Kassenärzte: Corona-Angst verursacht ungeahnte Folgeschäden im Gesundheitswesen

Die Angst vor einer Corona-Infektion ist weit verbreitet – und Kassenärzte schlagen Alarm: Viele Patienten mit schweren Krankheiten scheuen sich vor einem Arztbesuch. Das hat Folgen für den Patienten und das gesamte Gesundheitssystem.
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Das Gefühl von Angst: Eine Frau mit Maske am Fenster. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times22. Mai 2020

Während lange Zeit unklar war, wie tödlich das Virus ist, zeichnet sich zumindest in Deutschland ab, dass die Corona-bedingten Todesfälle (rund 8.000 Tote) sich noch weit unterhalb der Grippewelle 2017/18 (25.000 Tote) bewegen. Auch der befürchtete Zusammenbruch des Gesundheitssystems ist nicht eingetreten. Deutschlandweit sind viele Intensivbetten weiterhin frei.

Die Unsicherheit über die Gefährlichkeit des Virus führte zum Lockdown der Wirtschaft, dessen Folgeschäden noch nicht abzusehen sind.

Deutsche meiden den Gang zum Arzt

Die Bundesregierung lockert allmählich die Maßnahmen, doch die Angst vor dem Virus bewirkt, dass viele Bürger mit anderen Krankheiten nicht zum Arzt gehen. Für Bayerns Kassenärzte ist dieser Zustand mittlerweile alarmierend. Die Folgeschäden für den Gesundheitssektor könnten bereits größer sein als die Maßnahmen zum Schutz vor Corona.

Laut einer Erhebung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), über welche die „Bild“ berichtet, meldeten Hausärzte fast ein Drittel weniger Patienten im Bundesland Bayern.

Zwei Drittel der Patienten hätten laut der Studie ambulante Operationen nicht wahrgenommen. 80 Prozent der Bürger blieben regulären Vorsorgeuntersuchungen aus Angst vor einer Corona-Infektion fern.

Corona-Angst schadet

Führende deutsche Mediziner warnen vor den Folgen der Corona-Angst in Deutschland. Tausende Patienten „suchen nicht oder zu spät den Arzt auf“, sagt der Heidelberger Chef-Pathologe Prof. Peter Schirmacher gegenüber der „Bild“. Er befürchtet, dass die getroffenen Corona-Maßnahmen in der medizinischen Versorgung „mehr schaden als nutzen“.

Auch andere Mediziner sehen gravierende Folgen wegen des wochenlangen Behandlungslochs. Der Heidelberger Allgemeinmediziner Gunter Frank berichtet davon, dass zahlreiche Operationen von Leberkrebs-Patienten vor zwei Wochen verschoben wurden. Das sei tragisch, denn bei derartigen Diagnosen würde eine frühe Behandlung über Leben und Tod entscheiden, so der Mediziner.

Ärzte verzeichneten ein Drittel weniger Darmkrebspatienten – dies entspricht laut Krebsregister rund 20.000 Fälle. Aus Angst vor COVID-19 bleiben selbst Menschen mit Blut im Stuhl dem Arzt fern, dabei ist auch hier eine frühe Behandlung für den Heilungserfolg ausschlaggebend.

30 Prozent weniger Herzpatienten

Prof. Dietrich Andresen, Notfallmediziner und Kardiologe sowie Chef der Deutschen Herzstiftung berichtet von 20 bis 30 Prozent weniger Patienten mit Herzproblemen in den Kliniken. Vermutlich sei die Angst vor COVID-19 größer als die vor einem Herzinfarkt.

Wegen der fehlenden Brustkrebsvorsorgeuntersuchung gehen Ärzte auch davon aus, dass Brustkrebsleiden später entdeckt und dann schwerer behandelbar werden.

Die Corona-Angst fügt aber nicht nur den Patienten Schaden zu. Auch wirtschaftlich wirkt sich der derzeitige Zustand negativ aus das gesamte Gesundheitssystem aus. Eine spätere Diagnostik verursacht letztendlich mehr Behandlungskosten.

Wichtige Forschungsbereiche wie die Krebsforschung wurden stark ausgebremst, was die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden verzögert. Jungen Praxen droht wegen der fehlenden Einnahmen die Insolvenz und medizinischem Personal die Arbeitslosigkeit. (nh)

 



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