Grüne kritisieren elektronische Fußfessel für Islamisten als „Symbolpolitik“ – Für Verhinderung von Anschlägen „ungeeignet“

Das Bundeskriminalamt (BKA) kann nun eine Fußfessel anordnen, wenn bestimmte Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass der Betroffene einen Anschlag begehen könnte oder sein Verhalten darauf hindeutet. Eine entsprechende Gesetzesänderung billigte am Mittwoch das Bundeskabinett.
Titelbild
Eine elektronischen Fußfessel.Foto: Susann Prautsch/dpa
Epoch Times1. Februar 2017

Extremistische Gefährder sollen künftig mit Hilfe einer elektronischen Fußfessel überwacht werden können. Voraussetzung ist, dass die Behörden einen Anschlag für möglich halten. Eine entsprechende Gesetzesänderung billigte am Mittwoch das Bundeskabinett. Auf die Neuregelung hatten sich Innenminister Thomas de Maizière (CDU) und Justizminister Heiko Maas (SPD) nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt verständigt. Kritik kam von der Opposition.

Das Bundeskriminalamt (BKA) soll der Neuregelung zufolge eine Fußfessel dann anordnen können, wenn bestimmte Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass der Betroffene einen Anschlag begehen könnte oder sein Verhalten darauf hindeutet. Ursprünglich war geplant gewesen, dass die Fußfessel nur dann angeordnet werden darf, wenn der Gefährder wegen einer terroristischen Straftat verurteilt worden ist. Nach dem Berliner Anschlag mit zwölf Toten wurde die Vorlage verschärft.

Mit dem Gesetz wird die Grundlage dafür geschaffen, dass das BKA ein Aufenthaltsverbot erlassen und die Einhaltung kontrollieren kann, wie de Maizière sagte. Fußfesseln seien zwar kein Allheilmittel, erleichterten aber die Überwachung der Gefährder. Der Minister verwies zugleich darauf, dass die meisten der in Deutschland registrierten Gefährder in der Zuständigkeit der Länder lägen, und deshalb auch dort die entsprechenden Gesetze geändert werden müssten.

Die Zuständigkeit des Bundeskriminalamts beschränke sich auf den internationalen Terrorismus, sagte dazu de Maizières Sprecher Johannes Dimroth. Wieviele der derzeit registrierten 550 islamistischen Gefährder eine Fußfessel bekommen könnten, sei eine „rein hypothetische Frage“. Unionsfraktonsvize Stephan Harbarth (CDU) erklärte, die geplante Gesetzesänderung sei gerade angesichts der großen Zahl der Gefährder in Deutschland wichtig.

Die Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic sagte dagegen der Nachrichtenagentur AFP: „Die Fußfessel ist reine Symbolpolitik und für die Verhinderung von Anschlägen schlicht ungeeignet.“ Die Fachleute bei der Polizei sagten sehr deutlich, dass der weitaus größte Teil von Gefährdern verdeckt beobachtet werde. Eine solches polizeiliches Vorgehen werde durch die Fußfessel ad absurdum geführt. „Die Bundesregierung muss endlich aufhören, den Menschen Lösungen zu präsentieren, die an der realen Erfordernissen der Sicherheitspolitik vorbeigehen.“

Die innenpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Ulla Jelpke, sprach von einem unzulässigen Eingriff in den Rechtsstaat. Es müssten ähnlich strenge Kriterien angelegt werden wie bei der Verhängung von Untersuchungshaft. „Ohne richterlichen Beschluss darf so etwas nicht passieren.“

Die elektronische Fußfessel ist Teil der Neuregelung zur Umstrukturierung des BKA-Gesetzes. Damit sollen der Datenschutz und der Informationsaustausch zwischen den europäischen Polizeibehörden verbessert werden.

Umgesetzt wird außerdem ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Es hatte das BKA-Gesetz in Teilen für verfassungswidrig erklärt. Bei Maßnahmen, die tief in das Privatleben Betroffener hineinreichten, müsse der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit stärker berücksichtigt werden. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion