Jede fünfte Riester-Rente liegt auf Eis – Geringverdiener gehen nach 45 Jahren Beitragszahlung leer aus

Für jeden fünften Riester-Vertrag gehen offenbar keine Zahlungen mehr ein. Die "staatlich geförderte private Altersvorsorge" ist auch wenig sinnvoll - die Altersarmut ist vorprogrammiert.
Epoch Times15. März 2018

Für jeden fünften Riester-Vertrag zur „staatlich geförderten privaten Altersvorsorge“ gehen einem Bericht zufolge keine Zahlungen mehr ein.

Von den rund 16 Millionen Verträgen seien 3,3 Millionen ruhend gestellt, berichtete die „Rheinische Post“ (Donnerstagsausgabe). Sie beruft sich auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen.

Von den noch aktiven Riester-Sparern zahlten wiederum knapp 20 Prozent so wenig ein, dass sie ihren Zulage-Anspruch nur zu weniger als 50 Prozent ausnutzen könnten.

„Die Riester-Rente hat allen Schwung verloren: Die Vertragszahlen stagnieren und ein großer Teil der Verträge wird entweder überhaupt nicht oder völlig unzureichend bespart“, erklärte der rentenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Markus Kurth.

Er kritisierte auch, dass Menschen mit geringen Einkommen von den Steuerersparnissen durch Riester deutlich weniger profitierten als Menschen mit hohen Einkommen. „Menschen mit geringen Einkünften und ohne Kinder bleibt nur die viel zu klein dimensionierte Grundzulage“, erklärte Kurth. Bei der Riester-Rente gelte: „Wer hat, dem wird gegeben.“

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Altersarmut vorprogrammiert

Eigentlich sollte die Riester-Rente aber gerade die Geringverdiener im Alter absichern. Das staatliche Rentensystem bedeutet für die meisten Rentner nämlich zwangsläufige Armut.

Es ist Fakt, dass der Staat immer weniger Rente auszahlen kann. Voraussichtlich wird es in 20-30 Jahren für die Menschen in Deutschland keine gesetzliche Rente mehr geben. Seitens der Regierung heißt es: „Das Niveau der gesetzlichen Rente soll langfristig moderat abgesenkt werden“.

Seit 2003 wird das auch umgesetzt. Seitdem steigen die Renten entweder überhaupt nicht, oder erheblich weniger als die Preissteigerungen – somit reicht die Rente nicht mehr zum Leben aus. Deshalb nimmt die Regierung die Bürger in die Pflicht: Die Menschen sollen „Eigenverantwortung“ übernehmen, selber sparen und in die Riester-Rente einzahlen.

Das Problem: Die Riester-Rente ist für Geringverdiener gedacht, die eine gesetzliche Rente unter der Armutsgrenze erhalten. Da diese Menschen aber schon so wenig verdienen, ist es ihnen gar nicht möglich noch mehr zu sparen – das zeigen diese Zahlen:

  1. Lt. Destatis-Pressemitteilung Nr. 378 vom 12.10.2011 (Der Link wurde von Destatis inzwischen gelöscht) verdienen 50% der Steuerpflichtigen weniger als 22.500 € brutto jährlich pro Haushalt. Das sind weniger als 1.277 € netto monatlich bei einem Single. Bei Familien ist das Brutto-Haushaltseinkommen (wegen Kindergeld und der günstigeren Steuerklasse) zwar etwas höher, aber da davon auch mehr Menschen leben müssen, ist es pro Kopf meist sogar noch niedriger als bei Singles. Lesen Sie mehr über die tatsächliche Armut in Deutschland.
  2. Laut „Süddeutscher Zeitung“ vom 28.11.2008 ist die Sparquote bei Haushalten mit einem Einkommen von unter 1.300 € negativ, das heißt: Wer netto 1.300 € und weniger verdient, der hat mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Ersparnisse, sondern Schulden. (Quelle)

Riester-Sparer entlasten nur den Staat

Dass viele Riester-Sparer eigentlich nur den Staat unterstützen und leer ausgehen, deckte das ARD-Magazin Monitor in 2008 auf. In der Sendung wurde berichtet, dass Durchschnittsverdiener, die 32 Jahre lang in die Riester-Rente einzahlen, keinen einzigen Cent Riester-Rente erhalten. Geringverdiener gehen sogar nach 45 Jahren Beitragszahlung leer aus.

Der unwissende Bürger in der Riester-Falle

Bis 2007 haben 950.000 von 9,3 Mio. Riester-Versicherten ihre Verträge gekündigt. Heute liegt jeder fünfte Vertrag auf Eis – also 3,3 Millionen von 16 Millionen Verträgen.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) wies damals darauf hin, dass „die Kündigung eines Vertrags teuer sein könne, denn vor allem am Anfang der Vertragslaufzeit fielen Provisionen für den Vermittler sowie Verwaltungs- und Bearbeitskosten an. Wer mit dem Riester-Sparen ganz aufhöre, müsse zudem Zulagen zurückzahlen“, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“.

Verbraucherschützer Niels Nauhauser stellte 2008 fest, dass viele Riester-Sparer der Beratung ohne eingehende Prüfung folgen, obwohl die Verträge teuer und die Erträge niedrig sind. Er beklagte auch, dass die Höhe der Provisionen für die Berater und Vermittler von den Regierungsparteien nicht begrenzt wurden. Die Menschen seien oft erschrocken über die Zusatzkosten, die zum Teil über den staatlichen Zulagen liegen sind, so Nauhauser.

Zudem würden den Sparern Teils auch monatliche Beiträge angeraten, die sie sich gar nicht leisten könnten. Der Verbraucherschützer kritisierte auch, dass die Stornierung anderer, nicht staatlich geförderter Altersvorsorgeprodukten wie Lebensversicherungen deutlich niedriger sind.

In diesem Zusammenhang schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ damals: „Das Sozialministerium vertritt allerdings die Auffassung, nicht alle Kündigungen seien auf Unzufriedenheit zurückzuführen. Denkbar sei zum Beispiel auch, dass einige Riester-Sparer vorübergehend die Raten nicht mehr zahlen konnten.“

Das Rentensystem, die Riester-Rente und die damit verbundene Altersarmut ist ein echtes Armutszeugnis für die Bundesrepublik. (afp/so)



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