„Es gibt kein Panoramagate“: Journalisten sehen sich als Opfer und fordern Aus für Don Alphonso

Auf Twitter ist der gleichnamige Hashtag zum Trend-Topic geworden, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und dessen Umfeld meint man hingegen, es gebe kein „Panoramagate“. Vielmehr sei es skandalös, dass „Welt“-Kolumnist Don Alphonso das Umfeld von Expertinnen beleuchte.
Von 30. Juli 2020

Geht es nach den Sendungsverantwortlichen, führenden Mitarbeitern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland und nach Blogs wie dem „Volksverpetzer“, gibt es überhaupt kein „Panoramagate“. Aus ihrer Sicht steht fest: Die berufliche Existenz eines Bundeswehr-Offiziers wegen einer Handvoll „Likes“ in sozialen Medien und zweier Vortragsveranstaltungen auf Spiel zu setzen, ist ein Gebot des moralischen Imperativs, den Anfängen zu wehren und einen Wiederaufstieg des Nationalsozialismus, der im Sinne chaostheoretischer Erkenntnisse auch davon ausgehen könnte, im Keim zu ersticken.

Dass der Hashtag #panoramagate auf Twitter nach wie vor stark frequentiert wird, der in Reaktion auf die „Panorama“-Berichterstattung über den Oberstleutnant der Bundeswehr Marcel Bohnert und dessen darauf folgende Entbindung von Social-Media-Aufgaben entstanden war, ist aus Sicht von ARD-„Faktenfinder“ Patrick Gensing ein „Angriff auf die Pressefreiheit“.

Der „Welt“-Kolumnist Don Alphonso, der in mehreren Beiträgen für seine Zeitung sowie auf Twitter Kritik an dem Vorgehen des öffentlich-rechtlichen Magazins geübt hatte und ARD-Journalisten vorwirft, sie würden die strengen Hygienestandards, die sie bei anderen nach rechtsaußen anmahnen, in eigener Sache nicht gegenüber Linksextremen beherzigen, wird nun zum Advokaten einer „rechten cancel culture“. Schon im November des Vorjahres hatte ihn die „Deutsche Welle“ durch die Blume sogar zum potenziellen Wegbereiter neonationalsozialistischer Terrorakte wie dem Mord an Kassels Regierungspräsidenten Walter Lübcke ernannt.

Morddrohungen gegen Don Alphonso auf Twitter

Vor diesem Hintergrund sehen sich auch bekannte Namen wie Hasnain Kazim, sekundiert von SPD-Co-Chefin Saskia Esken, oder Katharina Schwirkus (populär geworden durch die Forderung, Hund und Katze für den „Klimaschutz“ abzuschaffen) berufen, gleichsam im Wege eines Präventivschlags von „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt Don Alphonsos Entlassung zu fordern.

Andere Nutzer von Twitter lassen hingegen ihren Fantasien über eine physische Auslöschung des missliebigen Kommentators freien Lauf – bevor es noch weitere Artikel geben muss, in denen Rainer Meyer, wie der Kolumnist mit bürgerlichem Namen heißt, eine Mitverantwortung für Beleidigungen und Drohungen gegen verdiente Rechtsextremismus-Experten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zugesonnen wird.

Deren Hintergrund war es, den Don Alphonso und andere kritische Journalisten oder Twitter-Nutzer unter die Lupe genommen hatten. Dabei hatten sie einige Verbindungen offengelegt, die aus ihrer Sicht mindestens ebenso berechtigte Fragen aufwerfen wie jene des Verhältnisses Marcel Bohnerts zum Betreiber eines Accounts mit Nähe zum lange Zeit Identitären-nahen, rechtssozialistischen Verlagswesen auf dem Rittergut Schnellroda.

Kein Panoramagate, weil Bohnert selbst von „Fehlern“ spricht?

Im Zusammenhang mit den Likes Bohnerts und dessen Auftritten vor der Burschenschaft Cimbria München und dem Studienzentrum Weikersheim hatte „Panorama“ neben dem FDP-Obmann im Innenausschuss des Bundestages, Benjamin Strasser, der möglicherweise dankbar für die mediale Aufmerksamkeit war, auch die als „Expertin“ vorgestellte Natascha Strobl aus Wien um Einschätzungen gebeten.

Strobl war sehr schnell mit einer sehr überzeugten Einschätzung zur Hand, die da lautete, es gäbe „keine Ausreden“ für das Gebaren des früheren Social-Media-Beauftragten der Bundeswehr:

„Ein ‚Gefällt mir‘ ist ganz klar, zumal auf Instagram, eine Zustimmungsbekundung. Damit zeigt man ganz öffentlich, dass man einverstanden ist mit dem, was da geschrieben worden ist. […] Gerade der Leiter der Social-Media-Abteilung der Bundeswehr darf natürlich überhaupt keinen Kontakt haben zu den Identitären. Das ist absolut ein Skandal für die Bundeswehr.“

Bohnert selbst hat mittlerweile, nachdem Politiker wie Cem Özdemir eine Entlassung aus der Bundeswehr im Schnellverfahren gefordert hatten, gegenüber mehreren Medien davon gesprochen, dass die Likes für Bilder, auf denen eigentlich gar nichts geschrieben, sondern allenfalls Buchrücken zu erkennen waren (und unter denen irgendwo inmitten Dutzender anderer Hashtags auch solche mit Identitären-Bezug waren), „Fehler“ waren. Die Identitären seien „nicht sein Umfeld“, auch würde er heute vor Burschenschaften keine Vorträge mehr halten.

Strobl und die Antifa: Mehrfach angekündigt – nie aufgetreten?

Der „Panorama“-Beitrag, den der SPD-Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu nach der Ausstrahlung als „schwach“ bezeichnet hatte und der den Verein Deutscher Soldat, der sich für Integration bei der Bundeswehr engagiert, zu einer Solidaritätsadresse für Bohnert veranlasste, beschäftigte aber Don Alphonso und andere bürgerliche Journalisten. Sie beschäftigten sich mit der Frage, welche Kontakte Berufskollegen oder hinzugezogene Experten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks pflegen, ohne dass dies zum „Skandal“ gereichen würde.

Dabei fiel ihnen unter anderem auf, dass Natascha Strobl unter anderem im Juli 2018 von der gewaltbereiten linksextremistischen „Antifa Kiel“ auf Plakaten und über soziale Netzwerke als Referentin über die Identitären angekündigt war.

Strobl bestreitet, in Kiel gewesen und dort einen Vortrag gehalten zu haben. Der „Volksverpetzer“ wirft Don Alphonso zudem vor, Strobl nicht um eine Stellungnahme bezüglich seiner Entdeckungen gebeten zu haben – während er Panorama vorgeworfen hätte, Bohnert nicht oder zu kurzfristig auf seine Social-Media-Aktivitäten angesprochen zu haben.

Neben der Antifa Kiel hatten in etwa 2016 noch weitere linksextremistische Vereinigungen wie die „Interventionistische Linke“ oder die „Antifaschistische Initiative Heidelberg“ (AIHD) Strobl als Referentin in Sachen Identitäre angekündigt. Diese selbst will zum letzten Mal im Jahr 2013 als Sprecherin der „Offensive gegen Rechts“ (OGR) aufgetreten sein und seither nur noch Bücher geschrieben haben. Die OGR hatte mehrfach zu Aufmärschen gegen den Akademikerball der Wiener Burschenschaften aufgerufen. In einigen Fällen ging von diesen auch Gewalt aus.

Ob auch der Beitrag Strobls auf der linksextremistischen Plattform „marx21“ vom März 2017 unautorisiert war, bleibt bislang aber offen.

„Experte zu sein heißt nicht, keine eigene Meinung haben zu dürfen“

Wie auch die Mitverantwortliche für den Panorama-Beitrag, Caroline Walter, folgt auch Strobl auf Twitter mehreren zum Teil offen gewaltverherrlichenden linksextremistischen Accounts – wobei Walter bereits erklärt hatte, dies geschehe „zu Recherchezwecken“. Allerdings hat sie bis dato noch ebenso wenig wie Strobl recherchierte Beiträge über linksextremistische Bestrebungen verfasst, sondern ausschließlich über rechtsextremistische, deren Accounts beide jedoch nicht folgen.

Don Alphonso wirft unterdessen die Frage auf, warum als Expertenstimme nicht jemand angefragt worden wäre, der keine langjährige Empfehlungsgeschichte auf linksextremistischen Kanälen aufweisen könne:

Der „Volksverpetzer“ sieht darin kein Problem. Eine Expertin zu sein, heiße nicht, dass man keine eigene Meinung haben dürfe: „Es ist ein argumentum ad hominem: Für ihre Einschätzung ist ihre Meinung irrelevant, solange sie mit wissenschaftlicher Methodik arbeitet.“ Ob man die gleichen Maßstäbe auch an Experten mit weit rechtem Hintergrund anlegen würde, ist ungewiss.



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