Intensivmediziner fordern Rücknahme aller geplanten Lockdown-Lockerungen

Epoch Times27. März 2021

Angesichts weiter steigender Infektionszahlen fordern die deutschen Intensivmediziner einen Verzicht auf geplante Lockdown-Lockerungen nach Ostern wie etwa im Saarland. „Die Beschlüsse für Modellprojekte nach Ostern sind völlig unpassend und müssen von Bund und Ländern sofort zurückgenommen werden“, sagte der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag, 27. März).

„Es braucht eine Mischung aus hartem Lockdown, vielen Impfungen und Tests. Nur so lässt sich ein Überlaufen der Intensivstationen noch verhindern“, mahnte Karagiannidis, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) ist. Deutschland stehe „erst am Anfang eines massiven Anstiegs von Intensivpatienten“.

„Wenn jetzt keine Maßnahmen für einen bundesweiten harten Lockdown von zwei Wochen ergriffen werden, müssen wir bald wieder mit einer historischen Spitzenbelastung der Intensivstationen mit Covid-19 rechnen“, sagte Karagiannidis. Er bat „die Politik, das Krankenhauspersonal nicht im Stich zu lassen.“

Die saarländische Regierung will ab dem 6. April mit einer entsprechenden Rechtsverordnung landesweit die Corona-Restriktionen für Gastronomie, Sport und Kultur sowie private Treffen lockern. Mit einem negativen Corona-Test soll auch der Besuch von Theatern, Kinos, Konzerthäusern und Fitnessstudios wieder möglich sein. Wenn sich das Vorgehen als erfolgreich erweist, sollen ab dem 18. April weitere Öffnungsschritte folgen.

In von anderen Bundesländern geplanten Modellkommunen sollen vergleichbare regionale Testläufe für eine sichere Öffnung von Einzelhandel, Gastronomie und Veranstaltungsstätten stattfinden.

Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) verteidigte sein Vorhaben, ein Öffnungsmodell zu erproben, das beim letzten Corona-Gipfel von Bund und Ländern „alle gemeinsam beschlossen“ hätten. „Wir sind ein kleines Land, unsere Testinfrastruktur ist gut aufgestellt, und aktuell das Infektionsgeschehen moderat – also gute Voraussetzungen um dies saarlandweit zu tun“, sagte Hans der „Bild“-Zeitung (Samstagsausgabe).

Kontaktbeschränkungen seien zwar „nach wie vor wichtig“, „aber nicht der alleinige Königsweg“. Nach einem Jahr Corona-Pandemie „muss uns jetzt mehr einfallen als nur zu schließen und zu beschränken“, forderte Hans. Das Saarland gehe hier „einen vorsichtigen Weg, schrittweise und mit Bedacht – immer abhängig von der Infektionslage – aber mit einer Perspektive für unsere Bürgerinnen und Bürger“. Sollten die Infektionszahlen exponentiell steigen, werde seine Regierung „rechtzeitig die Notbremse ziehen“.

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, befürwortet weitere Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen. „Jetzt muss auch der Erschöpfung der Menschen durch kluge Öffnungen Rechnung getragen werden“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Mit den absolvierten Impfungen der alten Menschen, dem Beheben der Impf- und Testprobleme und guter Organisation sollte es klappen, wieder Zusammenkünfte von mehr Menschen als bislang zu ermöglichen.

An der Sicherheit der viel beschworenen Schnelltests gibt es inzwischen aber starke Zweifel. „Antigentests sind bei weitem nicht so sicher, wie man glaubt“, sagte Lauterbach den Funke-Zeitungen. Studien zeigten: „Wenn jemand wirklich asymptomatisch ist, schlägt der Schnelltest in sechs von zehn positiven Fällen an. In vier von zehn Fällen ist der Test negativ.“

Inzwischen sprechen sich auch wieder mehr Menschen für eine Verschärfung als eine Lockerung der Maßnahmen aus, wie das ZDF-Politbarometer ergab. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) will sie verschärfen, knapp ein Drittel (31 Prozent) beibehalten und ein Viertel (26 Prozent) lockern.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der gleich acht öffnende Modellregionen einrichten will, bittet die Menschen zugleich, sich Ostern weiter an die Corona-Regeln zu halten. „Ziviler Ungehorsam hilft am Ende niemandem – weder dem Einzelnen noch allen. Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft. Hilfen, die einige bekommen, gibt es nur, weil andere sie mitfinanzieren. Deswegen ist es wichtig, dass wir die Solidarität hoch halten“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“ und dem „Donaukurier“ (Samstag). (afp/dpa)

 



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