Generalinspekteur kritisiert Beschaffungswesen der Bundeswehr – und will Personallücken schließen

Der Generalinspekteur der Bundeswehr erwartet, dass die Truppe ihre Personallücken füllen kann. Zudem warnt er vor zu hohen Ansprüchen bei der Ausrüstung für Soldaten.
Titelbild
Spionageverdacht: Bei der Bundeswehr im Rheinland gab es eine Festnahme.Foto: Stefan Sauer/dpa
Epoch Times29. Januar 2019

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, erwartet, dass die Truppe ihre Personallücken füllen kann. „Im Schnitt sind 15 Prozent der Dienstposten nicht besetzt“, sagte Zorn den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Dienstagsausgaben). Es gebe „etwas größere Lücken bei der IT, bei Ärzten, bei Personalmanagement und Logistik“, räumte er ein.

Zorn sieht aber „keinen Anlass zur Panik, weder von der Zahl her noch von der Qualität unserer Bewerberinnen und Bewerber“. Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), stellt am Dienstag seinen Jahresbericht vor. Bartels hatte kürzlich große Lücken bei Personal und Material in der Truppe beklagt. An den Missständen, die er bereits vor einem Jahr kritisiert hatte, hat sich nach seiner Überzeugung bislang wenig geändert.

Generalinspekteur Zorn kündigte an, die Bundeswehr wolle flexibler werden, um gute Mitarbeiter anzulocken. So würden für bestimmte Positionen Prämien gezahlt. „Wichtig ist, ein gutes Gesamtangebot zu machen.“

Das gehe vom Gehalt über eine gute Ausbildung wie mit dem Studiengang Cybersicherheit bis zur Zusage, in einer bestimmten Stadt bleiben zu können. „Die Einstufung im öffentlichen Dienst muss attraktiver werden, vor allem bei den unteren Dienstgraden“, fügte der ranghöchste Soldat der Bundeswehr hinzu.

Überlegungen, verstärkt EU-Ausländer einzusetzen, erteilte Zorn eine Absage. „Allein auf diesem Wege bekomme ich die vakanten Dienstposten nicht besetzt. Außerdem wollen wir ja den anderen EU-Staaten keine Konkurrenz machen bei der Gewinnung von militärischem Personal.“

Zorn kritisiert Beschaffungswesen der Bundeswehr

Zudem hat Zorn vor zu hohen Ansprüchen bei der Ausrüstung für Soldaten gewarnt.

Wir müssen auch bei Rüstungsprojekten sehen, dass wir uns nicht mit unseren Anforderungen überschlagen. Wir brauchen europäische Standards, die wir für unsere Nutzung in Deutschland übernehmen können“, so Zorn.

Der General forderte mehr Pragmatismus. „Wir haben in der Vergangenheit auch Rucksäcke projektiert, die mehr Nässe vertragen als in der Realität je auftreten wird. Wir wollen manchmal von vielem zu viel. Ich hätte lieber heute eine 80- Prozent-Lösung, die funktioniert, als eine 100-Prozent-Goldrand-Lösung, mit der wir erst in 15 Jahren arbeiten können.“

In diesem Jahr wolle die Bundeswehr schwere Transporthubschrauber anschaffen. „Wir können hier möglicherweise aus dem Regal bestellen. Solche Gelegenheit gilt es zu nutzen, auch wenn kein deutsches oder zumindest europäisches Produkt verfügbar ist.“

Aber irgendwann müsse man entscheiden, was man haben wolle.

Ich weiß, was ich haben will: Ich will einen Hubschrauber, der fliegt und die militärischen Anforderungen erfüllt.“

Zorn übte Kritik am früheren Beschaffungswesen der Bundeswehr. Der Kauf eines Schiffes sei lange so abgelaufen „wie der einer Wollmütze, obwohl das eine deutlich komplexer ist als das andere. Das ist weder sinnvoll noch praktisch, hier steuern wir um“, sagte der ranghöchste Soldat der Bundeswehr.

Als positives Beispiel nannte Zorn die Beschaffung von Zelten. „Als vergangenes Jahr Zelte fehlten, haben wir uns die unkompliziert auf dem Markt besorgt. Es gibt ja genügend Anbieter – mit guten Zelten in allen Farben“, sagte der General. (dts/afp/so)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion