Ifo-Forscher: Gebietsreformen wie in Ostdeutschland bringen leicht Populismus hervor

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Symbolbild.Foto: istock
Epoch Times10. Juli 2019

In einer aktuellen Untersuchung warnen Forscher des Dresdner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo Dresden) die Politik davor, aus Kostengründen, Landkreise und Gemeinden zusammenzulegen.

Solche Gebietsreformen mit dem Ziel, Kosten zu sparen und die Effizienz der Gemeindeverwaltung zu steigern, die in den vergangenen Jahrzehnten in ostdeutschen Bundesländern flächendeckend stattfanden, hätten dazu geführt, dass viele Betroffene sich nicht mehr mit ihrer Heimatgemeinde identifizierten, heißt es in einer Studie, die im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung entstand und über welche die „Welt“ (Mittwochsausgabe) berichtet.

Demnach sei nach Gebietsreformen die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Einwohner eines Bundeslandes mit ihrer Gemeinde identifizieren, um fast zehn Prozentpunkte gegenüber Bundesländern gesunken, in denen es keine Gemeindereformen gegeben hatte.

Die Folgen für die Gesellschaft seien erheblich, warnen die Wissenschaftler. Die kommunale Identität sei wichtig für den sozialen Zusammenhalt und das weit über die Gemeindeebene hinaus.

Laut den Befunden der Ifo-Forscher wählen Bürger, die sich mit ihrem Wohnort verbunden fühlten, häufiger in Kommunalwahlen, interessieren sich mehr für Politik, sind stärkere Befürworter der Demokratie, wählen seltener populistische Parteien und engagieren sich stärker in sozialen Vereinen sowie im Ehrenamt vor Ort.

„Angesichts der von uns dokumentierten Zusammenhänge zwischen kommunaler Identität und sozialen Aktivitäten beziehungsweise politischen Einstellungen ist zu befürchten, dass Gebietsreformen einen negativen Einfluss auf ehrenamtliches Engagement und politische Stabilität haben“,

schreiben die Forscher. Für die Untersuchung haben die Wissenschaftler Daten der European Value Study (EVS) und der World Value Study (WVS) ausgewertet. Beide internationalen Umfragen werden in mehrjährigen Abständen seit 1981 durchgeführt.

Die Ifo-Forscher raten zudem auch von Zusammenschlüssen ab, insbesondere wenn sie gegen den Willen der betroffenen Kommunen vorangetrieben werden: „Gebietsreformen und Zwangsfusionen sind nur bei absoluter Notwendigkeit umzusetzen“, schreiben sie.

„Alternativen zu Gebietsreformen wie interkommunale Kooperationen sollten bevorzugt werden. Sie ermöglichen die Nutzung von Größenvorteilen und schonen gleichzeitig die kommunale Identität“, heißt es in der Ifo-Studie, über welche die „Welt“ berichtet.

Möglich seien beispielsweise gemeinsame Feuerwehren oder Standesämter oder lockere Gemeindeverbünde, bei denen Orte sich eine Verwaltung teilen. (dts)



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