Sormas
Gesundheitsämter lehnen Corona-Software des Bundes ab

Viele Gesundheitsämter benutzen eigene statt zentrale Software für die Nachverfolgung von Menschen in Quarantäne.
Foto: Christoph Soeder/dpa
Bund und Länder werden aller Voraussicht nach ihr Ziel verfehlen, wonach alle Gesundheitsämter bis Ende Februar eine einheitliche Corona-Software einrichten sollen.
Das berichtet die „Welt am Sonntag“. Auch im Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), das die entsprechende Software entwickelt, gibt es demnach Zweifel, ob der Zeitplan noch eingehalten werden kann.
Nach Angaben vom HZI haben derzeit erst 239 der 375 Gesundheitsämter die Software Sormas eingerichtet.
Davon haben nur 84 Ämter die Software auch tatsächlich in Betrieb, wie eine Abfrage der Zeitung bei allen 16 Bundesländern ergab. Demnach hatten am Freitag mehr als 130 Gesundheitsämter noch nicht einmal die notwendigen Verträge unterzeichnet.
Die Kontaktnachverfolgung von Infizierten ist wichtig, um Ausbruchsgeschehen zu kontrollieren. Sie gilt als Bedingung, um restriktive Maßnahmen lockern zu können.
Zentrales Impfquotenmonitoring – Kontrollübernahme befürchtet
Mit einer anderen Zentralsoftware, dem „Digitalen Impfquotenmonitoring“, soll die Kontrolle über die Impfungen behalten werden. Mobile Impfteams und die dafür autorisierten Mitarbeiter der Impfzentren sollen in den jeweiligen Bundesländern ihre Impfdaten einspeisen.
Betrieben wird das zentrale Portal von der Bundesdruckerei, wo die Daten nach Angaben des RKI „zwischengespeichert“ und für den täglichen Abruf durch das RKI bereitgestellt werden.
Im Januar nutzte lediglich ein Bundesland dieses Meldesystem, wie es vom RKI aus hieß. Die übrigen 15 Länder liefern ihre Daten aus den Impfzentren lieber manuell per E-Mail ab. Die „Welt“ ging Anfang Januar Frage nach und fand Erstaunliches heraus.
Obwohl die Länder genau wissen, dass sie ihre selbst gesammelten und per E-Mail an das RKI verschickten Daten später erneut in das neue zentrale Meldesystem eingeben müssen, blockieren sie derzeit die komplette Übernahme der Impfkontrolle durch das RKI.
Eine Nachfrage der Zeitung bei den Landesgesundheitsämtern verlief den Angaben nach unbefriedigend. Ein Ministeriumsmitarbeiter ließ durchblicken: „Man befürchte, selbst keine ausreichende Kontrolle über das Impfgeschehen zu haben, wenn die Impfzentren ihre Daten direkt ans RKI melden“, beschreibt die „Welt“ dessen Ausführungen.
Man wolle Einblick in die gemeldeten Rohdatensätze behalten, was in der Meldesoftware offenbar bislang nicht vorgesehen ist – und so schreibe man lieber weiterhin E-Mails. (dts/sm/ks)
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