Gauland über das Scheitern seiner Vorgänger: „Die AfD will nicht von oben herab geführt werden“

Die AfD könne zur zweiten Volkspartei werden, sagte der AfD-Franktionschef im Interview mit der "Jungen Freiheit". Darin erklärt er unter anderem, wie er an die Spitze der Partei kam und warum Lucke und Petry in der AfD gescheitert sind.
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AfD-Fraktionsvorsitzender Alexander Gauland.Foto: PHILIPP VON DITFURTH/AFP/Getty Images
Epoch Times21. März 2018

Nach genau 40 Jahrzehnten Mitgliedschaft in der CDU wechselte der in Chemnitz geborene Eberhard Alexander Gauland (77) im Jahr 2013 zur AfD und wurde somit ein Gründungsmitglied der neuen gegen den Euro gerichteten Wahlalternative. Die Alternative für Deutschland wählte ihn zu einem von zwei Bundessprechern und zu einem der zwei Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion.

In einem Interview mit Redakteur Moritz Schwarz von der „Jungen Freiheit“ (JF) blickt Alexander Gauland zurück und erklärt unter anderem, warum er keine Angst vor Merkels Drohung hat, die AfD aus dem Bundestag zurückdrängen zu wollen.

Das Konservative in der CDU war „erledigt“

Die basisdemokratische AfD präsentierte sich am 11. März 2013 in Oberursel der Öffentlichkeit, und Alexander Gauland saß auf dem Podium neben Frauke Petry und Bernd Lucke.

Er sei der neuen Partei beigetreten, weil Hermann Gröhe, der damalige CDU-Generalsekretär, gesagt habe, dass das Konservative in der CDU „erledigt“ sei, erklärte Gauland. Dies sei aber nicht die Haltung von Gröhe gewesen.

Das war die ‚Merkel-Haltung‘, die durchkam. Die Merkel wollte eine andere Partei […], sie wollte irgendwie die SPD einvernehmen und wollte auf all das verzichten, was bis dahin in der CDU eine Rolle gespielt hat“, so der AfD-Politiker.

AfD hat einen „archaischen Charakter“

Weiter äußerte sich Gauland zum Aufbau der AfD. Die Alternative funktioniere – im Gegensatz zu den Etablierten – von unten nach oben und nicht von oben nach unten.

Die Partei hat einen anarchischen Charakter, den sie auch immer behalten hat. Und sie mag es überhaupt nicht, wenn von oben herab gesagt wird, wo es langzugehen hat“, erklärte er.

An diesem Dilemma seien schließlich Lucke und Petry gescheitert, so Gauland im Interview.

Keine Angst vor Merkel

Über die Aussage von Angela Merkel (CDU), die AfD aus dem Bundestag herauszubekommen, meinte Gauland: „Frau Merkel kann wenig tun, da sie für die gesamte fehlerhafte Politik steht. Sie müsste sich selbst total desavouieren.“ Das werde sie aber nicht machen, fügte er hinzu.

Die Massenmigration ist ihre innere Überzeugung, dass sich dieses deutsche Volk verändern muss – sie geht da fast weiter als manche Sozialdemokraten. Also vor Frau Merkel habe ich überhaupt keine Angst“, so der AfD-Politiker zur JF.

Wenn die Bundeskanzlerin nicht mehr da wäre, dann könnten andere Unionspolitiker der AfD gefährlich werden, so Gauland weiter. „Aber Frau Merkel ist die letzte, die das schafft“, ergänzte er.

Seehofers übernommene AfD-Position

„Der Islam gehört nicht zu Deutschland, die Muslime sehr wohl“, sagte Horst Seehofers (CSU) vor Kurzem. Dies sei eine AfD-Position.

Stimmt, das sagen wir genauso und es wird nicht dadurch falsch, dass das Herr Seehofer jetzt auch sagt“, so Gauland.

Doch Merkel habe daraufhin sofort widersprochen und gemeint, der Islam gehöre doch zu Deutschland. Auf dieser Basis könne man doch keine Politik machen, so der AfD-Politker weiter.

Fragwürdige Presseberichterstattung

Die AfD wird in den Medien meistens mit Rechtextremismus in Verbindung gebracht. Wie zum Beispiel in einem Artikel der „Zeit“-Online vom 21. März: „AfD-Abgeordnete beschäftigen Rechtsextreme und Verfassungsfeinde“.

Darin heißt es: „ […] Ein Prozent, extrem rechte Burschenschafter und neurechte Ideologen. Unter den besonders radikal gesinnten Bundestagsmitarbeitern der AfD sind zahlreiche ehemalige Soldaten.“

Doch was denkt Alexander Gauland über eine derartige Berichterstattung?

Nach der klaren Positionierung gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung gibt es eine verstärkte Ablehnung in den Medien“, so der AfD-Fraktionschef.

Dies habe Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der „Zeit“, auch deutlich gesagt, so Gauland:

Ja, die Mainstreammedien und Journalisten wollten diese ‚Willkommenskultur‘ und haben natürlich versucht, am Ende die Kritiker der ‚Willkommenskultur‘ auszubremsen und auszugrenzen.“

Das sei den Menschen auf der Straße aufgefallen, die sich bei den Demonstrationen über diese Berichterstattung beschwerten.

Wie sieht Gauland die Zukunft der AfD?

Die AfD könne zur zweiten Volkspartei werden, sagte der AfD-Franktionschef. Dies sei möglich, wenn die SPD weiterhin eine Partei bleibe, die den Familiennachzug für Syrer ohne einen endgültigen Status wichtiger finde, als sich um die „Verkäuferin im Ruhrgebiet“ zu bemühen, so der AfD-Politiker.

Wenn die SPD so weiter macht, wir die SPD als zweite Volkspartei verschwinden. Das geht aber nicht von uns aus und das hängt nicht von uns ab“, meinte Gauland.

Das hänge davon ab, wie die anderen – etablierten Parteien – sich in Zukunft verhalten werden, ergänzte er.

Das Interview in voller Länge hier:

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(vm/as)

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