Vermögensverteilung in Deutschland
Jens Spahn warnt: „Wer schon hatte, hat immer mehr“ - Ungleichheit beim Vermögen wächst
CDU/CSU-Fraktionschef Jens Spahn hat die ungleichen Chancen beim Vermögensaufbau in Deutschland scharf kritisiert. Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) bestätigte jüngst: Vor allem Jüngere und Menschen mit geringem Einkommen geraten zunehmend ins Hintertreffen – während Immobilienbesitzer deutliche Vorteile genießen.

Unionsfraktionschef Spahn hat eine Debatte über die Vermögensverteilung angestoßen.
Foto: Helena Dolderer/dpa
In Kürze:
- Jens Spahn kritisiert wachsende Ungleichheit beim Vermögensaufbau in Deutschland.
- Studie des IW bestätigt: Jüngere Generation hat kaum Chancen auf Vermögensbildung.
- Immobilienbesitz bleibt zentraler Faktor – Mieter deutlich im Nachteil.
- Diskussion um Steuerpolitik und Erleichterungen für Wohneigentum.
Der Fraktionschef der CDU/CSU im Bundestag, Jens Spahn, hat die ungleichen Voraussetzungen für die Bildung von Vermögen in Deutschland angeprangert. In der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ betonte der Unionspolitiker, dass vor allem die Niedrigzinsphase Ungleichheiten verschärft habe.
Menschen, die bereits zuvor über Vermögen verfügt hätten, verzeichneten demnach ohne eigenes Zutun Zugewinne. Dies betraf vor allem jene mit Aktien- oder Immobilienbesitz. „Wer schon hatte, hat immer mehr“, diagnostizierte Spahn – und billigte diesbezüglich der Chefin der Linksfraktion, Heidi Reichinnek, eine korrekte Einschätzung zu.
Junge Menschen haben weniger Vermögen – und geringere Chancen, welches aufzubauen
Die Frage sei, wie man Menschen mit niedrigem Einkommen besser an der Vermögensbildung beteiligen könne. Aus Spahns Sicht sei das Kernproblem, dass Menschen mit geringem Einkommen kaum Spielraum hätten, um zu sparen. Der Höchststand, den sie erreichen könnten, läge bei „vielleicht 15.000 bis 20.000 Euro“.
Die Einschätzung, dass der Aufbau von Vermögen immer schwieriger werde, bestätigte erst jüngst eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Es seien vor allem Menschen der Altersgruppe von 50 Jahren aufwärts, die in Deutschland ein nennenswertes Vermögen aufbauen oder erhalten konnten. Viele davon verfügten auch über ererbtes Immobilienvermögen oder Wertpapiere.
Demgegenüber verfügten jüngere Menschen nicht nur über deutlich weniger Vermögen. Es werde auch schwieriger für sie, mit Fortdauer der Zeit welches aufzubauen. Der Studie im Auftrag der Deutschen Bundesbank zufolge reichte in der Bevölkerungsgruppe bis 35 Jahre ein Haushaltsnettovermögen von mehr als 17.300 Euro aus, um zur reicheren Hälfte des Landes zu gehören. Bei Singles war das Medianeinkommen noch einmal deutlich geringer als bei Paaren.
Wohneigentum als entscheidender Faktor
Am höchsten ist das Vermögen jener Haushalte, die knapp vor der Rente stehen. In dieser Gruppe lag das Medianvermögen – die eine Hälfte hat weniger, die andere mehr – im Jahr 2023 bei etwa 241.100 Euro. Das ist mehr als das Doppelte gegenüber dem Medienvermögen aller Haushalte zusammen. Dort gehörte man mit etwas mehr als 103.100 Euro zur wohlhabenderen Hälfte der Bevölkerung.
Die Details zeigen, dass vor allem das selbstgenutzte Wohneigentum eine entscheidende Rolle bezüglich des Gesamtvermögens spielte. Fast jeder Zweite unter den 55- bis 64-Jährigen habe in selbstgenutztem Wohneigentum gelebt. Demgegenüber traf dies lediglich auf zehn Prozent der Einwohner unter 35 Jahren zu.
Für die Erhebung des Nettovermögens wertete das IW Bestände aller Art aus. Neben dem verfügbaren Guthaben auf dem Konto bezog man auch Immobilien, Betriebsvermögen, Edelmetalle, Wertpapiere oder Kryptobestände mit ein. Das Medianvermögen der obersten zehn Prozent lag übrigens bei 1,06 Millionen Euro. Auch hier spielte der Immobilienbesitz eine wesentliche Rolle.
Jens Spahn fordert Programme für erleichterten Immobilienerwerb
Spahn setzt, um die Ungleichheit zu verringern, auf Modelle wie die Frühstartrente, um einen frühzeitigen Vermögensaufbau zu ermöglichen. Zudem solle es Programme zu einem erleichterten Erwerb von Wohneigentum geben, die sich an Menschen mit kleinem oder mittlerem Einkommen richten.
Wie diese genau aussehen, bleibt unklar. Zudem zeigte die Vergangenheit, dass viele solcher politischer Programme risikobehaftet sind. So war es der Ausfall von Krediten an Wohneigentümer ohne hinreichende Sicherheiten in den USA, der 2008 die Bankenkrise einleitete.
Zu den wesentlichen Hindernissen beim Vermögensaufbau und zum Erwerb von Wohneigentum zählen zuletzt auch gesamtwirtschaftliche Herausforderungen. Diese reichen von höheren Lebenshaltungskosten über höhere Sozialabgaben, stagnierenden Löhnen und teureren Krediten bis hin zu höheren Immobilienpreisen.
Erbschaftssteuer als weiteres Hindernis zum Aufbau von Vermögen
Im Unterschied zu Reichinnek geht es Spahn eigenen Angaben zufolge nicht darum, „anderen etwas wegzunehmen“. Stattdessen wolle er „denjenigen, die bisher keine Chance hatten, die Möglichkeit […] geben, selbst etwas aufzubauen“. Der Unionspolitiker zeigte sich offen für Änderungen bei der Erbschaftssteuer.
Allerdings sei dies kein Thema, das dieses Jahr noch in Angriff genommen werden könnte. Immerhin sei vor dem Bundesverfassungsgericht gerade eine Klage anhängig, die das Kabinett unter Zugzwang setzen könnte. Bayern hat geklagt, weil die Freibeträge in diesem Bereich seit 15 Jahren nicht erhöht worden seien, während die Immobilienpreise deutlich angestiegen sind. Der Freistaat fordert deshalb geringere Steuersätze und eine Regionalisierung. Anfang 2026 soll es das Urteil geben.
Bezüglich der für Donnerstag geplanten Wahl der Richter für das Bundesverfassungsgericht zeigte sich Spahn optimistisch. Die von der SPD anstelle von Frauke Brosius-Gersdorf nominierte Kandidatin Sigrid Emmenegger sei „eine sehr, sehr Gute“. Sie sei „überzeugend und fachlich versiert“.
Spahn geht vom Gelingen der Richterwahl aus
Die Wahl von Brosius-Gersdorf drohte zuvor zu scheitern, nachdem kontroverse öffentliche Äußerungen in der Unionsfraktion Widerstände erzeugt hatten. Offiziell hatte die Union Darstellungen über mögliche Unregelmäßigkeiten bei ihrer Dissertation als Grund für ihre Forderung genannt, die für den 11. Juli angesetzte Richterwahl zu verschieben. Für die Wahl der drei nominierten Kandidaten braucht die Koalition noch Stimmen aus den Reihen von Grünen und Linken. Neben Emmenegger sind noch Günter Spinner und Ann-Katrin Kaufhold zur Bestätigung vorgesehen.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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