Gesamtmetall-Chef weist Gewerkschaftskonzept für Arbeitszeitverkürzungen zurück

Der Forderungskatalog der IG Metall sei "völlig weltfremd", sagte Gesamtmetall-Chef Rainer Dulger. Überschlägig würden 200.000 Fachkräfte fehlen, wenn die Beschäftigten das Recht erhielten, die wöchentliche Arbeitszeit zeitweise von 35 auf 28 Stunden zu verringern.
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Ein Demonstrant der IG Metall (Symbolbild).Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images
Epoch Times21. Oktober 2017

In der Metall- und Elektroindustrie spitzt sich der Streit um mögliche Arbeitszeitverkürzungen zu. Der Forderungskatalog, den die IG Metall in der kommenden Woche endgültig beschließen will, sei „völlig weltfremd“, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Rainer Dulger, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagsausgabe).

Überschlägig würden 200.000 Fachkräfte fehlen, wenn die Beschäftigten das Recht erhielten, die wöchentliche Arbeitszeit zeitweise von 35 auf 28 Stunden zu verringern.

Dulger hob hervor, schon jetzt gebe es in 20 Prozent der Betriebe in der Branche wegen Fachkräftemangels Einschränkungen in der Produktion. Auch gebe es zu wenig Nachwuchs. „Wir haben 71.000 neue Ausbildungsverträge, aber 7.000 der angebotenen Stellen sind immer noch unbesetzt“, legte der Gesamtmetall-Präsident dar. Wer die Arbeit erledigen solle, wenn die Arbeitszeit weiter reduziert würde, könne auch die IG Metall nicht beantworten.

Über Flexibilisierung könne durchaus verhandelt werden, sagte Dulger – „aber dann bitte in beide Richtungen und ohne Anspruch“. „Wenn einer weniger arbeitet, dann muss ein anderer dafür länger arbeiten dürfen“, forderte er. Einen Lohnausgleich bei verkürzter Arbeitszeit lehnte er strikt ab: „Mehr Geld für Nichtstun wird es mit uns nicht geben.“

Auch die Gewerkschaftsforderung nach sechs Prozent mehr Lohn wies Dulger zurück. Seit 2012 seien die Löhne in der Branche um 20 Prozent gestiegen, die Produktivität aber nur um ein Prozent. „Da ist es völlig weltfremd, sechs Prozent mehr Geld zu fordern und zusätzlich auch noch eine Arbeitszeitverkürzung, die ähnlich teuer ist.“

Der Gesamtmetall-Präsident warnte zudem vor Produktionsverlagerungen und vor einer „Tarifflucht, die sich gewaschen hat“. Der Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie gilt demnach für mindestens 2,5 Millionen Beschäftigte und hat zudem Signalwirkung für nicht tarifgebundene Betriebe und andere Branchen.

So sei der „Metalltarif eine Art Leitwährung für ungefähr vier Millionen Beschäftigte in Deutschland“, sagte Dulger. „Keiner von uns kann ein Interesse daran haben, die Tarifbindung weiter zu schwächen.“ (afp)

 



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