Fall Rebecca: Initiative Vermisster Kinder fordert „Amber Alert“ auch in Deutschland

Ein flächendeckendes Warnsystem, das bei Akutfällen vermisster Kinder die Bevölkerung direkt informiert, gibt es bereits in unseren Nachbarländern Polen, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg und Tschechien - in Deutschland bisher nicht.
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Amber Alert, ein flächendeckendes Warnsystem, dass die Bevölkerung über Akutfälle vermisster Kinder informiert. Wie lange will Deutschland noch warten?Foto: Patrick Pleul/Symbolbild/dpa
Epoch Times13. März 2019

Seit dem 18. Februar fehlt von der 15-jährigen Rebecca aus Berlin jede Spur. Trotz hunderten von Polizisten, Spürhunden und Hubschraubereinsatz gibt es kein Lebenszeichen von ihr.

Die Initiative Vermisste Kinder arbeitet für betroffene Eltern und Familien vermisster Kinder. Ihr Ziel ist es, die Suche nach vermissten Kindern wirkungsvoll und effektiv zu unterstützen.  Sie fordert die Einführung des „Amber Alert“ auch in Deutschland.

Warnsystem für vermisste Kinder – Amber Alert

Die damals 9-jährige Amber Hagermann wurde am 13. Januar 1996 im US-Bundesstaat Texas entführt. Vier Tage später wurde ihre Leiche von Spaziergängern gefunden. Der Täter konnte bis heute nicht ermittelt werden.

Nach dem Verschwinden von Amber nahm ihre Familie sehr schnell Kontakt mit der Presse auf. Gemeinsam mit weiteren betroffenen Familien engagiert sie sich dafür, dass strengere Gesetzauflagen für vorbestrafte Sexualstraftäter geschaffen werden.

Schnell war klar, wie wichtig ein Alarmsystem benötigt wird, dass die Bevölkerung unmittelbar informiert, damit das vermisste Kind sicher und schnell gefunden wird. Damit wurde die Idee des heutigen Amber Alert Systems in den USA geboren.

Für die Übermittlung der Informationen des vermissten Kindes werden verschiedene Kanäle und mobile Apps, soziale Netzwerke (Facebook) und digitale Werbetafeln genutzt. Damit wird unmittelbar nach einer Kindesentführung oder im Fall eines vermissten Kindes die Bevölkerung flächendeckend alarmiert.

Jede Sekunde zählt

Wenn ein Kind vermisst wird, ist die Zeit der wichtigste Faktor. Unsere Nachbarländer haben das bereits begriffen und in die Tat umgesetzt. Niederlande, Polen, Frankreich, Tschechien, Luxemburg und Belgien verfügen über ein landesweites Alarmierungssystem, das in Akutfällen vermisster Kinder durch Polizei oder Justiz die automatisierte Öffentlichkeitsfahndung auslöst.

Ein Akutfall besteht, wenn folgende Kriterien zutreffen:

    1. Das Kind ist minderjährig (max. 17 Jahre oder jünger).
    2. Es handelt sich mutmaßlich um einen Entführungsfall.
    3. Für die Gesundheit oder das Leben des Kindes besteht ein hohes Risiko.
    4. Durch die Veröffentlichung von Informationen darf kein Risiko für das Kind entstehen.

In Polen können dafür die digitalen Anzeigen von Online-Nachrichtenseiten genutzt werden, wobei die Region ganz detailliert ausgewählt werden kann.  Das ermöglicht es, die Suchanzeige nur im Gebiet des vermissten Kindes freizuschalten. In England sind Postzusteller in das System einbezogen. Die Niederlande haben nach Auskunft von Lars Bruhn, Initiative Vermisster Kinder, die Möglichkeit, innerhalb von 15 Minuten 11 der 17 Millionen Einwohner zu erreichen, berichtet „Focus“.

In den USA rettete der Amber Alert seit seiner Einführung im Jahr 1996 mehr als 640 Kindern, die Opfer einer Entführung wurden, das Leben“,

heißt es auf der Website der Initiative. In unseren Nachbarländern wurde das System eingeführt,

in Deutschland aufgrund der fehlenden staatlichen Systematik bislang jedoch nicht.“

Warum verzögern Behörden Ermittlungen vermisster Kinder?

Der EU-Rat und die Kommission haben bereits 2008 ein Alarmsystem empfohlen.

Die Behörden in Deutschland hingegen äußern Bedenken. Ein frühzeitiger Alarm könnte das Leben eines vermissten Kindes gefährden. Der Täter könnte ihm aus Panik etwas antun. Für diese Theorie gibt es jedoch keinerlei Beweise.

Selbst eine über Facebook gesteuerte Alarmierung wie in einigen Nachbarländern wird vom Bundesinnenministerium abgelehnt.

Die Polizei nahm die Ermittlungen zur vermissten Rebecca erst nach drei Tagen auf und folgte der Anzeige der besorgten Eltern nicht sofort. Es ist in Deutschland üblich, dass in Fällen von vermissten Jugendlichen drei Tage gewartet wird, weil sie „schon wieder auftauchen“.

Sofort handeln – mit Threema

Die Initiative Vermisster Kinder ist in diesem Punkt völlig klar:

Selbst eine minimal höhere Wahrscheinlichkeit, ein verschwundenes Kind lebend wiederzufinden, sollte es die Sache wert sein“,

sagt Bruns gegenüber „Focus“.

Daher hat Bruns mit der Initiative Vermisster Kinder gehandelt und den Threema Broadcast eingerichtet. Der Nutzer erhält direkt die Information zu vermissten Kindern auf sein Smartphone und kann Betroffene bei der Suche nach dem vermissten Kind direkt unterstützen, ohne auf die Behörden angewiesen zu sein.

So geht es:

  1. Threema muss auf ihrem Smartphone installiert sein.
  2. Fügen Sie die Initiative über die Threema ID *BC1L8EB als neuen Kontakt auf ihrem Smartphone hinzu, oder scannen Sie per Threema den QR-Code.
  3. Senden Sie eine Nachricht mit dem Text „Start
  4. FERTIG!

Die Initiative Vermisster Kinder richtet den Threema Broadcast ein. So landen Suchmeldungen vermisster Kinder direkt auf dem Smartphone. Foto: screenshot

 

Neben dem Euronotruf 112 und für die Polizei 110 gibt es noch eine europaweite einheitliche Hotline für vermisste Kinder:  116 000. Innerhalb Deutschlands ist sie aus dem Mobil- und Festnetz kostenlos erreichbar. Sogar von Telefonzellen ist der Notruf kostenfrei möglich. Der Anruf bei der Hotline ersetzt nicht die Meldung bei der Polizei. (sua)



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