Kanzlerin auf Stippvisite in Berliner Schule: „Es ist wichtig, dass ihr uns Dampf macht“

In einer Podiumsdiskussion mit etwa 450 Schülern stellte sich die Kanzlerin Fragen zu heißen Themen wie der Flüchtlingswelle, dem Brexit und den Schüler-Protestkundgebungen "Fridays for Future". Diese unterstützt sie zwar – der Freitag könne aber nicht immer schulfrei bleiben.
Epoch Times4. April 2019

Am Dienstag besuchte Angela Merkel im Rahmen der seit 2007 bestehenden EU-Projekttage das Thomas-Mann-Gymnasium in Berlin-Reinickendorf.  Merkel begrüßte dort in einer Fragerunde erneut die mit der Aktion „Fridays for Future“ einhergehenden wöchentlichen Klimaproteste von Schülern, sagte aber auch, dass der Freitag nicht immer schulfrei bleiben könne:

Das Signal, dass ihr euch Sorgen macht, ist aber gut. Es ist wichtig, dass ihr uns Dampf macht. Wir haben in Zusammenhang mit der Klimafrage keine einfache Situation. Einerseits gibt es Menschen, die fürchten um ihren Arbeitsplatz, ganze Gebiete sind vom Braunkohleabbau abhängig. Dann gibt es Menschen, die fürchten, dass das Autofahren zu teuer wird, und dann gibt es welche, die fürchten sich um das Klima“, so die Kanzlerin laut „Berliner Morgenpost“.

Die Wirtschaft müsse weiterlaufen, Geringverdiener dürften nicht die Leidtragenden sein „und wir müssen an die Umwelt denken“, so Merkel.  Es besteht die Verantwortung, eine gute Lösung zu finden. Daran werde mit Hochdruck gearbeitet.

Wäre Deutschland auf erneute Flüchtlingswelle wie 2015 vorbereitet? Merkel: „Ja“

Die Frage, ob Deutschland auf „eine erneute Flüchtlingswelle wie 2015 vorbereitet wäre“ beantwortete Merkel mit „Ja“.  Sie betonte sie, dass ihr das Wort „Flüchtlingswelle“ nicht gefalle. Nach ihrer Auffassung kommen Menschen mit einer eigenen Geschichte. Die Entwicklung in Afrika müsse gefördert und humanitäre Hilfe gesteigert werden.

Die Digitalisierung der Schulen sei Ländersache. Sie hofft, dass der Schule in Zukunft mehr als sechs Beamer in der Inventarliste der Schule zu finden sei. Diesen Umstand hatte eine Schülerin ebenso wie die fehlenden WLAN-Anschlüsse in allen Räumlichkeiten kritisiert.

„Glauben Sie angesichts des Brexits noch an einen europäischen Zusammenhalt?“, fragten die Schüler. Die Antwort von Merkel:„Ja, man muss aber jeden Tag daran arbeiten.“ Im Hinblick auf die Situation rund um den Brexit habe die Kanzlerin noch immer Hoffnung auf einen geordneten Austritt Großbritanniens.

Kanzlerin zählt auf Zuverlässigkeit und Leidenschaft

Schulleiter  Steffen Pieth stellte eine persönliche Frage an die Kanzlerin:

Wenn ich meinen Arbeitstag anschaue, dann beginnt der um 8 Uhr und endet so um 18 Uhr, dann falle ich todmüde ins Bett. Ich denke aber oft, dass ich meine Arbeit nicht schaffe. Und wenn ich Ihr Pensum sehe, frage ich mich, wie Sie das schaffen. Vielleicht haben Sie Tipps für uns, wie wir uns besser strukturieren können.“

Merkel gab zu, dass auch sie abends todmüde ins Bett falle. Gleichzeitig treibe sie ihre Arbeit an.

Aber auch ich muss mir meine Zeit einteilen. Ich muss ja auch schlafen, essen und mal an die frische Luft. Ich nehme nur so viele Einladungen an, zu denen ich auch wirklich kommen kann, weil ich sonst sehr viel Enttäuschung produziere.“

Zuverlässigkeit, eine gute Grundeinstellung und Leidenschaft für den Beruf seien wichtig.

Europa-Projekt „We always“

Eine Schülergruppe, die sich im Rahmen des Europa-Projekts „We always“ mit dem Mauerbau beschäftigt, stellte ihr zweijähriges Vorhaben der Kanzlerin vor. Sie wollen ein erst 2018 entdecktes Stück der Berliner Mauer im Bezirk Reinickendorf zu einem Erinnerungs- und Bildungsort aufwerten. Im Rahmen des Projektes setzen sich die Jugendlichen mit ihrem kulturellen Erbe auseinander und tauschen sich mit Gleichgesinnten aus Frankreich, Spanien und Ungarn aus. Sie berichteten der Kanzlerin ihre Ansätze und Eindrücke.

Merkel fand es

sehr beeindruckend, dieses Erasmus-Projekt hier zu sehen, bei dem die Schülerinnen und Schüler hier sich mit einem Stück Mauer beschäftigen, also mit ‚wie mache ich Geschichte lebendig?'“, so „RT“.

Zusammenfassend stellte die CDU-Politikerin fest: „Wir haben über Europa gesprochen, und ich konnte feststellen, dass es ein sehr, sehr großes Interesse gibt an den Fragen Europas, aber vor allen Dingen auch an der Frage wie: Was bedeutet das für mein Leben?“

(afp/sua)



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