeter zur Seite gegangen“, so der Bürgermeister. Die Frau musste also ausweichen. Auf dem Radweg und der Fahrbahn ging sie an den Männern aus Nordafrika vorbei.

So ein Verhalten zeigt mir, dass es mit dem Miteinander nicht funktioniert. Für mich hat das ganz viel mit fehlendem Respekt zu tun.“

(Bürgermeister König, CDU)

Zu uns kämen fast nur noch Flüchtlinge, die nichts mehr zu verlieren hätten. Das spüre man immer deutlicher.

Alkohol und Müll

Immer wieder werde Hartmut König von seinen Bürgern gefragt, woher denn die Männer aus der Landesunterkunft das Geld hätten, sich die großen Mengen an Alkohol zu kaufen. „Dann sage ich, dass es ihr Taschengeld ist.“

Aber wenn ich dann von Frauen aus dem Ort angesprochen werde, die an der finanziellen Untergrenze leben und kaum einen Euro für sich selbst haben, dann fällt es mir schwer, verständnisvolle, erklärende Worte zu finden und schäme ich mich fast ein wenig.“

(Bürgermeister König)

Im Gespräch mit dem Platzwart des Sportvereins erfuhr König, dass nachts immer wieder leere Flaschen auf den Sportplatz direkt neben der Landesunterkunft flögen. Immer wieder muss der Zuständige Platz und Grundstück mit viel Mühe vom Müll befreien. „Auch das ist mangelnder Respekt“, so der Ortschef. Man sehe es aber auch überall im Ort: „Wo sie stehen und gehen, fällt der Müll.“

Doch nicht nur das: „Ich weiß von einer Gruppe von Flüchtlingen, die aus Neumünster hier nach Boostedt kam und eine Massenschlägerei angezettelt hat. Das war eine Art Gebietskampf. Da ging es unter anderem um Drogengeschäfte.“

Als die Polizei dann die Unterkünfte durchsuchte, hätten die Gruppen „zeitweise eine Art Waffenstillstand geschlossen, (…) um ruhe für ihre Geschäfte zu haben. Ein Polizist habe ihm das hinter vorgehaltener Hand gesagt.

Doch den Durchhalteparolen des Innenministeriums nach sollen die Boostedter die ungebetenen „Gäste“ noch ein paar Jahre länger ertragen.

Meine Kritik an dieser Landesregierung ist, dass sie ihre Flüchtlingspolitik und die Zusammenarbeit mit den Kommunen immer als erfolgreich und harmonisch in der Öffentlichkeit verkaufen.“

(Bürgermeister König)

Doch er fühle sich von der Landespolitik alleingelassen.

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