Grüne steigen laut Umfrage auf 23 Prozent – mit der SPD geht es weiter bergab

Die Union stagniert, die Grünen sind weiter auf Erfolgskurs. Dagegen geht es mit den der SPD laut Umfrage weiter bergab. Und den dritten Platz in der Wählergunst muss sich die Partei auch noch teilen.
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Annalena Baerbock und Robert Habeck von Bündnis 90/Die Grünen vergangene Woche in Leipzig. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Epoch Times16. November 2018

Kein Merz-Effekt bei der Union, die SPD im Rekordtief und die Grünen legen um sechs Punkte zu: Im neuen Deutschlandtrend der ARD liegt die Union unverändert bei 26 Prozent, die Grünen sind mit nun 23 Prozent klar zweistärkste Kraft.

Dahinter folgen die SPD (minus 1) und die AfD (minus 2) mit jeweils 14 Prozent. Auch die Linke mit neun Prozent (minus 1) und die FDP mit acht Prozent (minus 2) müssen Verluste bei der Sonntagsfrage hinnehmen. Nur 25 Prozent sind derzeit mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden oder sehr zufrieden.

Positiv wird unter den befragten CDU-Anhängern das offene Rennen um die Nachfolge von CDU-Chefin Angela Merkel bewertet, auch wenn sich das bisher nicht in steigenden Umfragewerten ausdrückt. 46 Prozent der befragten CDU-Anhänger sind der Umfrage zufolge der Ansicht, dass Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer neue CDU-Vorsitzende werden soll. 31 Prozent der CDU-Anhänger sind für Friedrich Merz und nur 12 Prozent der CDU-Anhänger für Gesundheitsminister Jens Spahn.

Völlig unterschiedlich werden Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer bewertet. Beide wollen zwar ihre Parteivorsitze abgeben, aber Kanzlerin beziehungsweise Bundesinnenminister bleiben. 56 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass Merkel die drei Jahre bis zur nächsten Bundestagswahl im Amt bleiben soll. Das sind 7 Prozentpunkte mehr als im Januar – bei Seehofer wollen dagegen 73 Prozent, dass er auch das Ministeramt abgibt. Unter den anderen Spitzenpolitikern muss SPD-Chefin Andrea Nahles mit einer Zustimmung zu ihrer Arbeit von nur noch 26 Prozent (minus 4) die schlechteste Bewertung seit ihrem Eintritt ins Bundeskabinett 2013 hinnehmen.

Nach der ersten CDU-Regionalkonferenz hat unterdessen Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus das Rennen um die Nachfolge von Merkel an der CDU-Spitze gelobt. Der Wettbewerb tue der CDU gut und das Interesse in der Partei sei groß, sagte er der „Passauer Neuen Presse“.

„Wenn die nächsten Wochen fair und respektvoll ablaufen, wird die Union davon profitieren.“ Die CDU brauche aus seiner Sicht aber keine Revolution, sondern nur Reformen in der Parteiarbeit.

Am Donnerstagabend hatten sich die drei Kandidaten, Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Gesundheitsminister Jens Spahn, in Lübeck vor etwa 800 Parteimitgliedern präsentiert. Auf der ersten von acht Regionalkonferenzen versprachen sie eine Erneuerung der Partei und bekannten sich zugleich zur Kooperation mit der Kanzlerin.

Der Wechsel an der CDU-Spitze wird die Christdemokraten nach Einschätzung von SPD-Chefin Andrea Nahles aber nicht komplett befrieden. „Was passiert denn, wenn einer der Kandidaten gewählt ist? Sind dann die Richtungsauseinandersetzungen vorbei? Aus der Erfahrung der SPD sage ich: nein“, sagte sie der „Heilbronner Stimme“. Seit 2016 erlebe sie, dass die CDU „komplett in Lager gespalten“ sei.

Merz und Spahn versicherten in Lübeck, sie würden im Falle der Wahl zum CDU-Vorsitzenden am 7. Dezember nicht gleich ans nächste Amt zu denken – gemeint war die Kanzlerschaft. Merz sprach seine früheren Meinungsverschiedenheiten mit Merkel an. Doch er werde den Koalitionsvertrag respektieren. „Die CDU ist vertragstreu.“ Das würde auch sein Verhältnis zu Merkel bestimmen, die Regierungschefin bleiben will.

Spahn betonte, als CDU-Bundesvorsitzender würde seine Aufmerksamkeit zunächst der Partei und neuen Mitmachstrukturen gelten. Merz äußerte sich ähnlich: „Wir brauchen eine Partei, die von unten nach oben entscheidet und nicht von oben nach unten.“ Kramp-Karrenbauer, die als Merkel-Vertraute gilt, will auch die Basis stärker einbinden: „Die 400 000 Mitglieder sind der größte Schatz der Partei.“

Spannung kam auf, als Spahn am Ende der Diskussion Äußerungen von Kramp-Karrenbauer ansprach, die sich gegen eine Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen hatte. Insbesondere kritisierte er Interview-Äußerungen Kramp-Karrenbauers aus dem Jahr 2015. Damals hatte sie gesagt, nach einer Öffnung der Ehe für Homosexuelle seien andere Forderungen nicht mehr auszuschließen, etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen. Spahn, der mit einem Mann verheiratet ist, sagte dazu, er habe mit Kramp-Karrenbauer sachlich darüber gesprochen und das Problem ausgeräumt – und das müsse auch bei anderen Themen gehen.

Zur Flüchtlingspolitik sagte Spahn, selbst die von der CSU propagierte Zahl von maximal 200.000 Migranten im Jahr sei zu hoch. „Wir sind kein multikulturelles Land“, sagte Spahn – fügte aber hinzu, Deutschland sei weltoffen und tolerant. Kramp-Karrenbauer erteilte Parallelgesellschaften ebenfalls eine Absage, dies dürfe nicht zugelassen werden, es wäre eine „kulturelle Selbstverzwergung“.

Den längsten Applaus nach ihrer zehnminütigen Selbstdarstellung zu Beginn der dreistündigen Veranstaltung erhielt Kramp-Karrenbauer mit 41 Sekunden, gefolgt von Merz (30 Sekunden) und Spahn (15 Sekunden).

„Wir müssen zu neuer Stärke kommen“, sagte Kramp-Karrenbauer. 26 Prozent wie zuletzt bei der Landtagswahl in Hessen seien für eine Volkspartei kein Maß. „Wir müssen wieder mehr Menschen von uns überzeugen.“ Es gelte, die Zweifel in der Bevölkerung auszuräumen, dass die CDU noch die Partei der Inneren Sicherheit sei, dass sie noch Recht und Gesetz durchsetzen könne. Die Flüchtlingskrise von 2015 dürfe sich nicht wiederholen. Damals waren rund 900.000 Migranten weitgehend unkontrolliert nach Deutschland eingereist.

Ähnlich kritisch blickten auch Merz und Spahn auf die Flüchtlingspolitik 2015 zurück – als einen Grund für den Aufstieg der AfD. Den Erfolg der Partei, die in allen Landtagen und im Bundestag sitzt, will Merz stoppen. „Das traue ich mir zu, die AfD zu halbieren – das geht“, sagte er unter großem Beifall. „Nur, wir müssen dazu die Voraussetzungen schaffen.“ Merz hält einen Wiederaufschwung der CDU in den Bereich von 40 Prozent für möglich. Notwendig seien aber „bessere Beteiligungsprozesse von unten nach oben“ in der Partei, sagte er wie zuvor schon Kramp-Karrenbauer. „Die CDU ist eine Volkspartei der Mitte, wir verschieben sie nicht nach links und nicht nach rechts“, sagte Merz. (dpa)



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