Für den „liberalen Feminismus“: FDP will Firmen zur Offenlegung von Lohnlücken verpflichten

"Wir müssen einen liberalen Feminismus definieren. Wir brauchen keine Gesetze, die sicherstellen, dass Frauen genauso viel wie Männer verdienen. Transparenz ist der beste Hebel gegen unfaire Löhne", heißt es aus der FDP.
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Symbolbild.Foto: Olivier Le Moal/iStock
Epoch Times20. April 2019

Die FDP will Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitern verpflichten, ihre jeweilige Lohnlücke zwischen Männern und Frauen offenzulegen. Einen entsprechenden Antrag zum sogenannten Gender Pay Gap wird der FDP-Vorstand beim Parteitag einbringen, der am Freitag beginnt.

„Wir müssen einen liberalen Feminismus definieren. Wir brauchen keine Gesetze, die sicherstellen, dass Frauen genauso viel wie Männer verdienen. Transparenz ist der beste Hebel gegen unfaire Löhne“, sagte Maren Jasper-Winter, die für die FDP im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt und den Antrag maßgeblich formuliert hat, dem Nachrichtenmagazin Focus.

Frauen verdienen durchschnittlich 21 Prozent weniger als Männer. Berücksichtigt man Faktoren wie Teilzeitarbeit und Qualifikationsunterschiede, liegt die Lohnlücke bei sechs Prozent.

Widerstand innerhalb der FDP

Aus der Wirtschaft regt sich Widerstand gegen die FDP-Forderung. „Weitere bürokratische Berichtspflichten zum Gender Pay Gap für Unternehmen sind keine konstruktive Lösung, insbesondere Tarifverträge sind schon heute einsehbar“, heißt es von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Auch innerhalb der FDP ist das Vorhaben umstritten. „Wir müssen aufpassen, dass wir die Unternehmen nicht mit zu viel Bürokratie überfordern“, sagte der baden-württembergische FDP-Landeschef Michael Theurer.

FDP möchte weiblichen Mitgliederanteil erhöhen

Der Vorstoß ist Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem mehr Frauen in die FDP geholt werden sollen. Der Anteil der weiblichen Mitglieder liegt derzeit bei 21 Prozent. Künftig möchte die Bundes-FDP mit den Landesverbänden Zielvereinbarungen treffen, damit mehr Frauen in Ämter aufrücken.

„Wir halten diese Zielvereinbarungen für besser als eine starre Quote. Eine Quote ist in der FDP derzeit nicht mehrheitsfähig“, sagte Jasper-Winter dem Nachrichtenmagazin Focus. Die Partei will zudem mit einem Verhaltenskodex Sexismus entgegentreten.

Weniger Lohn – mehr Flexibilität, mehr Lohn – weniger Flexibilität

Kritiker betrachten den Gender Pay Gap insgesamt als Mythos. So erklärte die US-amerikanische Sozialversicherungsanalystin Rachel Greszler im „Daily Signal“, dass diese Vorstellung auf einer verkürzten Interpretation von Statistiken beruhe. Die entsprechenden Berechnungen orientierten sich am Medianeinkommen eines sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten.

Faktoren wie Ausbildung, Berufswahl, Berufserfahrung und Teilzeitbeschäftigung würden den Großteil der Unterschiede in den Einkommen zwischen Männern und Frauen erklären. Dazu kämen noch unterschiedliche Interessenlagen, die sich in unterschiedlichen Ausgestaltungen von Arbeitsverträgen und Konditionen äußern würden.

Flexible Arbeitszeiten, ein hohes Maß an Aufstiegschancen und Durchlässigkeit, spezifische betriebliche Sozialleistungspakete, Zugang zu flexiblen Sharing-Economy-Modellen oder neuen Businessplattformen hätten ebenfalls des Öfteren Abschläge bei den laufenden und regelmäßigen Gehaltssummen zur Folge. Im Gegenzug gehe mit einem höheren Einkommen oft eine vertraglich ausbedungene höhere Verfügbarkeit für den Arbeitgeber einher, erklärt Greszler. In der Statistik scheinen diese Unterschiede jedoch ebenfalls nicht auf.

Dies sei aber eine Frage individueller Präferenzen, in die sich eine staatliche Gesetzgebung nicht einmischen sollte. Wer besonderen Wert auf Flexibilität der Arbeitsgestaltung lege, sei oft bewusst bereit, dafür Abstriche bei der Gehaltshöhe zu machen. Im Gegenzug seien Arbeitgeber oft bereit, Beschäftigten dann besonders hohe Löhne zu bezahlen, wenn diese dafür bereit wären, notfalls auch Überstunden zu machen, in der Nacht oder an Wochenenden zu arbeiten. Ein System des „One Size Fits All“ sei vor dem Hintergrund der Komplexität der realen Arbeitswelt nicht machbar. (dts/rw)



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