Stress und Überlastung: Wagenknecht tritt nicht mehr für Fraktionsvorsitz an

Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht wird laut eines Zeitungsberichts im Herbst nicht mehr für das Amt der Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag kandidieren.
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Sahra WagenknechtFoto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times11. März 2019

Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht gehört zu den bekanntesten Gesichtern ihrer Partei. Doch aus gesundheitlichen Gründen will die 49-Jährige in Zukunft kürzer treten: In einem Schreiben an die Linken-Bundestagsabgeordneten kündigte die Ehefrau des früheren Linken-Parteichefs Oskar Lafontaine am Montag an, bei der Wahl im Herbst nicht mehr anzutreten.

Wagenknecht steht wie kaum eine andere Linken-Politikerin für den kapitalismuskritischen Kurs der Partei. Doch in der jüngsten Vergangenheit hat sie ihre Parteifreunde vor allem mit wiederholten Forderungen nach Zuzugsbegrenzungen für Zuwanderer genervt – was viele, die sich um Offenheit gegenüber Flüchtlingen bemühen, als Provokation empfinden. Wagenknecht wandte sich etwa in einem von ihr mitverfassten Text gegen die „allgemeine Moral einer grenzenlosen Willkommenskultur“.

Solche Äußerungen sind es auch, die maßgeblich zum Dauerzwist zwischen Wagenknecht und der Parteispitze aus den beiden Vorsitzenden Bernd Riexinger und Katja Kipping geführt haben – der die Linken seit Jahren lähmt. Nach Bekanntwerden von Wagenknechts Rückzug sagte Parteichef Bernd Riexinger den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland knapp: „Ich hoffe, dass Sahra Wagenknecht der Linken als wichtiges Gesicht weiter zur Verfügung steht.“

Wagenknecht führt seit 2015 gemeinsam mit dem Ko-Vorsitzenden Dietmar Bartsch die Bundestagsfraktion der Linken. Doch der Weg ins Spitzenamt war steinig, denn sie hatte lange Zeit einen schweren Stand in der Partei: Als Mitglied der Kommunistischen Plattform war sie all jenen ein Dorn im Auge, die die Partei auf Regierungskurs trimmen wollen.

Die studierte Volkswirtin gehört seit 1991 – mit Unterbrechungen – dem Parteivorstand von PDS und Linken an, 2004 zog sie für fünf Jahre ins Europaparlament ein. 2010 übernahm Wagenknecht für vier Jahre den Posten einer stellvertretenden Parteichefin. 2011 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, bald darauf meldete sie ihren Anspruch auf den Fraktionsvorsitz an.

Wagenknecht war immer wieder auf Distanz zu möglichen Bündnissen mit SPD und Grünen gegangen. Parteiintern sorgte sie im vergangenen Herbst erneut für Aufruhr, als sie gemeinsam mit Lafontaine das „Aufstehen“-Bündnis auf die Beine stellte: Mit der Sammlungsbewegung wollten sie Menschen des gesamten Linken-Spektrums ansprechen und vereinen. Kritiker werteten dies als Versuch der Spaltung ihrer eigenen Partei.

Nachdem Wagenknecht knapp zwei Monate aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen war, verkündete sie am Wochenende, sich aus der „Aufstehen“-Führung zurückzuziehen. Wagenknecht sagte zur Begründung, Parteipolitiker seien mit ihren Erfahrungen anfangs notwendig gewesen. Nun aber sei es richtig, Verantwortung abzugeben an diejenigen, die die Bewegung „an der Basis ohnehin tragen“.

Sie verwies bei ihrer Entscheidung auch auf ihr eigenes Arbeitspensum und den Stress der vergangenen Jahre. Dies tat sie nun auch in ihrer Erklärung zum Verzicht auf den Fraktionsvorsitz.

„Inzwischen geht es mir wieder gut“, schreibt Wagenknecht an die Mitglieder der Fraktion. „Allerdings hat mir die lange Krankheit, deren Auslöser in erster Linie Stress und Überlastung waren, Grenzen aufgezeigt, die ich in Zukunft nicht mehr überschreiten möchte.“ Sie bleibe aber „selbstverständlich politisch aktiv“ und werde sich weiterhin „für meine Überzeugungen und sozialen Ziele engagieren“. (afp)



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