Informationen sind Mittel zum Zweck und sie werden, falls sie ihren Zweck nicht erfüllen, durch zweckdienlichere ersetzt

"Informationen sind Mittel zum Zweck und sie werden, falls sie ihren Zweck nicht erfüllen, durch zweckdienlichere ersetzt"- Dies ist das Ergebnis einer Studie von Prof. Keppinger. Seiner Forschung nach sind Journalisten keine Lügner, doch sie halten ihre eigene Sicht für die Wahrheit.
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"Informationen sind Mittel zum Zweck und sie werden, falls sie ihren Zweck nicht erfüllen, durch zweckdienlichere ersetzt" (Symbolbild, TV-Journalisten in Zürich)Foto: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images
Von 9. Juli 2017
Fast die Hälfte der Bevölkerung zweifelt daran, dass Medien objektiv berichten. Ihrer Meinung nach werden unangenehme oder unwillkommene Meinungen und Fakten totgeschwiegen. Es werden Personen, Organisationen und Techniken zu Skandalen aufgebauscht. Wie sehen das die Journalisten selbst?

Prof. Hans Mathias Kepplinger befragte für eine Studie über Journalismus 332 Redakteure von Tageszeitungen. In seinem Buch „Totschweigen und Skandalisieren. Was Journalisten über ihre eigenen Fehler denken“ fasst er die Ergebnisse zusammen.

Journalisten sind keine Lügner, doch sie halten ihre eigene Sicht für die Wahrheit

Im Oktober 2015 sagten 43 Prozent der Bevölkerung, sie hätten den „Eindruck, dass man in Deutschland seine Meinung zu der Flüchtlingssituation nicht frei äußern darf oder sehr vorsichtig sein muss, was man sagt“. So werden Migranten sehr einseitig in den Medien dargestellt und es entstand der Eindruck, wer die „Interessen der Einheimischen vertritt, sei rechtsradikal oder inhuman“.

„Die Pressefreiheit hat sich von einer Voraussetzung zu einer Bedrohung der Meinungsfreiheit entwickelt“,

erklärt er im Interview mit kress.de. So seien Journalisten sind keine Lügner, doch sie halten ihre eigene Sicht für die Wahrheit.

„Den oft zu hörenden Vorwurf der „Lügenpresse“ halte ich für falsch und irreführend. Journalisten sind keine Lügner, die die Wahrheit kennen und in übler Absicht das Gegenteil verbreiten“, schreibt Hans Mathias Kepplinger.

Jedoch seien viele „aber Gläubige, die bei kontroversen Themen ihre berufs- oder ressortypische Sichtweise irrtümlich für die Wahrheit halten.“ Das grenze teilweise an „intellektuellen Hochmut“.

So müsste ein Großteil der Journalisten, „damit er seine Aufgabe als neutraler Vermittler zwischen dem aktuellen Geschehen und der Bevölkerung wahrnehmen kann, bescheidener und kritischer werden – selbstkritischer und kollegenkritischer.“

Das Produzieren von Skandalen

In seiner Studie untersuchte er auch Menschen, die Opfer der Medien wurden. Eines der Medienopfer ist Thilo Sarazzin (SPD), denn „einige Fernsehsendungen waren extrem unfair, einige Unterstellungen in Zeitungen liefen auf einen Rufmord hinaus“.

Sarrazin gilt heute immer noch als Unperson. Journalisten unterstellten ihm Thesen, die er nicht aufstellte. Nicht nur an dieser Stelle wäre eine Selbstkritik der Medien sinnvoll.

„Informationen sind Mittel zum Zweck und sie werden, falls sie ihren Zweck nicht erfüllen, durch zweckdienlichere ersetzt“

schreibt Hans Mathias Kepplinger.

Seiner Studie entsprechend halten 70 Prozent der Zeitungsredakteure Übertreibungen für vertretbar – wenn sie der Beseitigung von Missständen dienen.

Das verletzt die Anforderung an Journalisten, das Geschehen so darzustellen, wie es ist. Übertreibung kann negative Folgen haben, Journalisten müssten dafür Verantwortung übernehmen.

Irreführungen zu Pegida

2014 gab es eine massive Kampagne gegen Pegida, „an der sich führende Politiker beteiligten“. In der Studie wird belegt, dass in vielen Medien ein irreführender Eindruck erweckt wurde, von wem die Gewalt tatsächlich ausging.

Kepplinger schreibt: „Teil dieser Kampagne waren Aufrufe zu Gegendemonstrationen, bei denen dann auch linksradikale Gewalttäter auftraten. Die Reporter befanden sich deshalb in einer Zwickmühle. Und den meisten, die den irreführenden Eindruck vermittelt haben, war vermutlich bewusst, dass das eigentlich nicht geht. Deshalb haben sie im Text oft versteckte Hinweise darauf gegeben, von wem die Gewalt tatsächlich ausging. Typisch war der Hinweis, dass sich Polizisten gegen linksradikale Gewalttäter wehren mussten.“

Was sollten Journalisten tun?

Die wichtigste Aufgabe der Journalisten ist die möglichst sachliche und neutrale Vermittlung eines realitätsgerechten Bildes des aktuellen Geschehens.“

Für Kepplinger umfasst das die Gewichtung der Themen, die Präsentation der Fakten und der Sichtweisen der Akteure. Auf dieser Basis – und nur dann – können sich die Menschen eine eigene Meinung bilden.

„Werden Themen gezielt hoch- oder heruntergespielt, Fakten selektiv präsentiert und Experten entsprechend der redaktionellen Linie zitiert, ist eine eigenständige Meinungsbildung der Leser, Hörer und Zuschauer nicht möglich. Sie wird subtil manipuliert.“

Zur Person: Hans Mathias Kepplinger, war von 1982 bis 2011 Professor für Empirische Kommunikationsforschung an der Universität Mainz. Er forschte zu Themen wie dem Selbstverständnis und der Arbeitsweise von Journalisten; Kommunikation in Konflikten, Krisen und Skandalen sowie der Wirkung von Medienberichten auf die Protagonisten der Berichterstattung.



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