Impftourismus? Razzia nach Corona-Impfung von 120 italienischen Luxushotel-Mitarbeitern in München

Nachdem bekannt wurde, dass 120 Mitarbeiter einer Luxus-Hotelanlage aus Italien in einem Münchner Hotel ihre Corona-Impfung erhielten, schaltete sich die bayerische Generalstaatsanwaltschaft ein. Der beteiligte Arzt sagte zunächst aus, dass das Gesundheitsministerium dies organisiert hätte. Dann widerrief sein Anwalt diese Aussage.
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Eine Corona-Impfung.Foto: iStock
Epoch Times19. Juni 2021

Nach der Impfung von 120 Mitarbeitern eines italienischen Hotels in München ist die Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg mit einer Razzia gegen sieben Beschuldigte vorgegangen. Ein Apotheker, fünf Ärzte und ein Rechtsanwalt stehen im Verdacht der Unterschlagung von Corona-Impfstoff, der Bestechung und der Bestechlichkeit, wie die Ermittlungsbehörde am Freitag mitteilte.

Mehrere Objekte in München seien durchsucht worden, darunter eine Apotheke, eine Arztpraxis und eine Anwaltskanzlei.

Die Hotelmitarbeiter der Ferienanlage Forte Village auf Sardinien waren am 21. Mai nach Anweisung des Hotel-Managements nach München geflogen worden. Dort erhielten sie eine Corona-Impfung. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem Apotheker Unterschlagung vor, da er den Covid-Impfstoff zur Verfügung gestellt haben soll.

Einer der beschuldigten Ärzte soll den Impfstoff angekauft haben, weitere beschuldigte Ärzte sollen die Impfungen durchgeführt haben. Der angeklagte Rechtsanwalt soll den Vertrag für die Impfaktion entworfen haben.

Wie die Generalstaatsanwaltschaft feststellte, waren die Hotelmitarbeiter nicht impfberechtigt in Deutschland. An der Razzia waren sechs Staatsanwälte sowie Polizisten beteiligt.

Münchner Arzt: Impf-Aktion ging von der Bundesregierung aus

Der Münchner Arzt Udo Beckenbauer, der die Impfungen durchführte, erklärte gegenüber dem italienischen Fernsehsender „Rai 3“ zunächst laut „Focus“: „Es gab einen Vertrag. Nicht mit mir, sondern mit jemand anderem. Ich habe gefragt, ob es erlaubt sei. Sonst hätte ich es nicht gemacht.“

Er sei von einem seiner Patienten gefragt worden, ob er die Impfaktion durchführen könne. Er habe seine Bereitschaft signalisiert, „vorausgesetzt, dass die Impfaktion ordnungsgemäß rechtlich abgesichert wäre, was mir zugesichert wurde.“

Der Impfstoff sei von einer dritten Stelle organisiert worden. Seine Dienstleistungen wurden nicht bezahlt. Sein Anwalt erklärte auf Anfrage vom „Focus“, dass die Information, dass der Vorgang dort rechtlich geprüft wurde, sein Mandant vom Hotel erhalten hätte.

Brisant war der zweite Auszug aus dem Interview, den der Fernsehsender „Rai 3“ am Sonntag veröffentlichte. Darin erklärte Beckenbauer, dass die Impf-Aktion von der Bundesregierung ausgegangen sein soll, berichtet der „Focus“.

„Die deutsche Regierung hat versucht, denen zu helfen. Warum, weiß ich nicht.“ Er sei nur für das Impfen zuständig gewesen. Die deutsche Regierung „hat es gewusst“, so Beckenbauer weiter. „Es war eine Ausnahme, aus irgendeinem Grund wurde es genehmigt“, zitiert ihn der „Focus“.

Laut Beckenbauer seien eine Menge Ärzte vor Ort gewesen. Dies sei vom deutschen Gesundheitsministerium organisiert.

Gesundheitsministerium erklärt nichts von der Impf-Aktion gewusst zu haben

Beckenbauers Strafverteidiger Thomas Pfister erklärte hingegen am Montagvormittag gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“, dass die bisherigen Ausführungen seines Mandanten „in ganz wesentlichen Punkten schlichtweg unzutreffend“ seien. Mehr noch: Man könne nicht einmal davon sprechen, dass „die deutsche Regierung, beziehungsweise einzelne Ministerien irgendetwas damit zu tun haben. Insbesondere das Bundesgesundheitsministerium und Herr Spahn haben damit nichts zu tun.“

Das Gesundheitsministerium selbst erklärte auf Anfrage, dass man erst durch die mediale Berichterstattung von diesem Vorgang erfahren hätte. Man könne ausschließen, dass dies mit Billigung des Bundesministeriums für Gesundheit erfolgt sei.

„Im Übrigen können nach der Rechtslage nur Personen entweder mit Wohnsitz oder mit Arbeitsstätte in Deutschland geimpft werden.“ Beides treffe auf die Beschäftigten eines italienischen Hotels nicht zu. Damit verstoße diese Impf-Aktion gegen geltendes Recht und müsse von den zuständigen Behörden vor Ort aufgeklärt werden. „Insbesondere, woher der Impfstoff stammt, ist zu klären.“

Auch das bayerische Gesundheitsministerium dementiert die Behauptungen, berichtet der „Spiegel“: „Ich halte das gelinde gesagt für einen Skandal. Wir müssen das abstellen“, äußerte sich Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek.

Hotel-Sprecherin dementiert Beteiligung der Bundesregierung

Eine Sprecherin des betreffenden Forte Village Hotels in Italien dementierte am Montag eine Beteiligung der Bundesregierung. „Die deutsche Regierung hat die Impfungen unserer Angestellten nicht organisiert“, erklärte sie.

Das Luxus-Ressort selbst behauptete nach einer Anfrage der „Bild“-Zeitung, dass es durchaus nicht ungewöhnlich sei, dass EU-Bürger in einem anderen Mitgliedstaat oder auch einem Drittland geimpft werden, zumal es sich bei der Pandemie-Bekämpfung um eine weltweite Aufgabe handele, die nicht an einer Staatsgrenze halt mache.

„Da der verwendete Impfstoff selbstverständlich nicht dem staatlichen deutschen Bestand entstammt, wurde keine einzige in Deutschland wohnende Person nicht oder verspätet geimpft“, so das Ressort. Doch woher stammen die Impfdosen nun?

Politische Prominenz ist gern im „Forte Village“

In dem Luxushotel Forte Village auf Sardinien hält sich auch die politische Prominenz gerne auf. So verbrachten laut Medienberichten in der Vergangenheit Oligarchen wie Roman Abramowitsch, der chinesische Präsident Xi Jinping und Italiens ehemaliger Präsident Silvio Berlusconi ihren Urlaub in der Hotelanlage. (afp/er)

 



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