Ratgeber löst Diskussion aus
Katastrophenschutz: BBK-Krisenratgeber sorgt mit Passage über Krieg für Irritationen
Die neue Ausgabe des Krisenratgebers des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sorgt für Diskussionen. Eine Passage, in der ein Krieg nicht mehr ausgeschlossen wird, ruft in sozialen Medien Kritik hervor. Das BBK betont: Es gehe um Eigenvorsorge, nicht um Militarisierung.

Ralph Tiesler ist seit 2022 Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit Sitz in Bonn. Die Behörde ist dem Bundesinnenministerium unterstellt.
Foto: Thomas Banneyer/dpa
In Kürze:
- Neuauflage des Krisenratgebers erwähnt erstmals die Möglichkeit eines Krieges.
- In sozialen Medien wächst Kritik an „Militarisierung der Öffentlichkeit“.
- Das BBK betont: Es gehe nur um allgemeine Vorsorge und um Aufklärung.
- Die Broschüre enthält neue Themen wie Cyberangriffe, mentale Gesundheit und Desinformation.
Mit einer Passage im überarbeiteten Krisenratgeber „Vorsorgen für Krisen und Katastrophen“ hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für Irritationen gesorgt. In der Einleitung des Ratgebers wird auf die Wichtigkeit und Bedeutung der adäquaten Vorbereitung auf extreme Situationen hingewiesen.
Ähnliches enthielten auch schon die Einleitungstexte zu vorangegangenen Auflagen der Broschüre. Im Jahr 2004 erfolgte die Gründung des BBK. Zuvor hatten Vorgängerbehörden bereits Handreichungen dieser Art vorgelegt – erstmals im Jahr 1990. Die neue Fassung des Ratgebers sollte stärker auf aktuelle Risiken, Lese- und Sehgewohnheiten sowie neue Lebensrealitäten eingehen.
BBK erwähnt neben Krieg erstmals auch Cyberattacken und Desinformation
Der Einleitungstext steht unter der Überschrift „Jede Vorbereitung ist wertvoll“. Anschließend versichert man den Lesern, Deutschland sei „eines der sichersten Länder der Welt“. Dennoch erlebe man es auch hier, dass Krisen die gewohnten alltäglichen Abläufe stören könnten.
Weiter heißt es: „Extreme Wetterereignisse nehmen zu. Durch Cyberattacken, Desinformation oder Sabotage finden Angriffe auf Infrastrukturen, Meinungsbildung und Zusammenhalt statt. Selbst ein Krieg scheint nicht mehr so ausgeschlossen zu sein wie noch vor einigen Jahren.“
Der Verweis auf die Möglichkeit eines Krieges war in den Vorgängerfassungen nicht enthalten. Dies sorgte in sozialen Medien zum Teil für Argwohn und Kritik, insbesondere vor dem Hintergrund vermehrter Warnungen vor einer angeblichen Bedrohung aus Russland in Politik und Medien.
BND-Chef sieht Deutschland „schon jetzt im Feuer“
Einige Nutzer auf X sehen darin einen Ausdruck der Militarisierung der Öffentlichkeit, dies umso mehr, als auch der BND-Chef und frühere deutsche Botschafter in der Ukraine, Martin Jäger, jüngst erklärte, Deutschland stehe „schon jetzt im Feuer“. Auch die Debatten über Wehrpflicht und Drohnen scheinen ein hohes Maß an Sensibilität in Teilen der Bevölkerung zu bewirken.
Die Broschüre war zuletzt 2013 in einer aktualisierten Fassung erschienen. Damals waren Naturkatastrophen, Stromausfälle oder Hochwasser die wesentlichen Szenarien, die im Zusammenhang mit den Vorsorgetipps angesprochen wurden. Diese finden sich auch in der aktuellen Fassung wieder.
BBK-Chef: Verweis auf Krieg, kein Bezug auf konkreten Konflikt
Stattdessen enthält die Neufassung des Ratgebers Hinweise zum „Schutz vor Explosionen“, zum „Erkennen von Desinformation“ und zum „Umgang mit psychischen Belastungen in Extremsituationen“. Der Präsident des BBK, Ralph Tiesler, äußerte dazu, es hätten viele Bürger im Vorfeld der Erstellung der Broschüre Sorge bezüglich des Themas Krieg geäußert.
Diesem habe man Rechnung tragen und Aufklärung leisten wollen. Es zahle sich in jedem Fall aus, „wenn man sich vorab gut vorbereitet hat“, äußerte er anlässlich der Vorstellung des Ratgebers. Man erlebe eine „Weltlage, die viele beunruhigt“. In dieser solle der neue Ratgeber „Unterstützung und Orientierung bieten, wo Menschen besorgt sind oder Informationsbedarf haben“. Deshalb habe man auch hybride Bedrohungen wie Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur oder Sabotage erstmals konkret genannt.
Allerdings warne man in der Broschüre nicht vor einem konkreten militärischen Konflikt. Ein Krieg werde nur als eine von mehreren Gefahrenlagen beschrieben, auf die man sich auf Grundlage der Empfehlungen vorbereiten könne. Es sei in der Passage nur um einen „allgemeinen Appell zur Eigenvorsorge gegangen“.
Broschüre enthält breites Spektrum an Empfehlungen
Auch gestalterisch habe man die Broschüre grundlegend überarbeitet. Auf diese Weise wollte man „stärker auf aktuelle Risiken, Lese- und Sehgewohnheiten sowie neue Lebensrealitäten“ eingehen. Zu den neu aufgenommenen Themen gehörten auch Schutzorte und mentale Gesundheit.
Das Spektrum der Empfehlungen reicht von der Planung von Vorräten über das Verstehen und Deuten von Warnungen bis hin zu Tipps zur Aufrechterhaltung des Kontakts zur Außenwelt, wenn keine Internetverbindung zur Verfügung steht. Zudem geht es um Themen wie Ernährung und Zubereitung von Speisen im Fall eines Stromausfalls, Notgepäck, medizinische Notversorgungsmaßnahmen oder sichere Orte.
Spezielle Empfehlungen gibt es beispielsweise für Menschen mit Beeinträchtigungen oder darüber, wie man mit Kindern über Krisen spricht. Die Broschüre ist in gedruckter Form, digital über die Website des BBK und über die Warn-App NINA verfügbar. Derzeit werden auch Übersetzungen in mehrere Sprachen sowie in Leichte Sprache und Gebärdensprache vorbereitet.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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