Katastrophenalarm in Stavern – Bürger empört über die Bundeswehr

Im Emsland-Dorf Stavern versuchen die Helfer verzweifelt den Moorbrand auf einem benachbarten Bundeswehrgeländes zu löschen.
Titelbild
Auf einem Testgelände der Bundeswehr stehen seit dem 04. September fünf Hektar Moorland in Brand.Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Epoch Times22. September 2018

Wohin man schaut, sind die blauen Einsatzfahrzeuge des Technischen Hilfswerks (THW) zu sehen. Rings um die Kirche im kleinen Emsland-Dorf Stavern, 17 Kilometer vor der Kreisstadt Meppen gelegen, laufen die Helfer umher. In einen großen Bassin vor der Dorfkneipe wird Wasser gepumpt, das zum Löschen des Moorbrandes auf einem benachbarten Bundeswehrgeländes genutzt werden soll.

„Wir unterstützen die Feuerwehrleute“, sagt Wolfgang Schumann, der Sprecher des THW Niedersachsen. Aus dem gesamten Bundesgebiet sind die ehrenamtlichen THW-Helfer gekommen, um den Feuerwehrleuten der Bundeswehr und der zivilen Brandbekämpfern auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 zu helfen.

Brandgeruch liegt über dem 1000-Einwohner-Ort. „Moorbrände haben wir schon viele gehabt, aber das ist wirklich etwas Einmaliges“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Stavern, Helmut Rawe (CDU). Seit dem 3. September brennt das Moor, unterirdisch. Wegen der langen Hitzeperiode im Sommer ist es zundertrocken. Eigentlich darf man hier nicht einmal eine Zigarettenkippe wegwerfen. Die Bundeswehr erprobte indes eine neuartige Rakete. „Man kann wohl sagen, dass die Bundeswehr fahrlässig gehandelt hat“, sagt Rawe.

Weil für die nächsten Tage Sturm angekündigt ist, löste der Landkreis vorsorglich Katastrophenalarm aus. Die Sorge: Der Wind könnte Glutnester von der Bundeswehr-Moorfläche in einen benachbarten Wald tragen. Dazu werden vorsorglich weitere Feuerwehrkräfte aus dem Ammerland, Verden und Oldenburg sowie zusätzliche Einsatzkräfte der Polizei in den Ort gebracht.

Breitet sich der Brand aus, müsste der Ort evakuiert werden. „Aber das ist rein vorsorglich“, betont Rawe mit Blick auf den Katastrophenalarm. Er glaube nicht, dass es zur Evakuierung kommt. „So schlimm wird es wohl nicht werden.“ Aber er weiß: Das Leben mit dem Feuer nebenan löst auch Ängste aus unter seinen Bürgern.

„Man lebt schon in der Ungewissheit“, sagt Frank Lake, der am Mittag zur Raiffeisenbank und zum Dorfladen an der Kirche in der Ortsmitte gekommen ist. „Hier ist die Informationsbörse“, sagt 46-Jährige und lacht. Angst habe er persönlich nicht. Aber er sei verärgert über die Bundeswehr.

Auch bei Dominika Baalmann übersteigt der Ärger über die Verantwortlichen des Schießplatzes ihre Angst. Besonders wütend macht die Krankenschwester aber, dass es offenbar Verpflegungsengpässe für die freiwilligen Helfer der vielen Feuerwehren gibt, die in den vergangenen Tagen ins Emsland gekommen sind. „Das kann doch wohl nicht angehen“, empört sie sich.

Über Facebook machte diese Nachricht die Runde. Viele Bürger aus Stavern wollen nun helfen. Baalmann selber hat sich eine Sammelbüchse von der Bank besorgt. „Vielleicht stelle ich mich am Sonntag mit unserem Kneipenwirt hier hin, und wir grillen für die Helfer“, sagt sie.

Dass es einen Engpass bei der Verpflegung der Helfer gegeben hat, räumt auch Andreas Sagurna ein, der Direktor des Brandschutzzentrums der Bundeswehr. Inzwischen seien drei Feldküchen angefordert worden. Auf dem Gelände arbeiten derzeit 1300 Einsatzkräfte von Bundeswehr, THW und zivile Feuerwehrleuten.

Zu dem Qualm, den die Menschen inzwischen bis Hamburg spüren, sagt Sagurna: Alle bisherigen Immissionsmessungen liegen unter den Grenzwerten. „Es besteht kein Anlass für eine akute gesundheitliche Beeinträchtigung der Bevölkerung.“

Erst jetzt fängt der Landkreis an, gezielt die Schadstoffe zu messen. Eigentlich sei dafür die Bundeswehr zuständig, sagt Landrat Reinhard Winter (CDU). Die Rauchbelastung räumt er ein. Dem Krankenhaus im benachbarten Sögel sei geraten worden, die Fenster geschlossen zu halten. Wie giftig die Rauchwolken wirklich sind, wollen nicht nur die Staverner dringend wissen. „Das interessiert uns am meisten“, sagt eine Mutter, die ihren Jungen aus dem Kindergarten abholt. (dpa)



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