Initiative: Bundestag soll 2021 explizit an homosexuelle NS-Opfer erinnern

Der Bundestag soll nach dem Willen einer Initiative beim offiziellen Holocaustgedenken im Jahr 2021 explizit an homosexuelle NS-Opfer erinnern. Dies fordert ein Bündnis aus Aktivisten, Historikern, Vertretern von Überlebenden und anderen Gruppen.
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Die traditionelle Parade der Homosexuellen fand 2018 zum 40. Mal in Berlin statt.Foto:  Paul Zinken/dpa
Epoch Times17. Januar 2019

Der Bundestag soll nach dem Willen einer Initiative beim offiziellen Holocaustgedenken im Jahr 2021 explizit an homosexuelle NS-Opfer erinnern. Das fordert ein Bündnis aus Homosexuellenaktivisten, Historikern, Vertretern von Holocaustüberlebenden und anderen Gruppen in einer neuerlichen Eingabe an Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), die der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag vorlag. Sie bitten, einen Vertreter der Opfergruppe bei der Gedenkstunde sprechen zu lassen.

Die Initiative wird von bekannten Holocaustüberlebenden wie Esther Bejarano, dem Internationalen Auschwitzkomitee, dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland und renommierten Historikern wie Wolfgang Benz unterstützt. Nach eigenen Angaben machte das von dem in Südafrika und den Niederlanden lebenden Autor und Historiker Lutz van Dijk initiierte Bündnis bereits vor einem Jahr eine Eingabe an das Bundestagspräsidium, erhielt bisher jedoch keine Zusage.

Der Bundestag erinnert anlässlich des Holocaustgedenktags am 27. Januar jedes Jahr an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Akt des Gedenkens wird von der kompletten Staatsführung besucht und viel beachtet. 2017 wurde dabei in herausgehobener Weise der Morde an Behinderten im Rahmen des sogenannten Euthanasieprogramms der Nazis gedacht. 2011 sprach dort erstmals ein Vertreter der Sinti und Roma.

Den Initiatoren zufolge unterstützen die Bundestagsvizepräsidenten von SPD, FDP, Linken und Grünen das Ansinnen. Nur der Vertreter der Union im Bundestagspräsidium, Hans-Peter Friedrich (CSU), nahm dazu bislang nicht Stellung. Die Initiative appellierte daher nun noch einmal an diesen sowie an Schäuble als Präsidenten, die Idee einer Würdigung homosexueller NS-Opfer beim Gedenkakt 2021 zu unterstützen.

Die Planungen für die Gedenkveranstaltungen in diesem und im kommenden Jahr seien bereits abgeschlossen, erklärte die Initiative unter Verweis auf frühere Rückmeldungen Schäubles. Sie hätten deshalb von sich aus das Datum 2021 ins Spiel gebracht. Es sei das letzte Jahr der laufenden Legislaturperiode. „Wie nach der Bundestagswahl 2021 die politischen Verhältnisse in Deutschland sind, vermag niemand zu sagen“, schrieben sie in ihrer Eingabe an das Bundestagspräsidium.

Darin verwiesen sie auch auf die aktuelle Situation Homosexueller weltweit. Diese habe sich zuletzt „dramatisch verschlechtert“. Als Beispiel nannten sie den ultrarechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der sich offen homosexuellenfeindlich äußert und verhält.

Das Internationale Auschwitzkomitee als Vereinigung der Überlebenden des größten Konzentrations- und Vernichtungslagers erklärte, es würde es „außerordentlich begrüßen“, wenn 2021 der homosexuellen NS-Opfer im Bundestag gedacht werde „und vor neuer Ausgrenzung von Minderheiten und neuem Hass gewarnt werden würde“. Schäuble solle sich dafür mit „seiner Autorität“ einsetzen, betonte Vizepräsident Christoph Heubner in einer ergänzenden Botschaft an diesen und das gesamte Präsidium.

Insgesamt wird die Petition bislang von knapp 120 Vertretern diverser Organisationen und Menschen aus dem In- und Ausland unterstützt. Darunter sind auch Vertreter der Parteien. Unter anderem setzt sich die Vereinigung der Lesben und Schwulen in der Union dafür ein.

Das NS-Regime bezeichnete Homosexuelle – insbesondere Männer – als „Volksschädlinge“ und „Staatsfeinde“ und verfolgte sie drakonisch. Zu diesem Zweck gab es eine eigene Polizeibehörde. 50.000 Männer wurden zu Freiheitsstrafen in Gefängnissen verurteilt. Schätzungen zufolge wurden außerdem bis zu 15.000 Schwule in Konzentrationslager gebracht und dort oftmals besonders grausam gequält. Mehr als die Hälfte starb. (afp)



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