Fall Tugce: Täter soll nach Serbien abgeschoben werden

Momentan sitzt der 19-jährige Serbe Sanel M. im Jugendknast. Der Jugendliche schlug im November 2014 die 23-jährige Lehramtsstudentin Tugce Albayrak auf einem McDonalds-Parkplatz in Offenbach ins Koma, weil diese sich schützend vor zwei Mädchen (13, 14) gestellt hatte. Tage später verstarb die junge Frau. Für Sanel M. steht jetzt fest: Seine Reise geht nach der Haft nach Serbien weiter.
Titelbild
Mahnwache vor dem Darmstädter Landgericht: Mit der Vernehmung einer Freundin von Tugce ist der Prozess um den gewaltsamen Tod der Studentin fortgesetzt worden.Foto: Fredrik von Erichsen/Archiv/dpa
Von 19. September 2016

Der junge Täter war den Behörden hinlänglich bekannt: Diebstahl, räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung … Und dann der Angriff auf die junge Deutsch-Türkin, die nach einem Schlag des Serben stürzte, mit dem Kopf aufschlug, ins Koma fiel und Tage später an ihren Verletzungen verstarb.

Sanel M. (19) wurde nach Jugendstrafrecht wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu drei Jahren Haft verurteilt. Seine dreijährige Haftstrafe würde im November 2017 enden oder schon vorzeitig in diesem Jahr, wie üblich bei Jugendstrafen. Im Jugendstrafrecht ist es durchaus üblich, dass junge Täter nach Verbüßen von zwei Dritteln ihrer Haftstrafe vorzeitig entlassen werden, berichtet die „Bild“.

Abschiebung nach Serbien

Für den damals achtzehnjährigen Serben, der den Tod der jungen Lehramtsstudentin zu verantworten hat, könnte dies im November diesen Jahres schon das Haftende bedeuten.

Allerdings beschloss jetzt die Offenbacher Ausländerbehörde, den jungen Serben in seine Heimat abzuschieben. Die Familie seines Opfers hofft, dass die Abschiebung abschrecke und es dadurch zu weniger Gewalt komme, so Tugces Bruder Dogus (26) zur „Bild“. Weiterhin wird der Täter mit einem zehnjährigen „Aufenthalts- und Wiedereinreiseverbot belegt“ und bei Missachtung dessen verhaftet.

Die Ausländerbehörde begründete die Abschiebung des jungen Intensivtäters damit, dass dieser mit seinen zahlreichen begangenen Straftaten „die freiheitlich demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland gefährdet“.

Seit 2008 gibt es zwischen Deutschland und Serbien ein Rücknahmeabkommen.

Frauenrechtlerin kritisiert lasche deutsche Justiz

Nach Tugces Tod kritisierte die in Istanbul geborene und als Kind nach Deutschland gekommene Autorin und Frauenrechtlerin Seyran Ates die deutsche Justiz: „Im Jugendstrafrecht mit dieser ‚Du, Du‘-Rechtsprechung und dem ‚Mach das nicht noch einmal‘ kommen wir bei diesen Intensivstraftätern nicht weiter“, so die Deutsch-Türkin im Interview mit dem „Compact“-Magazin.

Diese jungen Menschen drehen sich um und lachen die Rechtsprechung aus. Sie lachen das System aus.“

(Seyran Ates, Frauenrechtlerin und Autorin)

Schon früh setzte sich Ates gegen häusliche Gewalt gegen türkische und kurdische Frauen ein. 1984 erschoss ein Auftragskiller der türkisch-nationalistischen „Grauen Wölfe“ ihre Klientin Fatma E. und verletzte Ates lebensgefährlich. Der Mann wurde freigesprochen und soll bis heute in Berlin-Kreuzberg unbehelligt leben, so „Wikipedia“.

Gewalt als muslimisches Erziehungskonzept

Laut Ates sei Gewalt immer noch ein Erziehungskonzept in muslimischen Familien. „Man traut sich doch nicht zu kritisieren und zu sagen: Gewalt ist immer noch ein Erziehungskonzept in muslimischen oder in türkischen Familien.

Man muss ja nicht immer auf die Religion abstellen, aber leider Gottes kommen aus diesem Milieu eben viele Straftäter. Wenn man das benennt, ist man sofort in der Rassistenecke.“ 

(Seyran Ates, deutsch-türkische Anwältin)

Die Rechtsanwältin Ates hält wenig von falscher Toleranz: „Wo Menschenrechte verletzt, und Grundwerte, wie die Gleichbehandlung von Mann und Frau unterwandert werden, muss der Staat Stellung beziehen! Und das Kopftuch ist kein Zeichen besonderer Gläubigkeit, sondern ein Symbol der Unterwerfung der Frauen unter die Männer“, zitiert die „Emma“ die heute 53-jährige Ates, die schon bald nach ihrer Ankunft 1969 in Deutschland in der Schule als „schlau, neugierig und rebellisch“ galt.

Siehe auch:

Intensivtäter in Frankfurt: Zehnmal abgeschoben, zehnmal zurückgekehrt



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