Istanbul: Terrorist lief wie „Prophet“ durch Halle – Explosionen im Video

Türkische Sicherheitskräfte fanden Hinweise darauf, dass der Terroranschlag vom Islamischen Staat verübt wurde. Insgesamt wurden bisher 36 Tote und fast 150 Verletzte gemeldet. Drei Attentäter verübten den Anschlag am späten Dienstagabend.
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Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images
Epoch Times29. Juni 2016

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim erklärte in einem Videointerview während seines Besuchs am Flughafen am Mittwochmorgen, dass Sicherheitskräfte Hinweise gefunden hätten, die zum Islamischen Staat führen. Weiter sagte Yildirim, dass der Airport seit 2.22 Uhr Ortszeit in den Morgenstunden seinen normalen Luftverkehr wieder aufgenommen habe. Das Video veröffentlichte die "Financial Times".

Präsident Erdogan kam zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Yildirim und Armeechef Hulusi Akar zusammen. Der türkische Präsident rief die Welt zum entschlossenen Handeln gegen die Terrorbedrohung auf: "Jeder soll wissen, dass die Terrororganisationen nicht unterscheiden zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin, Izmir und Chicago, Antalya und Rom."

Viele Regierungen, u. a. von Deutschland, Frankreich und den USA verurteilten den Terrorangriff.

Außenminister Steinmeier sagte am Rande eines Fastenbrechens in Berlin mit Christen, Juden und Muslimen:

"Ich bin entsetzt über die Nachrichten, die uns aus Istanbul erreichen. Noch sind die Hintergründe unklar, aber alles deutet darauf hin, dass Terroristen erneut in der türkischen Metropole zugeschlagen haben. Wir trauern um die Opfer und mit den Angehörigen. Wir stehen an der Seite der Türkei. Unsere Gedanken gelten insbesondere in diesen Stunden den Menschen im Land."

Terrorist lief wie "Prophet" durch die Halle

Die drei Terroristen kamen mit dem Taxi zum Flughafen, zogen Maschinengewehre und schossen wild um sich. Anschließend sprengten sie sich in die Luft. Nach bisherigen Angaben rissen die Attentäter 36 Menschen mit in den Tod, 147 Menschen wurden verletzt. 

Türkische Sicherheitskreise berichteten, dass keiner der drei Terroristen die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert hätte. Augenzeugen und Videos in Social Media deuteten allerdings darauf hin, dass ein oder mehrere der Attentäter in den Innenbereich des Terminals gelangt seien, meldete "RP".

Eine Augenzeugin berichtete der AFP, dass einer der Attentäter plötzlich eine Waffe aus der Jacke zog und anfing, auf Leute zu schießen. Er sei ganz in Ruhe vorgegangen und sei "wie ein Prophet" durch die Halle gelaufen, so Oftah Mohammed Abdullah.

"Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass Deutsche betroffen sind", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. 

Einer der Attentäter wird angeschossen und sprengt sich in die Luft

https://youtube.com/watch?v=SbjX50OY2-0

Vierter Anschlag in der Türkei in 2016

Wieder erschüttert ein Terroranschlag die Millionenmetropole Istanbul: Diesmal wurde nicht die Innenstadt getroffen, sondern der größte Airport der Türkei.

Es ist schon der vierte schwere Terrorangriff in Istanbul in diesem Jahr, das gerade einmal zur Hälfte vorüber ist. Die bisherigen Anschläge trafen das historische Zentrum Istanbuls und die berühmteste Einkaufsmeile des Landes – beide gehören zum Pflichtprogramm für ausländische Istanbul-Besucher.

https://youtube.com/watch?v=1ggzd26iOoc

Atatürk-Airport – symbolträchtiges Ziel der Terroristen

Der Atatürk-Airport ist ein symbolträchtiges Ziel und wirtschaftlich von hoher Bedeutung für die Türkei, die sowieso schon schwer unter dem Rückgang der Touristenzahlen leidet. Der größte Flughafen des Landes fertigt in etwa so viele Passagiere ab wie der Airport in Frankfurt/Main – und wächst viel schneller als die deutsche Konkurrenz. Der Flughafen trägt den stolzen Namen des Staatsgründers und steht für den wirtschaftlichen Aufschwung der Türkei.

Ein feiger Terrorangriff bringt Tod und Entsetzen in das Leben vieler MenschenEin feiger Terrorangriff bringt Tod und Entsetzen in das Leben vieler MenschenFoto: Defne Karadeniz/Getty Images

Anders als auf Flughäfen in der EU üblich finden in türkischen Airports Sicherheitskontrollen schon vor dem Eingang ins Terminal statt. So ist das auch im Atatürk-Airport, Gepäck wird vor dem Eingang durchleuchtet, Passagiere müssen durch Metalldetektoren. Das Sicherheitspersonal steht nicht im Ruf, seinen Dienst lax zu verüben – dafür ist die Terrorbedrohung in der Türkei zu hoch.

Der Südafrikaner Paul Roos (77) ist zum Zeitpunkt des Angriffs im Flughafen. Er hat einen Segelurlaub mit seiner Frau Susie (69) in Bodrum verbracht, in der Nacht zu Mittwoch will das Ehepaar zurück nach Kapstadt fliegen. Roos sagt, er und seine Frau seien gerade die Rolltreppe von der Ankunftsebene zur Abflugsebene hochgefahren, um einzuchecken. Dann brach das Chaos aus.

Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images

Menschen fliehen auf Landebahn

„Wir haben Schüsse gehört und uns in einer Ecke versteckt“, sagt Roos. „Meine Frau hat die Hände vors Gesicht gehalten, aber ich habe geschaut, was passiert. Ich habe einen schwarz gekleideten Mann gesehen, der etwa 50 Meter von uns entfernt herumgeschossen hat. Leute kamen uns in Panik entgegen gerannt. Nach kurzer Zeit haben wir zwei Explosionen gehört. Es hat sich so angehört, als kämen sie von unten. Sie waren so stark, dass das ganze Gebäude erschüttert wurde.“

Roos weiß nicht, wie es nun weitergeht. Er und seine Frau sind aus dem Terminal geflohen und sind nun Hunderte Meter entfernt in Sicherheit – die Polizei hat das Gelände weiträumig abgesperrt. Ratlose Reisende sitzen vor der Absperrung auf ihren Koffern. Viele versuchen, Angehörige zu erreichen.

Foto: Defne Karadeniz/Getty Image

Einer der türkischen Wartenden sagt, er warte auf seine Ehefrau, die im Duty-Free-Geschäft im Flughafen arbeite. Sie habe ihm am Telefon gesagt, Menschen im Flughafen seien vor den Terroristen sogar auf die Landebahn geflohen. Der Flugverkehr wird nach dem Angriff vorübergehend komplett eingestellt. Schon am Mittwoch sollen zwar wieder Flüge vom Atatürk-Airport aus in die Welt abheben. Der Flughafen mag dann schrittweise in die Normalität zurückfinden. Doch bis der Türkei als Nation das gelingt, wird viel mehr Zeit nötig sein. (dpa/sm)

Siehe auch:

Hintergrund: Der Istanbuler Atatürk-Flughafen



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