Ist Hamburg bereit für eine Bürgermeisterin muslimischen Glaubens?

Um die neue Bürgermeisterkandidatin der CDU für die Bürgerschaftswahlen 2020 in Hamburg, die türkischstämmige Aygül Özkan, scheiden sich die Geister. Während CDU-Wähler schon jetzt ankündigten, dass sie eine Muslimin nicht wählen werden, räumt Altbürgermeister Ole von Beust der Politikerin bei einer Wahl große Chancen ein.
Titelbild
CDU-Politikerin Aydan Özkan.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times29. August 2018

In Hamburg ist eine Debatte um die neue Spitzenkandidatin der CDU, die türkischstämmige Politikerin Aygül Özkan, für die Bürgerschaftswahlen 2020 entbrannt.

Die ehemalige Sozialministerin aus Niedersachsen und erste Ministerin mit Migrationshintergrund soll der CDU neuen Wind geben und die Partei aus ihrem Dauertief holen. Denn in Hamburg kommt die CDU laut einer Meinungsumfrage von Forsa nur noch auf 16% hinter den Grünen mit 18 Prozent und der SPD mit 36 Prozent.

Ganz unkritisch wird die türkischstämmige Politikerin innerhalb der CDU jedoch nicht aufgenommen, denn Özkan ist keine Christin sondern Muslimin. Schon jetzt hätten CDU Wähler laut „Welt“ E-Mails an die Parteizentrale am Hamburger Leinpfad geschrieben, dass sie bei einer Kandidatur einer Muslim, der CDU ihre Stimme nicht mehr geben würden.

Der evangelische Pastor i.R. Ulrich Rüß der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis der Nordkirche sei entrüstet über die religiöse Beliebigkeit mit der das „C“ in der CDU ausgelegt werde, heißt es in einem Bericht der „Welt“. „Das zeigt, wie es um die CDU im Allgemeinen und die CDU in Hamburg im Besonderen steht.“

Nach Ansicht des Pastors sei das Menschen- und Gottesbild des Islams mit dem Christentum nicht kompatibel. Die CDU verleugne ihre Identität und Geschichte und passe sich an, „nur um Stimmen zu fangen“, kritisierte der Pastor. Für Konservative und bekennende Christen sei eine solche CDU kaum wählbar. Damit habe die CDU eine wunderbare Vorlage für die AfD geschaffen.

Dabei handele es sich um „die persönlichen Meinung von Pastor Rüß“, wie die Nordkirche später erklärte und stehe nicht stellvertretend für die Meinung der Nordkirche.

Hamburgs Altbürgermeister Ole von Beust hingegen hält die Vorbehalte gegen Aygül Özkan für absurd. In der „Welt am Sonntag“ bezeichnete er Özkan als „tolle Spitzenkandidatin“. Hamburg leide vielmehr darunter, dass sich das bürgerliche Lager gespalten habe.

„Sie ist ein Musterbeispiel dafür, wie Integration gelingen kann. „Sie ist wirtschaftlich erfolgreich“, so von Beust. „Sie ist eine moderne Frau, die berufstätig ist und einen Sohn großzieht. Sie vermittelt genau diese Glaubwürdigkeit, von der sich die neue bürgerliche Ebene angesprochen fühlt.“ Auf der einen Seite stehe sie für die Kernthemen der CDU und aufgrund ihrer eigenen Vita mit der sie eine neue Programmatik verbinde, habe sie eine riesengroße Chance. Da ist sich der Altbürgermeister sicher.

Auch glaubt er, Hamburg sei bereit für eine Bürgermeisterin muslimischen Glaubens. „Mein Gott, ich bin schwul, und die Menschen haben mich gewählt. Und eine Frau, die es geschafft hat, ist doch ein gutes Symbol“, so von Beust, der heute als Rechtsanwalt und Unternehmensberater in Hamburg und Berlin tätig ist. Entscheidend sei für ihn, wie sich Menschen verhalten: anständig oder unanständig.

Ob Özkan jedoch tatsächlich die Wahl antreten kann, ist ungewiss, denn mit der Bekanntgabe der Spitzenkandidatin wurde gleichzeitig auch mittgeteilt, dass bei Özkan eine schwere Krankheit diagnostiziert wurde. Laut „Mopo“-Informationen handele es sich dabei um Krebs.

Wann die Nominierung erfolgen könne, sei daher noch unklar. „Wir machen etwas, was in der hektischen Politik sonst unmöglich scheint, wir atmen durch und nehmen uns die Zeit, die Aygül Özkan braucht“, sagte der Hamburger CDU-Fraktionschef André Trepoll. In einem halben Jahr soll Klarheit darüber sein, ob Özkan eine Wahl durchstehen kann. (nh)



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