Hamburg: Kiez-Bar-Mitarbeiter positiv auf Corona getestet – Falsche Namen erschweren Nachverfolgung

Es erinnert an die Infektionen in österreichischen Après-Ski-Bars: In einer Hamburger Bar arbeiten positiv Getestete hinterm Tresen. Hunderte Gäste müssen mit einer Infektion rechnen und in Quarantäne. Doch nicht alle lassen sich ermitteln. Deswegen schlägt Epidemiologe Markus Scholz die Temperaturmessung an Bar-Eingängen vor.
Titelbild
Rund 600 Gäste der Bar "Katze" im Hamburger Schanzenviertel könnten sich mit dem Coronavirus angesteckt haben.Foto: Christian Charisius/dpa/dpa
Epoch Times22. September 2020

Darth Vader, bitte melden. Was zunächst lustig klingt, bringt das Dilemma der Hamburger Gesundheitsbehörden bei der Nachverfolgung eines Corona-Ausbruchs auf den Punkt.

Viele Besucher einer Bar im beim Partyvolk beliebten Schanzenviertel haben sich nicht mit richtigem Namen und Telefonnummer in die Kontaktlisten eingetragen und sich stattdessen dort als Lucky Luke oder eben Darth Vader verewigt – vielleicht nur aus Spaß. Doch nun ist es passiert.

Gleich mehrere Bedienungen in der stets gut besuchten „Katze“ sind Corona-positiv. Rund 600 Gäste könnten sich angesteckt haben. Von etwa 100 fehlen den Behörden die echten Kontaktdaten. Insgesamt gibt es 13 bestätigte Fälle, die bereits vermeldeten Servicekräfte inbegriffen.

Die „Katze“ ist angesagt. Regelmäßig stehen die Besucher dicht an dicht in und vor der Bar. Weil der relativ kleine Gastraum schwer zu belüften sei und wohl auch die Mindestabstände nicht immer eingehalten worden seien, müsse man von einem hohen Infektionsrisiko ausgehen, sagt der Sprecher der in Hamburg für die Gesundheit zuständigen Sozialbehörde, Martin Helfrich. 500 Gäste hätten die Gesundheitsämter bereits kontaktiert. Die meisten seien nun in zweiwöchiger Quarantäne.

Konkret gehe es um die Abende und Nächte des 5., 8. und 9. September, als die infizierten Bedienungen hinterm Tresen standen – ohne Maske. Dies sei generell zulässig, wenn der Mindestabstand gewährleistet sei, sagt er. Im Fall „Katze“ werde jedoch geprüft, ob das Hygienekonzept eingehalten wurde.

Fünf Punkte für die Sicherheit des Nachtlebens in Corona-Zeiten

Der Epidemiologe Markus Scholz von der Universität Leipzig ist nicht darüber überrascht, dass es zuletzt in der Hamburger Szenekneipe zu mehreren Corona-Fällen gekommen ist. „Für mich ist das nicht unerwartet, da gerade beim Nachtleben die AHA-Regeln nicht eingehalten werden“, sagte er dem Nachrichtenportal „Watson“. Im Herbst werde das Problem durch die niedrigen Temperaturen verstärkt.

„Zusammenkünfte finden verstärkt in geschlossenen, schlecht gelüfteten Räumen statt, was die Ansteckung aufgrund der Aerosolanreicherung begünstigt.“ Es sei daher wichtig, „sinnvolle Maßnahmen“ zur Eindämmung zu finden.

Einlass nur noch unter Vorzeigen der Corona-App gehöre für ihn nicht dazu: „Ich glaube nicht, dass dies das Problem löst, da die Wirkung der App aktuell als gering eingeschätzt werden muss.“ Zwar hätten viele Menschen die App installiert, Warnungen würden über sie jedoch nur unzureichend abgesetzt.

Eine Arbeitsgruppe rund um Scholz betreibt seit 15 Jahren Infektionsforschung und untersucht aktuell auch die Corona-Pandemie. Er nannte fünf entscheidende Punkte, die seines Erachtens das Nachtleben sicherer machen könnten:

Erstens: Möglichst kleine Gesamtpersonenzahlen. Zweitens: Möglichst kleine Gruppengrößen. Drittens: Möglichst große Abstände zwischen den Gruppen. Viertens: Gute Belüftungssysteme. Und fünftens: Eventuell Temperaturmessung am Eingang“.

(dts/dpa/sza)



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