Logo Epoch Times
Kleine Märkte unter Druck

Hohe Sicherheitskosten: Erste Städte sagen Weihnachtsmärkte ab

In Overath fällt der Weihnachtsmarkt 2025 aus – erstmals seit Corona. Grund ist ein Streit über die Übernahme der Sicherheitskosten zwischen dem Stadtmarketing und der Verwaltung. Der Fall zeigt, wie steigende Auflagen, rechtliche Unsicherheiten und sinkende Gewinnmargen zunehmend kleinere Veranstalter in ganz Deutschland unter Druck setzen.

top-article-image

Die größeren und traditionellen Weihnachtsmärkte in Deutschland können höhere Kosten für Sicherheitskonzepte eher verkraften als jene in Kleinstädten oder Randbezirken. (Symbolbild)

Foto: Peter Kneffel/dpa

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 6 Min.


In Kürze:

  • Weihnachtsmarkt in Overath 2025 abgesagt – Streit über Sicherheitskosten
  • Stadtmarketing wirft Verwaltung vor, unrechtmäßig Kosten abzuwälzen
  • Auch in anderen Städten fallen kleinere Weihnachtsmärkte aus
  • Große Märkte in Metropolen finden wie geplant statt

 
In der Stadt Overath wird es in diesem Jahr keinen Weihnachtsmarkt geben. Auf der Webseite der Stadt selbst gibt es noch keinen entsprechenden Hinweis, und einige private Seiten über Weihnachtsmärkte führen ihn auch für 2025 noch auf.
Am Montag, 3.11., haben jedoch bereits erste Medien wie RTL gemeldet, dass der traditionelle Markt an der Pfarrkirche St. Walburga nicht stattfinden wird. Ursprünglich fand dieser immer am ersten Adventswochenende statt, das diesmal auf den 28. bis 30. November fällt.

Stadtmarketing: Gewinne aus anderen Events wiegen Weihnachtsmarkt-Verluste nicht auf

Der Absage ging ein Streit zwischen dem Stadtmarketing und der Verwaltung voraus. Marketing-Chef Andreas Koschmann drängte auf eine stärkere Beteiligung der Kommune an den stetig gewachsenen Kosten für die Sicherheit. Bereits in den vergangenen anderthalb Jahren hatte der Marketingverein eigenen Angaben zufolge insgesamt 17.500 Euro dafür aus eigener Tasche bezahlt.
Der Weihnachtsmarkt sei zuletzt ein Verlustgeschäft gewesen, deutet Koschmann an. Üblicherweise hätten aber die Gewinne aus vier Großveranstaltungen, die das Stadtmarketing im Jahr abhalte, ausgereicht, um das aufzufangen. Die immer höheren Anforderungen bezüglich Sicherheitsmaßnahmen hätten dies jedoch geändert, so der Chef der Einrichtung:
„Deshalb haben wir der Stadt schon vor einer ganzen Weile gesagt, wenn von der öffentlichen Hand diese Kosten nicht übernommen werden, wir keine weiteren Veranstaltungen mehr machen können.“

Kerpen steigt auf „Genussmarkt im Advent“ um

Koschmann wies auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin aus dem Jahr 2019 hin. Diesem zufolge darf eine Kommune nur das Tragen jener Kosten durch den Ausrichter einer Veranstaltung von diesem verlangen, die direkt mit der Veranstaltung zusammenhängen.
Darüber hinausgehende allgemeine und von außen kommende Gefahren wie etwa Terrorismus seien jedoch nicht in zurechenbarer Weise auf die Sondernutzung selbst zurückzuführen. Deren Abwehr – etwa durch Lastersperren oder zusätzliches Sicherheitspersonal – habe der Veranstalter nicht selbst zu gewährleisten. Allerdings habe die Stadt Overath genau dies vom Stadtmarketing gefordert.
Dass die Kommunen versuchen, Sicherheitskosten auf Veranstalter von Weihnachtsmärkten abzuwälzen, ist kein auf die 27.000-Einwohner-Stadt nahe Köln begrenztes Phänomen. Im ebenfalls nahe Köln gelegenen Kerpen im Rhein-Erft-Kreis wird es in diesem Jahr nur einen „Genussmarkt im Advent“ geben. Auch hier sah die Stadt die Kosten für Auflagen und Sperrzonen als Sache des Veranstalters. Durch das neue Konzept verringert man diese, weil der „Genussmarkt“ auf einer kleineren Fläche stattfindet.

Standbetreiber meiden zunehmend kleinere Märkte

Bereits zuvor hatte Rostock das Aus für den historischen Weihnachtsmarkt im IGA Park – zumindest für dieses Jahr – verkündet. Stattdessen soll ein offenbar profitablerer Mittelaltermarkt im Frühjahr stattfinden.
Hamburg-Rahlstedt streicht seinen Weihnachtsmarkt, weil er nicht mehr profitabel genug ist. Nach durchwachsenen Umsatzzahlen im Vorjahr hatten viele frühere Standbetreiber für 2025 abgesagt. In Dortmund fällt der Markt im Schloss Bodelschwingh Sanierungsarbeiten zum Opfer.
Die Kosten für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen stellen vor allem für kleinere Märkte in Außenbezirken größerer Städte oder an deren Peripherie ein Problem dar.
So befinden sich Overath und Kerpen im Einzugsgebiet von Köln. Dort finden innerhalb des Stadtgebiets gleich mehrere Dutzend Weihnachtsmärkte statt – von jenem am Dom über den Hafen-Weihnachtsmarkt bis hin zum „Gay-Weihnachtsmarkt Heavenue Cologne“. Zahlreiche Bewohner von Randgemeinden besuchen diese Märkte anstelle kleinerer vor Ort, und Standbetreiber versprechen sich dort höhere Umsätze.

Größere Weihnachtsmärkte finden im gewohnten Umfang statt – auch in Magdeburg

Eine vollständige bundesweite Liste aller ausgefallenen Weihnachtsmärkte gibt es nicht. Es ist auch damit zu rechnen, dass es auf lokaler Ebene in den letzten Wochen vor dem Advent noch zu weiteren Absagen kommen wird. Allerdings sind keine der traditionellen Weihnachtsmärkte in den größeren Städten betroffen. In Städten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Dresden, Stuttgart oder Köln laufen bereits die Aufbauarbeiten.
In Magdeburg, wo im Vorjahr ein Terroranschlag durch einen militanten Islamgegner sechs Todesopfer und mehr als 300 Verletzte gefordert hatte, wird es ebenfalls keine Einschränkungen geben. Allerdings werden sich die Ausgaben für die Sicherheit in diesem Jahr von 80.000 Euro auf bis zu 150.000 Euro fast verdoppeln.
Nicht bestätigt haben sich vor wenigen Wochen kolportierte Meldungen, wonach die Kosten für Sicherheitskonzepte zu Absagen von Weihnachtsmärkten auf breiter Ebene sorgen würden. Absagen und Einschränkungen in größerem Ausmaß hatte es zuletzt in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund der Corona-Pandemie gegeben. Allerdings hatten die meisten Märkte in den größeren Städten – mit entsprechenden Hygienekonzepten – dennoch stattgefunden.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

Aktuelle Artikel des Autors

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.