Friedrich Merz ist Punktsieger der ersten CDU-Regionalkonferenz

"Es macht richtig Spaß, wieder dabei zu sein", erklärt Friedrich Merz. Gemessen am Beifall dürfte Merz der Punktsieger der ersten Regionalkonferenz sein.
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Das Holstentor in Lübeck.Foto: iStock
Epoch Times15. November 2018

In einer früheren Industriehalle am Lübecker Hafen meldet sich Friedrich Merz in der CDU zurück: „Es macht richtig Spaß, wieder dabei zu sein“, ruft der 63-Jährige den CDU-Mitgliedern aus dem Norden zu, die zu der ersten Vorstellungskonferenz der drei Kandidaten für den Parteivorsitz gekommen sind. Beim Anblick der vollbesetzten Halle merke er, „was mir in den letzten Jahren auch ein bisschen gefehlt hat“, gesteht der frühere Unionsfraktionschef.

Dafür erntet Merz noch ein bisschen Gegrummel aus den Reihen der angereisten CDU-Mitglieder. Schließlich war der Finanzexperte anstatt auf Parteitagen in den vergangenen Jahren vor allem in der freien Wirtschaft unterwegs, was ihn nach eigenen Worten zum Millionär gemacht hat. Doch im Verlauf seiner Vorstellungsrede wird Merz mehrfach von lautstarkem Applaus unterbrochen. Besonders als er in Aussicht stellt, die CDU wieder zu Zustimmungswerten von 40 Prozent zu führen und die AfD in ihren Ergebnissen zu halbieren.

Zu der ersten von deutschlandweit acht Regionalkonferenzen unter dem Motto „Demokratie erleben. Zukunft gestalten“ wurden die CDU-Mitglieder aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern nach Lübeck eingeladen.

Das Interesse der Parteibasis an Merz, Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist groß: Alle Stühle sind besetzt, wer keinen Platz gefunden hat, steht in den Gängen. Nach den 18 Jahren Angela Merkels an der CDU-Spitze scheint die Partei regelrecht elektrisiert von der Chance, über ihre Nachfolge zu diskutieren und zwischen drei Bewerbern wählen zu dürfen.

Nach ihren Einführungsreden stellen sich die drei Kandidaten den Fragen der Parteimitglieder: Es geht um den Zusammenhalt der Gesellschaft, bezahlbaren Wohnraum, die Auswirkungen der Digitalisierung, autonomes Fahren oder die Ausstattung der Bundeswehr. Auf einem Wecker läuft die Zeit, damit alle Kandidaten in etwa die gleiche Redezeit haben. Richtig in die Mangel genommen werden die Bewerber von der Basis dabei aber nicht.

Gemessen am Beifall dürfte Merz der Punktsieger sein

Auch Merz, die Merkel-Vertraute Kramp-Karrenbauer und der konservative Kanzlerinnen-Kritiker Spahn gehen freundschaftlich miteinander um – nach Monaten des Streits in den Unionsparteien wollen sie nicht mit dem Gezänk weitermachen. Denn eins dürfe nicht vergessen werden, ruft Kramp-Karrenbauer in den Saal: „Der politische Gegner sitzt immer in den anderen politischen Parteien! Er sitzt nie in den eigenen Reihen!“

Doch einige Spitzen kann sich vor allem Spahn nicht verkneifen. Als Merz kritisiert, wie Merkel 2015 von Seehofer bei einem CSU-Parteitag auf offener Bühne für ihre Flüchtlingspolitik abgekanzelt wurde, bemerkt Spahn an den Kontrahenten gerichtet spitz: „Wir freuen uns alle, dass Sie wieder da sind“, aber 2015 hätte er sich gewünscht, „wir hätten Sie da dabei gehabt.“ Doch gemessen am Applaus dürfte der Punktsieger des Abends Merz sein.

Merz wurde einst als Hoffnungsträger der Union gehandelt. Doch nach der Niederlage der Union bei der Bundestagswahl 2002 drängte Merkel den damaligen Fraktionsvorsitzenden aus dem Amt. Fortan lagen beide im Clinch, 2009 zog sich Merz ganz aus der aktiven Politik zurück.

Dass Merz dann nach Merkels Rückzugsankündigung seinen Finger hob, war für viele eine Überraschung. Während Kramp-Karrenbauer und Spahn in den vergangenen Jahren an unzähligen Parteiveranstaltungen teilnahmen, ist Friedrich Merz für viele CDU-Mitglieder nur ein Name von früher. Die Regionalkonferenzen sind für ihn die Chance, sich bis zum CDU-Parteitag am 7. Dezember den Mitgliedern wieder in Erinnerung zu rufen. In Lübeck hat er sie genutzt. (afp)



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