Flut-Erdrutsch: Durchsuchungen bei Tagebau-Betreiber

Das Foto eines gewaltigen Erdrutschs an einer Kiesgrube in Erftstadt bei Köln wurde eines der Bilder des verheerenden Hochwassers 2021. Hat menschliches Fehlverhalten die Katastrophe mitverursacht?
Titelbild
Das Verkehrsschild "Verbot für Fußgänger" am Zaun der Kiesgrube im Stadtteil Blessem in Erftstadt.Foto: Oliver Berg/dpa/dpa
Epoch Times11. Januar 2022

Wegen des schweren Erdrutschs in Erftstadt während der Flutkatastrophe im Sommer sind Ermittler mit Durchsuchungen gegen mehrere Verdächtige vorgegangen.

Mehr als 140 Beamtinnen und Beamte der Polizei durchsuchten mehr als 20 Büro- und Wohnanschriften, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstagvormittag mitteilte, als der Einsatz noch lief. Das Verfahren richte sich gegen den Eigentümer und Verpächter des Tagebaus in Erftstadt, fünf Beschuldigte des Betreibers sowie vier Beschuldigte der Bezirksregierung Arnsberg, die nach dem Bundesberggesetz die zuständige Aufsichts- und Genehmigungsbehörde

In Erftstadt-Blessem nahe Köln war in der Nacht zum 16. Juli 2021 der Boden nahe einer Kiesgrube am Fluss Erft weggerutscht, nachdem Starkregen die Grube geflutet hatte. Unwetter mit ungewöhnlich starken Regenfällen hatten damals in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz eine Hochwasserkatastrophe ausgelöst. An der Kiesgrube in Erftstadt wurden mehrere Gebäude mitgerissen. Tote gab es nicht. Das Bild des gewaltigen Kraters brannte sich aber in die Erinnerungen ein.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts des fahrlässigen Herbeiführens einer Überschwemmung durch Unterlassen, der Baugefährdung sowie Verstoßes gegen das Bundesberggesetz. Den bisherigen Ermittlungen zufolge könnte sich am Südrand des „Altbereichs“ der betroffenen Kiesgrube kein den Bestimmungen entsprechender Hochwasserschutzwall befunden haben, ebenso unzulässig steile Böschungen, so die Ermittler. Beide Aspekte könnten ursächlich für das Eindringen großer Wassermassen in die Kiesgrube gewesen sein.

„Es besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten die Zustände an dem Hochwasserschutzwall und den Grubenböschungen aufgrund ihrer beruflichen Befassung mit der Kiesgrube hätten erkennen und für Abhilfe hätten sorgen können und müssen“, erklärte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer zu den Vorwürfen. Die Beschuldigten seien zwischen 29 und 65 Jahre alt. Mehrere Sachverständige waren zur Klärung der Verantwortlichkeiten eingeschaltet worden. Zu Beginn hatte sich das Verfahren noch gegen Unbekannt gerichtet.

Durchsucht wurden am Dienstag vor allem Räumlichkeiten in Bergheim, Erftstadt, Köln und Dortmund. In Bergheim bei Köln habe die Betreibergesellschaft ihren Sitz, so die Staatsanwaltschaft. Allerdings seien – „zur Auffindung und Sicherstellung verfahrensrelevanter Unterlagen“ – auch Räume unverdächtiger Beratungs- und Tiefbauunternehmen sowie Sachverständigen- und Vermessungsbüros durchsucht worden. Ein durchsuchtes Objekt befand sich in Thüringen. Dort befinde sich die Zweigstelle eines Beratungsunternehmens. (dpa)



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