Greenpeace will Fleischverzehr für Klimaschutz halbieren und Pestizideinsatz beenden

"Der Agrarsektor muss endlich auch seinen Beitrag dazu leisten, dass Deutschland seine Klimaziele erreichen kann", erklärte Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) wandte sich gegen "pauschale Verzichtsdebatten".
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KüheFoto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images
Epoch Times8. Januar 2017

Den Fleischverzehr halbieren und den Pestizideinsatz beenden – das muss nach Ansicht von Greenpeace geschehen, damit die Landwirtschaft ihre Klimaschutz-Pflichten in Deutschland erfüllt.

Die Umweltorganisation legte dazu ein „Kursbuch Agrarwende 2050“ vor. „Der Agrarsektor muss endlich auch seinen Beitrag dazu leisten, dass Deutschland seine Klimaziele erreichen kann“, erklärte Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) wandte sich gegen „pauschale Verzichtsdebatten“.

Greenpeace forderte den Minister dagegen auf, den nötigen Rahmen für die Agrarwende zu schaffen. „Die heutige Landwirtschaft ist auf billige Massenproduktion ausgelegt und hat mit Umwelt- und Klimaschutz nichts zu tun“, kritisierte Hofstetter. Er nannte als Umweltprobleme der deutschen Agrarwirtschaft eine Überdüngung mit zu viel Nitrat und Phosphat, was Böden und Gewässer verschmutze, Artensterben durch Pestizideinsatz sowie gesundheitsschädliche Ammoniak- und klimaschädliche Treibhausgase durch Großställe.

Unter Verweis auf die Studie versicherte Greenpeace, der Umbau des Agrarsektors könne gelingen. Trotz geringerer Erträge könne die Bevölkerung auf eine gesündere Art gut ernährt werden. Dafür müssten nicht nur Fleischproduktion und -verzehr um 50 Prozent bis 2050 zurückgehen, sondern auch die Lebensmittelverschwendung halbiert werden.

Schmidt zeigte sich wenig begeistert von dem Greenpeace-Ansatz: „Ernährungssicherung – und damit Landwirtschaft – und Umweltziele dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, erklärte Schmidt auf AFP-Anfrage am Samstag. Um den Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz zu steigern, „werden wir den Weg über Forschung, Innovation und Landwirtschaft 4.0 gehen“, fügte er hinzu. „Darin müssen wir unsere Energie investieren, statt in pauschale Verzichtsdebatten.“

Schmidt betonte, dass in Deutschland auch die Landwirtschaft „zu Wohlstand und Arbeitsplätzen insbesondere im ländlichen Raum“ beitrage. Ähnlich argumentierte der Deutsche Bauernverband (DBV). Generalsekretär Bernhard Krüsken sprach in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ mit Blick auf den Greenpeace-Plan von einem „Masterplan zur Abwicklung großer Teile der Landwirtschaft in Deutschland“. Er warnte, die Pläne der Umweltschutzorganisation würden 250.000 Jobs in der Branche gefährden und einen Wertschöpfungsverlust von 20 bis 25 Milliarden Euro bedeuten.

Das Forschungsinstitut für ökologische Landwirtschaft (FIBL), das die Studie erstellte, geht dagegen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 etwa 30 Prozent der Agrarflächen nach den Richtlinien des Ökolandbaus bewirtschaftet werden. Die restlichen 70 Prozent könnten konventionell, aber dann umweltverträglich beackert werden.

Die Bundesregierung hatte im November nach langem Gezerre den Klimaschutzplan 2050 beschlossen. Dieser enthält konkrete Vorgaben, wie viel Treibhausgas jeder einzelne Wirtschaftssektor – wie etwa Verkehr und Landwirtschaft – ab 2030 noch maximal ausstoßen darf. Insgesamt soll Deutschland dann mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgase verursachen als im Jahr 1990.

Die Grünen zeigten sich dagegen offen für die Greenpeace-Pläne. Ihr Agrar-Politiker Friedrich Ostendorff erklärte, das „Kursbuch Agrarwende“ enthalte interessante Vorschläge. Er warf Minister Schmidt vor, „durch das beständige Verzögern und Blockieren“ Vertrauen zu verspielen.  (afp)



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