Kassenarzt-Chef fordert E-Scootern-Verbot: „Sie sind zu gefährlich, weg damit“

Komplexe Brüche, Kopfverletzungen, Todesfälle. Aus ärztlicher Perspektive sei es "unverantwortlich" gewesen, die E-Tretroller in Deutschland zuzulassen, so der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen.
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Die "schlimmsten Befürchtungen" seien eingetreten, sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen: "Überall dort, wo diese Fahrzeuge inzwischen rumfahren, haben wir deutlich mehr Verletzte."Foto: Nicolas Armer/dpa
Epoch Times9. September 2019

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat sich für ein Verbot von E-Scootern ausgesprochen. „E-Tretroller sollten komplett verboten werden. Nur das würde helfen, Verletzungen zu vermeiden“, sagte Gassen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Aus medizinischer Sicht sind sie einfach zu gefährlich, also weg damit.“

Die „schlimmsten Befürchtungen“ seien eingetreten, sagte Gassen. „Überall dort, wo diese Fahrzeuge inzwischen rumfahren, haben wir deutlich mehr Verletzte.“ Das beginne bei komplexen Brüchen von Armen und Beinen und reiche bis zu Kopfverletzungen und Todesfällen. Aus ärztlicher Perspektive sei es „unverantwortlich“ gewesen, die E-Tretroller in Deutschland zuzulassen.

Der Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Versicherer (GdV) widersprach Gassen: „Ein Verbot der E-Tretroller so kurz nach der Einführung zu fordern ist Quatsch“, sagte Brockmann der „NOZ“. Es sei von vornherein klar gewesen, dass es nach der Zulassung dieses zusätzlichen Verkehrsmittels zu Unfällen kommen würde. „Wir stellen auch schwere Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern fest – aber es würde niemand auf die Idee kommen, sie im Straßenverkehr zu verbieten.“

Nötig seien vielmehr strengere Kontrollen und höhere Bußgelder, sagte Brockmann. Es gebe zu viele Nutzer, „die zu zweit oder auf dem Gehweg fahren oder unter Alkoholeinfluss unterwegs sind“. Aktuelle Unfallstatistiken zu E-Scootern liegen dem GdV laut Brockmann noch nicht vor.

Die elektrischen Tretroller sind seit Mitte Juni in Deutschland erlaubt. Nutzer dürfen maximal 20 Stundenkilometer damit fahren und müssen Fahrradwege nutzen – wenn es diese nicht gibt, die Straße. Das Fahren auf Fußwegen und in Fußgängerzonen ist verboten. Der Unmut über die E-Scooter wächst derzeit. Die Kritik entzündet sich vor allem an wild abgestellten Rollern und rücksichtslosen Fahrern.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte sich am Wochenende gegen strengere Regeln für die elektrischen Tretroller ausgesprochen. Er sei für die „Freiheit im Straßenverkehr“, sagte Altmaier den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Es gebe ohnehin schon „mehr als genug Verbote“. Wichtig sei aber, dass die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewährleistet bleibe. (afp/sua)



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