Grobe Eingriffe in Wortschatz und Grammatik: Wahlaufruf zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein empört Sprachfreunde

Neben fehlenden Satzzeichen und anderen Rechtschreibfehlern fielen grobe Eingriffe in Wortschatz und Grammatik des Deutschen auf, erklärte der Verein Deutsche Sprache mit Blick auf die offizielle Wahlbenachrichtigung zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein.
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StimmzettelFoto: Markus Scholz/AFP/GettyImages
Epoch Times19. April 2017

Die offizielle Wahlbenachrichtigung zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein hat bei Sprachfreunden für Empörung gesorgt.

Neben fehlenden Satzzeichen und anderen Rechtschreibfehlern fielen grobe Eingriffe in Wortschatz und Grammatik des Deutschen auf, erklärte der Verein Deutsche Sprache am Mittwoch in Dortmund. Das gesamte Schreiben, das nach dem Willen der Behörden auch Menschen mit Leseschwäche verstehen sollen, wirke wie eine Fälschung.

Der Verein deutsche Sprache kritisierte vor allem „abstruse Bindestrichwörter“, die nicht nur orthografisch fragwürdig seien, sondern auch die Sachverhalte verfälschten. So zählte der Verein als falsch mit Bindestrich getrennte Wörter „Land-Tag“, „Wahl-Tag“, „Voll-Macht“, „Barriere-frei“ oder „Stimm-Zettel“ auf.

Vereinssprecher Reiner Pogarell erklärte zum verfälschenden Charakter der Bindestriche, ein „Land-Tag“ sei „kein regionales Parlament, sondern ein Tag auf dem Land“. Ein „Wahl-Tag“ wiederum sei nicht der festgelegte Wahltag, sondern ein zu wählender Tag. Und „Barriere-frei“ verheiße nicht Barrierefreiheit, sondern eine freie Barriere. „Ein ‚Stimm-Zettel‘ ist sicher kein Stimmzettel, sondern vielleicht eine Anleitung für Klavierstimmer oder Chorleiter.“

Pogarell zweifelte daran, ob die Wahlbenachrichtigung wegen der Verfälschungen überhaupt als gültig angesehen werden könne. Auch die sonstige Wortwahl sei mitunter sinnentstellend. Die Aussage „Sie können auch Brief-Wahl machen“ sei seine Falschaussage. Die Wähler könnten keine Briefwahl machen, sondern nur per Briefwahl ihre Stimme abgeben.

Auch der weitere Hinweis zur Briefwahl – „dann müssen genug Brief-Marken auf dem Umschlag sein“ – dürfte die Wahlberechtigten zum Grübeln bringen, glaubt der Vereinssprecher. Es stelle sich die Frage, wie viele Briefmarken denn auf einen Brief gehörten – zwei, drei oder fünf? Die Wahrheit sei, dass der Brief ausreichend frankiert sein müsse. „Das funktioniert bereits mit einer einzigen Marke – das funktioniert sogar auch ohne Marken durch einen entsprechenden Stempel.“ (afp)



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